12. September 2022
On the road – go West, New Ulm, Pipeston NP
Müssen unsere gemütliche Wohnung und das ruhige Wohnviertel leider schon wieder verlassen. Matt fährt uns morgens um 8:30 Uhr zum Flughafen. Checken erstmal, wie das mit dem Gepäck für den Flug in 2 Wochen ist. Dann holen wir das Auto ab. Ein schöner Chevrolet in dunkelblau.
Um 10 Uhr sind wir on the road! Navy via Handy mit Google Maps funktioniert hervorragend. Erster Stop ist New Ulm, eine von Deutsch-Böhmen gegründete Siedlung. Nach dem Frühstück um 12 Uhr (Hunger immens) bei der Kaffee-Kette Caroun (austauschbar) Rundgang durch das Städtchen. An Deutschland erinnert noch der Glockenturm mit Glockenspiel, das just dann startet als wir dort ankommen. Kleine Figürchen drehen sich im Kreis: darunter Trachtler und Indianer, zur Musik wie „Mei Huad der hod 3 Eckn“ oder „Muas i denn muas i denn zum Städele hinaus“ sehr witzig. Weiter gibt es noch einen Maibaumverschnitt und einen Souvenirshop mit Bierkrügen u.ä. Ansonsten erinnert nichts an eine deutsche Kleinstadt (New Ulm hat 14.000 EW).
Weiter nach Pipestone und dort zum National Monument. Ein Steinbruch der Indianer, wo sie den Stein gewannen, aus dem sie ihre (Friedens-) Pfeifen fertigten. Der Stein schaut zwar fest aus, lässt sich aber sehr gut bearbeiten mit Feilen etc. Im Info-Zentrum sitzen auch ein paar Steinmetze und arbeiten und unterhalten sich gerne mit den Besuchern. Einige Infos über die Sioux. Kleiner Walk über die Prärie und vorbei am Steinbruch mit Wasserfall. Sehr hübsch!
Stopp noch bei Mäcci für eine Eiskaffee und ein Eis. Finden nichts anderes auf die Schnelle.
Um 18:30 Uhr sind wir in Mitchell und kaufen erstmal was zu essen bei Walmart. Endlich etwas bessere Preise. Aber fürs Abendessen ohne Küche was zu finden ist gar nicht zu einfach. Sind froh ein airbnb gebucht zu haben. Netter Sitz im Garten. Räume im Keller, aber gut beleuchtet und hübsch eingerichtet. Improvisieren mit Essen ein bisschen, aber werden satt.
13. September 2022
Badlands, Wall, Rapid City
Schlafe 10 Stunden. Kommen um 10 Uhr los. Zum Glück gewinnen wir auf der Fahrt zum Badlands NP wieder eine Stunde, weil wir die Mountain-Zeitzone erreichen.
Unser erster NP! Karge Landschaft mit fantastischen Felsformation, die sich über Jahrtausende in der Senke durch Auswaschungen gebildet haben. Heute ist es dort staubtrocken, aber einst müssen reißende Flüsse dem Untergrund zugesetzt haben. Übrig geblieben sind sandig aussehende rot und grau gefärbte Spitzen, die zum großen Teil tiefer, als die Prärie liegen und so sich vor dem sich Nähernden, verstecken. Zum Teil aber auch als plötzlich aufragende Wand erscheinen.
Wir steigen an vielen Aussichtspunkten und kleinen Walks aus und sind gefesselt von der öden und doch so gezeichneten Landschaft. Beim Verlassen des NP haben wir dann noch einige Präriehunde direkt neben dem Straßenrand. Aber ich glaube, die interessieren nur uns. Für alle anderen, u.v.a. für die, die hier leben, sind sie eher eine Plage.
Weiter nach Wall. Dieser Ort wird schon seit Mitchell, also 300 Meilen vorab, beworben. Die Schilder werben witzig für den Cowboy-Ort und für Kaffee für 5 Ct. und kostenloses Eiswasser. Und glaubt’s oder nicht: der Kaffee kostet 5 Ct. Mit Refill und das Eiswasser ist umsonst. Dafür drumherum 1000de Verführungen und Souvenirs. Aber wenn man wie wir eh nichts kaufen kann, da kein Platz, dann sind das doch echte Schnäppchen. Denn fotografisch ist der Ort eine Goldgrube.
