Gaby’s Tagebuch – Tennessee und New Orleans 18.10. – 28.10.2022
Gaby’s Tagebuch – Tennessee und New Orleans 18.10. – 28.10.2022

Gaby’s Tagebuch – Tennessee und New Orleans 18.10. – 28.10.2022

18. Oktober 2022
Flug nach Memphis

Nach einem kleinen Frühstück noch im B&B fahren wir direkt nach Denver um das Auto zurückzubringen. Da wir für eine Stunde Mietverlängerung 20 Dollar zahlen müssten (der ganze Tag kostet 60 $ bei Verlängerung, 45 $ bei Buchung) müssen wir um 11 Uhr am Flughafen sein. Das schaffen wir pünktlich! Da wir alle Schäden versichert haben gibt es bei der Rückgabe keinerlei Probleme. Geben einfach nur den Schlüssel ab und werden dann mit dem Shuttlebus zum Terminal gefahren.

Der Denver-Flughafen ist riesig mit drei Terminals à 55 Gates. Die Einrichtung ist schlicht, also keine schönen Loungesessel für die, die länger warten müssen. Wir lümmeln also über drei Stunden dort rum. Sind heute mit einer der Billigfluggesellschaften unterwegs. Der Abflug ist schon mal 45 Minuten zu spät. Der Einstieg unorganisiert und die Sitzplatzverteilung chaotisch. Vier Reisende werden schlussendlich einfach so auf zum Glück noch freie Plätze verteilt. Aber das dauert! Das Wort Beinfreiheit ist in diesem Flieger vollkommen daneben, denn ich mit meinen 1,67 m habe gerade so Platz. Die Sitze selbst sind fast so dünn wie einfache Holzsitze. Die Fluggesellschaft? Frontiers… Service ist nett, aber alles kostet extra. Na ja, wir fliegen nur zwei Stunden.

Der Flughafen in Memphis ist sehr schön eingerichtet und wir werden überall mit Jazzmusik beschallt. Leider werden wir aber nicht mehr in den Genuss dieses Flughafens kommen, denn in einer Woche werden wir von Memphis aus mit dem Zug nach New Orleans weiterfahren.

Die Autovermietung hält die nächste Überraschung für uns bereit. Das einzige Auto, das sie noch übrighaben (angeblich) ist ein weißer Pick-up! Was sollen wir damit? Der Innenraum ist eng und mit der Ladefläche können wir nicht viel anfangen, außer unsere Lebensmitteleinkäufe dort hineinstellen. Aber für eine Woche geht das schon, zumal wir hauptsächlich auf dem Land in einer Wohnung chillen und planen werden. Die Erfahrung mal mit so einem monströsen „Ding“ zu fahren ist auch ganz nett.

Außerdem sind wir mit diesem Vehikel hier stilgerecht unterwegs. Steuern noch einen Supermarkt an. Mittlerweile ist es fast 20 Uhr, weil wir die Uhr wieder um eine Stunde vorstellen mussten auf die central time. Haben wir in den letzten drei Wochen auf dem Colorado Plateau nur eine Handvoll Schwarze (ob man nun Farbige oder Schwarze sagt oder ganz was anderes… wir wissen es immer noch nicht) gesehen, sind wir nun im Supermarkt die einzigen Weißen!

Unser B&B ist wunderschön. Das kleine Häuschen der jungen Dame ist in einem französisch anmutenden Stil eingerichtet, blitzsauber und sehr gemütlich mit Wohlfühlatmosphäre. Basteln uns schnell einen Salat zusammen und der Hund des Host schaut uns treuselig an und wartet auf einen Leckerbissen. Damit muss man durchaus klarkommen können, dass die Hosts Haustiere haben. Aber seit der Erfahrung mit den beiden Hunden bei Matt, bin ich da ganz entspannt.

Schließlich kommt Amy noch heim und wir haben einen herrlichen Ratsch mit ihr über das Reisen. Eine Amerikanerin, die schon als Au-pair in Paris gelebt hat und in Südamerika rumgereist ist und mehrere Fremdsprachen spricht – eine Rarität!