Dann in Rapid City zum Walmart. Vorab noch ein verunglückter Facetime-Call von Justus – seine Verbindung ist zu schlecht, aber wenigstens so viel verstehen wir, dass es ihm in Marokko gut geht.
Der Walmart ist einfach nur riesig. Auf der Suche nach zwei Plastikschüsseln und einer Kühltasche gehe ich fast verloren!
Unsere Unterkunft in einem Trailer in einem kleinen Nest hinter Rapid City ist zwar ohne WIFI, aber dafür traumhaft ruhig mit Rehen direkt hinterm Haus.
14. September 2022
Mt. Rushmore, Needles Highway in den Black Hills
Nachts war es richtig kalt! Bis wir um 8:30 Uhr zum Joggen gehen ist es aber schon wieder angenehm. Sehr hübscher Weg durch die Hügel auf kleiner Teerstraße runter zum Fluss – 5 Km.
Dann auf zum Mt. Rushmore. Halt beim „The Profile“, ist das Profil von Washington. Dann das Monument: Mount Rushmore: Jeder von euch hat schon 1000-mal die vier Präsidenten in Stein gesehen. Von links nach rechts: Washington, Jefferson, Ted Roosevelt, Lincoln. Aber dann wahrhaftig davor zu stehen und auch das Drumherum ist doch der Grund, warum wir den weiten Weg auf uns nehmen!
Der Needles Highway in den Black Hills, der NP, der sich gleich daran anschließt und ebenso Blicke auf die vier Präsidenten bietet, ist echte amerikanische Naturgewalt. Mit amerikanischer Ingenieurskunst: Brücken statt Kehren (erst unter der Holzbrücke durch und dann in einer Schleife oben drüber), enge kurze Tunnels (zwei davon mit Blick auf die Präsidenten). Picknick auf den Steinen dort. Störend die Heli-Touri-Flüge! Sollten in unserer Zeit des Klimawandels verboten werden!
Wollten dann noch nach Custer. Aber ein staatlicher Park steht dazwischen und die Durchquerung dieses Custer Stateparks würde 20 $ kosten. Also kein Custer, sondern zurück zu unserem Trailer und lesen.
15. September 2022
Fahrtag nach Cody
Gehen am Morgen nochmal die gleiche Runde wie gestern Joggen ehe wir uns auf die weite Fahrt nach Cody machen. 600 km sind zu bewältigen und nur die Hälfte davon können wir auf einer Interstate fahren, also mit 80 Miles per hour. Schon nach einer Stunde sind wir in Deadwood. Wir machen schnell ein paar Fotos, denn das Parken im Zentrum ist teuer. Schaurig kitschig die Hauptstraße, so richtig Cowboy-mäßig. Ist auch ein Skiort im Winter. Drumrum schaut der Ort eher verwahrlost aus.
In Baffalo machen wir nur eine Kaffeepause bei Mäcci. Um 18 Uhr sind wir schließlich in Cody. Zuerst zum Airbnb. Richtig toll! Riesiges Bett, alles blitzsauber und groß. Host Kimball ist superlieb und ratscht eine halbe Stunde mit uns. Fahren dann zur Highstreet. Auch das hier so ein berühmter Westernort. Ist aber gar nicht kitschig. Breite Hauptstraße, viele Cowboy-Geschäfte. Aber nicht wie erwartet in Saloonatmosphäre. Die Rodeos gibt es nur bis Laborday. Hat eben auch kleine Nachteile, wenn man nicht in der Hauptsaison reist. Für uns aber überwiegen eindeutig die Vorteile.
Gehen Mexikanisch essen, weil Tom keine Lust auf amerikanisches Essen hat. Das wäre hier Kartoffeln und Steak. Zurück im BnB stelle ich fest, dass das WIFI sehr langsam ist. Befürchte hier den Blog nicht weiter schreiben zu können…
16. September 2022
Yellowstone NP
Werden heute früh vom Facetimeanruf durch Justus geweckt und können endlich mal länger miteinander reden, da das WIFI bei uns beiden passt. Für die Bearbeitung des Blogs jedoch reicht es überhaupt nicht. Immerhin können wir Unterkünfte für die 3 Tage nach Yellowstone buchen.
Dann großes Shopping bei Walmart für unseren Aufenthalt im NP. Dauert ziemlich lange. Kaufen auch einen Wasserkocher.
Dann noch zu Mäcci um die Einträge in den Blog zu stellen. Geht prima dort. Dann auf in den NP!
Regen und Nebel und kleine Sonnendurchbrüche zaubern eine wunderbare Stimmung und wir sind von der grandiosen Natur bereits vor dem eigentlichen NP-Eingang gefangen. Viele Straßen sind wahrscheinlich wegen dem starken Regen vor ein paar Monaten in einem sehr schlechten Zustand. Erreichen die Faithful Lodge erst um 17.30 Uhr. Nachdem wir endlich was essen, gehen wir noch eine kleine Runde um die Sinterterrassen. Der Geysir ist leider ruhig, während der 2 Stunden, die wir unterwegs sind. Aber dafür haben wir einen netten kleinen Ratsch mit einem Fotografen: Ben Arp.
Ein Mobilfunknetz haben wir hier nicht, aber in der Lobby können wir ins WIFI, das immerhin ausreicht, um eine der Unterkünfte, die wir heute früh gebucht hatten, wieder zu stornieren. Die beiden Nordausgänge des Parks sind nämlich immer noch und bis auf weiteres gesperrt. Die Nordrunde über North Dakota hatten wir heute früh schon gestrichen, weil es da nur sehr wenige und dann auch noch sehr teure Unterkünfte gibt.
Die Lodge hier ist gar nicht so einfach, wie wir befürchtet haben. Wir haben ein Queensize- und ein Einzelbett, einen Schreibtisch und ein Waschbecken und dann noch etwas Raum dazwischen. Die Einrichtung ist rustikal-schlicht und eigentlich sogar gemütlich.
Was uns hier auffällt:
Müll wird akkurat getrennt. Nicht nur im Zimmer sind Behältnisse zum Trennen vorhanden, sondern auch in der Lobby und an jedem Rastplatz mit Picknickbereich! Nicht nur im Nationalpark sehen wir keinerlei Müll auf der Straße oder auf den Wegen. Auch außerhalb des Parks ist das so. Und schließlich sind wir nun schon in der 3. Zeitzone dieses riesigen Landes unterwegs.
17. September 2022
Yellowstone:
Walk am Morgen entlang Firehole-River: Geysir-Hill, Morning Glory Pool, Black Sand Bassin und Bisquit Bassin
Fahrt am Nachmittag: Midway-Bassin mit Excelsior-Geysir und Prismatic-Spring, Lower-Bassin mit Fountain-Paint-Pot
Werden um kurz nach 6 von einem Autoalarm geweckt, aber da wir eh um 6:30 aufstehen wollten, war das okay. Wir frühstück kurz und trinken einen Kaffee / Tee. Dann los zu unserem Morgen-Walk. Eine 10-km-Runde. Sind ganz allein unterwegs die meiste Zeit. Die Stimmung mit Nebel und ein wenig Morgensonne, die durchbricht ist absolut einzigartig und die Fotomotive unendlich.
Ein Bison überquert den Holzsteg, der die meiste Zeit unser Wanderweg ist, direkt vor uns und fängt dann neben dem Weg an zu grasen. Als müssen wir mit einem Meter Abstand an dem großen Tier vorsichtig vorbei!