Das Bett steht in einem großen Zimmer und hat eine Daunendecke. Herrlich! Es ist nämlich gerade kalt hier, eine Kältefront. Meist liegen hier auf den Betten über den großen Leintüchern nur dünne Steppdecken. Da fehlt einfach der Kuschelfaktor. Was man auf Reisen nicht alles zu schätzen lernt!

19. Oktober 2022
Memphis und Fahrt nach Selmer

Bei Amy brühen wir uns einen frisch gemahlenen Kaffee auf. Die Frau hat Stil. In der Regel wird hier dem Gast eine Kapselmaschine zur Verfügung gestellt, eine sogenannte „Keurig“. Funktioniert wie die diversen Kapselmaschinen bei uns, aber im Gegensatz zu uns gibt es nur ein einziges System. Und das im marktorientierten Amerika, oder gerade deswegen?

Sind um 10 Uhr in der Beale Street, der Musikermeile in Memphis. In dieser Stadt haben sich zum ersten Mal Weiße und Schwarze zusammengetan, um gemeinsam Musik zu machen. Alle Größen des Musikgeschäfts waren und sind (?) hier aufgetreten und haben hier ihre Hits produziert. Allen voran Elvis, dessen Graceland sich auch hier befindet. Die Eintrittspreise dafür aber sind so hoch, dass wir als Normalos, also nicht herausragende Elvisfans nicht bereit sind so viel zu zahlen. Morgens um 10 ist es total still in der Beale Street. Da haben noch nicht einmal die Souvenirgeschäfte geöffnet.

Überhaupt ist die Stadt wie ausgestorben. Wie eine Stadt, deren Bewohner im Urlaub sind. Sind hier alle in der Musikbranche und schlafen deshalb bis in den Nachmittag? Auch die Fußgängerzone ist verwaist und am Mississippi ist auch nichts los. Nicht einmal Jogger sind unterwegs.

Als wir gegen eins zu unserem Auto zurückgehen, sind in der Beale Street wenigstens ein paar Senioren-Touristen.

Dazwischen waren wir im Museum „The Hall of Fame“. Da sind ein paar Bühnenkostüme, Platinschallplatten und Musikvideos zu sehen. Also eigentlich nicht wirklich ein Museum wert.

Wir werden uns am Ende unserer Tennessee-Runde Memphis nochmal am Abend anschauen. Sind gespannt auf den Unterschied.

Die Fahrt aufs Land in ein Dorf namens „Rose Creek Village“ dauert knapp zwei Stunden und wir sehen entlang der Straße hunderte Gotteshäuser (bible-belt!) und zum ersten Mal Baumwollfelder. Dunkle Äste, kniehoch mit Wattebäuschen dran. Einkauf bei Walmart – logisch – und dann beziehen wir eine kleine Zwei-Raum-Wohnung in dem Biodorf. Idyllisch hier.

Hier bleiben wir für vier Nächte. Entspannen, planen und organisieren.

Wir gehen auch täglich joggen. Aber auch hier finden wir keine Waldwege. Als ich dann auch noch an einem Mann vorbeijogge, der direkt neben der Landstraße Schießübungen veranstaltet, würde ich auf gar keinen Fall mehr versuchen einen eventuell vorhandenen Waldweg zu finden.

20. bis 22. Oktober 2022
Rose Creek Village

Haben die drei Tage damit verbracht unsere weiteren Tage in USA, Neuseeland und Australien zu planen und zu organisieren. Mit den Jungs Video-Calls zu machen. Ich habe unseren Blog auf Vordermann gebracht und Fotos sortiert.

Außerdem waren wir joggen und haben viel gelesen.