Als wir wieder Richtung Old Faithful Lodge kommen, kommen uns viel Menschen entgegen und wir sind so froh, dass wir so früh aufgebrochen sind. Hatten den Park fast ganz für uns. Das Morning Glory Bassin hat uns sehr beeindruckt. Und auch traurig gemacht. Ein Schild daneben erklärt, dass es seine Farbe verändert hat. Früher muss es der Blume Morning Glory geähnelt haben. Aber Menschen haben Abfall in das Bassin geworfen, wie Münzen oder Dosen und auch nachdem der Müll entfernt wurde (aufwändig mit einer Art großen Sauger), hat sich die Bakterienkultur, die für die Farben des Bassins verantwortlich sind, nicht mehr ganz erholt.
Die Erforschung der Bakterien und Kleinstlebewesen hier im Park ist für viele Wissenschaften von großer Bedeutung und bringt viele Fachbereiche ein gutes Stück voran. Zunächst konnten es die Wissenschaftler gar nicht glauben, dass es Leben in so heißem Wasser oder so basischem Wasser überhaupt geben kann. Aber so ist es! Bei über 70 Grad leben Bakterien, die es gerade so heiß mögen. Die Farbenpracht des Parks ist diesen außergewöhnlichen Kulturen zu verdanken.
Nach einer langen Pause in unserer liebegewordenen Hütte. Fahren wir ein paar weiter Highlights mit dem Auto ab. Heute ist Samstag und am späten Vormittag kam die Sonne raus. Also ist jetzt richtig viel los. Wie es hier im Sommer zugeht, will ich mir gar nicht vorstellen. Wir haben aber dennoch schöne Blicke auf Bassins, Geysire und Baumleichen.
Abends regnet es wieder. Aber erst nachdem wir wieder in unserer Hütte sind. In der Lodge-Lobby ist ganz gutes WIFI und wir konnten einen weiteren Ausbruch des Old Faithful Geysirs gemütlich im trockenen und warmen sitzend aus beobachten.
Unser Wasserkocher-Kauf hat sich richtig rentiert. Am Abend zaubert Tom mit dem kochenden Wasser wunderbare Ramen mit frischem Gemüse und Thunfisch!
18. September 2022
Yellowstone: Mammoth Hot Springs, Obsidian Cliff, Roaring Mountain, Norris Geysir Bassin
Sind heute genau vor einem Monat gestartet!
Stehen um kurz vor 6 auf. Fahren ohne Frühstück los, 85 km zu den Mammoth Hot Springs beim Albright Visitor Center. Wollten eigentlich bei einem der beiden nördlichen Eingängen den Park wieder verlassen. Doch seit den starken Regenfällen im Juni, bei dem es gerade im Norden des Parks zahlreiche Straßen einfach weggespült hat, sind diese Eingänge geschlossen.
Die Mammoth Hot Springs sind Sinter-Terrassen. Denjenigen von Pamukale in der Türkei ähnlich. Hier jedoch verändern sie ihr Aussehen sehr häufig. Das Wasser verändert seine Laufrichtung und schon werden diverse Bakterien oder Algen nicht mehr versorgt und zurück bleibt ein grauer trister Hang. Aber sobald das warme Wasser über einen Hang fließt, verwandelt sich dieser in ein buntes Schauspiel in Orange, strahlendem Weiß, sanftem Ocker oder Rostrot. Die Terrassen glitzern in der Morgensonne.
Das Albright Visitor Center liegt malerisch in einer Senke und die Straße dorthin führt durch eine enge tiefe Schlucht.
Auf dem Rückweg dann das Obsidian Cliff. Das ist ein Stein, der entsteht, wenn die Lava sehr heiß aus der Erde kommt und sehr rasch abkühlt. Wichtig ist, dass sich keine Kristalle bilden, wie das bei Bimsstein der Fall ist. Obsidian ist ein sehr glatter und sehr fester Stein, fast so hart wie Diamant. Fühlt sich toll an! Die Indianer haben daraus Werkzeuge hergestellt.
Die Roaring Mountains ist ein Berg, der voller Fumarole ist. Der Dampf ist früher wohl mit so großem Druck aus dem Berg gekommen, dass das Rumoren schon 4 Meilen entfernt zu hören war. Heute flüstert der Berg nur noch.
Dann entdecken wir ein Malheur! Tom hat den Rucksack mit unserem Frühstück im Zimmer stehen lassen. So müssen wir uns mit Tee begnügen. Dabei hätten wir so eine schöne Picknick-Stelle am Fluss gefunden.
Das Norris Bassin ist ein absolutes Highlight. Dort sind auf relativ engem Raum alle Arten von geothermischen Besonderheiten zu bestaunen. Geysire, die in rascher Folge oder sogar dauerhaft ausbrechen. Quellbecken, die so Blau strahlen, dass es unwirklich aussieht. Blubbernder Schlamm, fauchende Höhlen, gurgelnde Löcher, zischende Schlitze, brodelnde Becken, …
Zurück an der Lodge dann endlich was zu essen mit Blick auf den Old Faithful, dem wir nun schon zum dritten Mal beim Ausbrechen zuschauen dürfen.
Nachdem wir in der Lobby wieder unsere Bilder durchgesehen haben und eine weitere Unterkunft gebucht haben, gehe ich Joggen und Tom auf einen kleinen Berg.
Was uns auffällt:
Die WC-Häuschen im Park sind Plumpsklos. Habe lange gezögert die zu benutzen wegen dem Gestank. Also bei uns in den Bergen stinkt es in diesen Toiletten gewaltig. Aber hier – oh Wunder – gar nicht! Ah ha! Da sind große Kaminabzüge dran, die leiten den unangenehmen Geruch tatsächlich sehr effektiv ab. Hervorragend! Und diese Häuschen stehen so zahlreich herum, dass niemand hinterm Busch sein Geschäft verrichten muss und dann einen unansehnlichen Haufen samt Papiertaschentüchern hinterlässt.
19. September 2022
Yellowstone: Hayden Valley, Yellowstone Canyon, Artists Paint Pot
Sind wieder um 6 Uhr wach und schon um 6.30 Uhr on the road: 90 km bis ins Hayden Valley. Über allen Flüssen zieht dichter Nebel, hüllt uns oft ein und die Dampfschwaden aus den Fumarolen verstärken die herbstliche Morgenstimmung noch.
Und tatsächlich im Hayden Valley überquert eine Bisonherde die Straße, genauso wie es uns Kimball aus dem B&B in Cody erzählt hat! Die Tiere sind dort anzutreffen, weil das Flussbett viele Mineralen mitführt und die Bisons, die brauchen. Einen Bullen mit zwei Meter Schulterhöhe haben wir aber nicht gesehen.
Weiter nach Mud Vulcano. Neben dem namengebenden blubbernden Schlammbecken ist auch eine große sehr laut fauchende Fumarole, die wie ein Drache aus der Felswand herausbrüllt. Anschließend nochmal vorbei an den Bisons, die jetzt klar zu sehen sind, denn die Sonne hat den Nebel besiegt. Die Herde grast friedlich und einzelne Tiere nehmen ein Schlammbad, um sich von lästigen Insekten zu befreien.
Dann das nächste Highlight: der Yellowstone Canyon! Die tiefe steilwandige Schlucht ist bunt! Wasser ist für die v-förmige Form verantwortlich. Eine Eissperre während der Gletscherzeit hat wohl dafür gesorgt, dass sich das Wasser des Flusses staute und nach schmelzen des Eises das Flusswasser mit starker Kraft durch die Schlucht gejagt hat. So ist eventuell die Tiefe und Steilheit der Schlucht zu erklären. Die freigelegten Gesteinsschichten sind ganz unterschiedlich gefärbt, von sandsteinfarben bis rostrot ist alles dabei. Leider kommen die Farben auf den Fotos nicht rüber. Zu diesem schon atemraubenden Szenarium kommen noch zwei spektakuläre Wasserfälle hinzu. Kurz hintereinander stürzt das Wasser einmal breit und einmal sehr tief hinab. Wege führen zum Rand der Wasserfälle und wir werden sofort an unzählige Filmszenen erinnert, wo die Kanufahrer nicht merken auf welch totbringenden Sturz sie sich zubewegen. Es ist wirklich so, dass man das stürzende Wasser selbst an der Kante nicht sehen kann und hören auch nicht, da die Stromschnellen davor sehr laut sind.
Auf dem Rückweg nehmen wir zwei Tramper mit. Auf der kurzen Fahrt, die uns die beiden begleiten, erfahren wir, dass sie Couch-Surfing machen. Sie haben schon bei Mormonen gewohnt und gerade eben nächtigen sie auf dem Sofa in einem Trailer von einem Paar, das Nomadenleben betreibt. Das ist eine echt intensive Erfahrung!
Zum Abschluss noch die Artists Paint Pot: viele farbige Quellen inmitten eines Waldstücks.
Heute ist es auch am Abend noch sonnig und trocken. Genießen zum letzten Mal die große Lobby in der Old Faithful Lodge, die 1923 gebaut wurde und zwei Mal Erweiterungen erfahren hat. Die Zelte wurden nach und nach durch Cabins ersetzt. Alles hat also einen leicht geschichtlichen Charme.
20. September 2022
Grand Teton NP, Dubois, Thermopolis
Lassen uns mal ein bisschen Zeit am Morgen. Und so fahren wir erst um 9 Uhr ab. Gerade rechtzeitig, um den Grand Teton in vollem Sonnenschein mit blau-weißem Himmel bewundern zu können. Der Nationalpark schließt sich direkt an den Yellowstone NP an. Erster Stopp ist am Jacksonlake. Dort treffen wir nicht nur auf Bewunderer der 4000er Berge, sondern auch auf Hobby-Ornithologen.
Der NP hat seinen Namen von den drei Tetons, der Grand Teton ist 4.200 Meter hoch mit einem Gletscher. Zu ihm gesellen sich noch zwei kleinere Tetons. Alle drei zusammen bilden das „Matterhorn der USA“. Einen weiteren guten Blick auf das Bergmassiv hat man vom Signalhill aus.
Wir schrauben uns danach hoch auf 3.200 Meter, einer Kontinentalscheide. Das dahinterliegende Land der Shoshonen ist traumhaft mit seinen Tafelbergen und den saftigen Flusstälern. Dort liegen Ranches wie aus den besten Westernfilmen. Das bunte Herbstlaub und das sanfte Licht dieser Jahreszeit lässt eine kilometerlange Filmkulisse an uns vorbeiziehen.
Dann die Überraschung des Tages: Dubois. Eine echte Westernstadt! Ohne viel Brimborium ist hier alles, was sich ein Westernfan erträumt, nur die Pferde mit Reitern fehlen, aber immerhin ein paar Sättel über einem Balken sind zu sehen.
Beim Kaffee in einem Diner haben wir ein kurioses Gespräch mit einem Selbstversorger aus Montana. Der fit und vital aussehende Mitfünfziger ist Waffenfan, Untergangsvorhersager, Verschwörungstheoretiker… kurz alles, was man von einem Trumpisten erwartet. Wir hören ihm eine Stunde lang zu. Er empfiehlt uns doch für uns und unsere Familie ein Stück Land in den USA zu kaufen, denn demnächst geht alles vollkommen den Bach runter und dann müssen wir einen Platz haben, um uns selbst zu versorgen.
Durchqueren jetzt ödes Land mit dem Gipfel an Tristheit in Shoshoni und sind heilfroh dort keine Unterkunft gebucht zu haben, sondern noch einen weiteren Canyon, den Wind River Canyon zu durchfahren. Um dann in Thermopolis, einer netten Kleinstadt bei Veva einem weiteren supernetten Airbnb-Host zu übernachten. Nach vier Tagen mit magerer Küche, gönne wir uns einen Hamburger in einem echt amerikanischen Restaurant mit echt amerikanischen Gästen.
21. September 2022
Fahrt nach Summerset über Devils Tower
Haben bei Veva zwar schlecht geschlafen, aber es war trotzdem hervorragend dort! Kommen um 10 Uhr los.
Haben heute eine ca. 600-km-Strecke vor uns. Fahren weiter durch romantisches Farmland, aber auch durch öde Landstriche. Stellen fest, dass die Anregungen, die an uns vorbeisausen schon genug Abwechslung sind. Zu Hause hören wir während langer Fahrtstrecken oft ein Hörbuch, aber hier würde uns das Überfordern. Es gibt einfach zu viel neben der Straße zu entdecken. Leider finden wir heute kein kleines süßes Städtchen für einen Café-Stopp. Stattdessen gibt es beim Eingang zum National Monument „Devils Tower“ ein Eis und einen Becher Kaffee im Souvenirshop.
Der Devils Tower wurde von den Indianern auch „Bear Lodge“ oder „Bad God’s Tower“ genannt. Die Weißen haben daraus dann den „Teufelsturm“ gemacht. Es handelt sich um einen 264 m hohen einsam stehenden Felsen mit einem Plateau, der längsgestreift ist. Also aus scheinbar lauter vertikalen Steinstreifen zusammengesetzt. Die geologische Erklärung dafür ist, dass vor 50 Millionen Jahren heiße Magma einen Lavastrom nach oben gedrückt hat, der aber nicht die Erdoberfläche erreicht hat. Erst durch Erosion ist er langsam nach vielen Jahrtausenden hervorgetreten, weil dieser Stein um ein vielfaches härter ist, als es seine umgebende Erdschichten waren.
Die Geschichte der Indianer ist romantischer. Sieben Schwestern haben sich vor einem Bären auf einen Baum in Sicherheit gebracht. Der Bär hat am Baum gekratzt und geschabt, aber die Schwestern nicht erreicht. Der Baum wurde zum Felsen und die sieben Schwestern zum Sternbild der Plejaden.
Der Fels und die Umgebung sind für die Indianer heiliges Land und in den Bäumen drum herum wehen ihre Gebets- und Wunschtücher. Theodor Roosevelt hat alles 1906 zum ersten Nationalen Monument der Staaten erklärt und es so vor Plünderungen und Schändungen geschützt.
Später haben die UFO-Gläubiger verbreitet, dass hier ein Landeplatz für die Außerirdischen ist 😊
Am Abend checken wir für zwei Nächte in ein großes Privatzimmer bei Rapid City ein. Das WIFI ist prima!
Was uns hier auffällt:
Die Amis sind definitiv keine Pfennigfuchser sind. Warum? Wenn sie es wären, würden sie genauestens über die Steuern, die bei jeder Rechnung noch obendrauf kommen, Bescheid wissen. Die meisten Preise auch im Supermarkt sind Nettopreise. Nirgendwo steht, wieviel Steuer an der Kasse noch hinzukommt. Laut Matt ist das von Staat zu Staat und sogar von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Oder noch ein Beispiel: Stellen fest, dass auf unserer Kreditkarte oft nach dem Tanken nochmal 1 Dollar berechnet wird. Für das Zahlen mit Kreditkarte? Wird nirgendwo angekündigt. Dafür stehen die Amis auf kaufe 3 und zahle 2. Eigentlich ja auch viel leichter zu verstehen 😉
22. September 2022
Custer
Haben heute zum ersten Mal Pech mit dem Wetter. Es ist drüb und leicht regnerisch.
Den Gegenentwurf zum Mt. Rushmore, Grazy Horse sehen wir leider nicht, denn der liegt in dichtem Nebel auf seinem Hügel. Können also auch nicht sagen, ob der aus dem Felsen herausgearbeitete legendäre Indianer auf seinem Pferd schon fertiggestellt ist. Immerhin hat sein Bildhauer bereits 1948 mit seiner Arbeit daran angefangen. Aber soweit wir erfahren haben am Eingang, sind seine Nachfahren, des bereits verstorbenen Bildhauers mit polnischen Wurzeln, noch fleißig am gestalten.
Was macht man also bei tristem Wetter? Durch Geschäfte bummeln! Wir können zwar nur ein Geschenk für Matt kaufen, aber das Suchen danach macht Spaß. Außerdem gehen wir zum Lunch in ein typisches Diner.
Nachdem wir noch Lebensmittel für den Abend und auch gleich für morgen eingekauft haben, sind wir in der Unterkunft. Tom bucht Flüge und verzweifelt an der Buchung eines Mietwagens.
Die Zahlung per Kreditkarte sollte mit einem Code, der per SMS versandt wird, bestätigt werden. Das geht aber weder mit Toms Handy noch mit meinem. Toms Handy hat noch die deutsche Simkarte drin und ist deshalb dauerhaft im Flugmodus. Und bei mir ist die amerikanische Simkarte drin mit einer amerikanischen Nummer für SMS. Das Problem haben wir auch mit mancher App. Paypal dasselbe. Dieses System, dass Verifizierungen via SMS gemacht werden, sind bei Auslandsreisen ein Problem oder eine Grauzone… Eine weltweite Simkarte wäre echt eine tolle Sache. Mal schauen, wie wir das Problem lösen werden…
23. September 2022
Fahrtag nach Minnesota
700 km ist eine lange und heute zum großen Teil langweilige Aufgabe. Zum Glück haben wir ein spannendes Hörbuch!
Unser Ziel ist ein unbedeutender Ort in Minnesota, 200 km vor Minneapolis / St. Paul. Haben dort ein kleines wunderschön gestaltetes Studio via airbnb gefunden, das unsere Erwartungen sogar noch übertrifft. Die zwei Nächte hier brauchen wir um unsere nächsten Wochen zu organisieren.
Ich gehe noch ein Runde im Ort joggen. Durch Einfamilienhaussiedlungen mit alten und neuen Häusern auf riesigen Rasengrundstücken. Mit dem Gärtnern haben es die Amerikaner nicht so. Nur die Feuerstelle und der Grill ist in jedem Garten vorhanden. Auf der breiten Hauptstraße ein paar Geschäfte und ein kleiner heruntergekommener Park am Ende dieser Straße.
Dann ruft uns zum Glück Felix an und kann uns mit unserem Sim-Karten-Problem helfen. Das werden wir morgen gleich testen.
24. September 2022
Dawson in Minnesota / Organisationstag
Gut, dass wir heute einen Ruhetag haben, denn Tom ist erkältet. Hoffen, dass heute der Höhepunkt ist.
Genießen es uns Kaffee oder Tee machen zu können, wann immer wir möchten. Unser Essen selbst zu zubereiten und einfach mal in Ruhe alles organisieren zu können: Buchungen von Zimmern für die nächsten Wochen, Flüge und Mietwagen buchen.
Der Trick von Felix, das Roaming auszuschalten und den Flugmodus rauszunehmen klappt! Toms Handy hat ja noch seine deutsche Simkarte drin. So kann man SMS im Ausland empfangen ohne horrende Gebühren zu bezahlen. Die Zwei-Faktoren-Identifizierung der Kreditkarte ist so möglich. Also alle nötigen Buchungen erledigt.
Und den Blog haben wir auch weitergeführt. Ich habe es sogar geschafft Videos einzustellen!
25. September 2022
zurück in St. Paul
Lassen uns in Dawson viel Zeit um auch noch die letzten Minuten in dem süßen Studio auszukosten und alles so zu packen, damit wir für den Flug nach Denver/Colorado alles fertig haben.
Schnell noch die Simkarte verlängern und ein Wiesn-Bier für Matt kaufen. Dann sind wir endlich zurück in St. Paul bei Matt. Der war die letzten zwei Wochen bestimmt mega fleißig, um sein Haus vorzeigbar zu machen. Ist wirklich hübsch, auch wenn er noch viel Arbeit vor sich hat. Schauen gemütlich Football am TV. Die Tickets sind einfach zu teuer: Minimum 60 Dollar pro Person.
Zum Essen geht es in einen BBQ-Laden. Das Fleisch ist wirklich der Hammer. So weich und aromatisch! Egal ob Pulled Pork oder Rippchen alles kann mit der Gabel zerteilt werden. Für uns ist nur ungewohnt, dass das Essen auf ein Tablett mit Papier gelegt wird und die Beilagen in kleinen Papierförmchen draufstehen.
Haben viel Spaß mit Matt und den beiden Hunden 😊