Die Buchung der Unterkünfte und Autos und Flüge ist sehr zeitaufwändig und man muss höllisch aufpassen, um nicht in irgendwelche Kostenfallen zu tappen. Das sogenannte Kleingedruckte lesen ist immer noch ein sinnvoller Tipp! Gerade bei booking.com verstecken sich bei den Buchungen in USA immer wieder Kosten, die zu dem angezeigten Preis noch hinzukommen: z.B. Resort Gebühren und v.a. Steuern. Aber auch bei der Beantragung von Elektronischen Visas lauern Fallen. Man kann tatsächlich auf irgendwelchen Agenturseiten landen, die den Regierungsseiten täuschend ähnlichsehen, aber für das Visum den 10-fachen Preis verlangen!

Mit unserer Kalifornien-Runde haben wir so unsere Probleme. Teure Unterkünfte… Las Vegas darf auf gar keinen Fall an einem Wochenende besucht werden, da dann die Preise fürs Hotel sich verzehnfachen. Das Amargosa-Hotel in der Nähe vom Deadvalley, das wir vor 30 Jahren für einen Morgenkaffee aufgesucht hatten und sich uns ins Gedächtnis gebrannt hat. Ist nicht wirklich schön, aber dafür umso teurer. Wir hatten damals im Auto geschlafen in diesem Ort in der Wüste, der aus einem sentimentalen Grund ein Opernhaus hat, wo an einigen wenigen Tagen im Jahr auch Opern aufgeführt werden. Außerhalb der Spielsaison ist dort aber nicht viel los. So wenig, dass sich der Hotelier nicht mal aus seinem Schaukelstuhl bequemte, als wir nach einer Tasse Kaffee gefragt hatten, sondern einfach mit dem Daumen hinter sich auf ein Tischen gezeigt hat… Jedenfalls als wir uns entscheiden doch die Runde über Arizona und dessen Wüsten-NPs zu machen, viel es auf einmal ganz leicht die Runde zusammenzustellen und gute Unterkünfte zu finden. Soll wohl so sein!

Das kleine Rose Creek Village in dem sich unsere Unterkunft befindet ist ganz idyllisch. Es gibt ungefähr 20 Häuser verstreut und mit Schotterstraßen verbunden und viel Rasenfläche dazwischen. Es wird Biogemüse angebaut und im Farmshop verkauft. Wer aber nun denkt, dass die Leute, die hier wohnen begeisterte Gärtner sind, liegt falsch. Gepflegte Gärten sind in den USA eher die Seltenheit. Wir sehen weder hier noch anderswo die Menschen auf ihren Terrassen sitzen oder gar ums Lagerfeuer herum. Die Feuerstellen gibt es zwar aber jetzt im Herbst, da es ja Sinn machen würde, haben wir noch nie ein Lagerfeuer gesehen oder auch nur gerochen. Unserer Beobachtung nach sitzen die Menschen in ihren Häusern. A apropos sitzen: Selbst in dieser kleinen Kommune gehen die Leute nicht zu Fuß. Vor jedem Haus steht ein kleiner elektrisch betriebener Golfcart. Dabei misst ein Rundgang ums Dorf nicht mal einen Kilometer.

23. Oktober 2022
Nashville

Wir machen uns auf in die Country-Musik-Stadt Nashville. Um dort hinzugelangen, nehmen wir eine kleinere Straße, um möglichst viel vom Land zu sehen. Heute ist Sonntag und vor den Kirchen stehen viele Autos.

Manche Kirchen sind nur etwas bessere Wellblechhütten, andere gleichen kleinen Schlössern aber die meisten sind einfach nur schlichte Bauwerke mit einem kleinen spitzen Turm auf dem Dach und einem Kreuz an der Außenwand. Wir waren in keiner der Kirchen drinnen. Außerhalb des Gottesdienstes sind die Häuser geschlossen und mitten in einen Gottesdienst hineinplatzen wollten wir auch nicht. Die Anzahl der Kirchen ist schon deutlich höher in diesem Landstrich, der zum Bible-Belt gehört. Gemeint sind damit die Staaten, in denen der evangelikale Protestantismus integraler Bestandteil der Kultur ist. Genau definiert ist das Gebiet nicht, aber im Groben handelt es sich um die Südstaaten von Texas bis Virginia. Das sind auch diejenigen, die zumindest teilweise einer wortwörtlichen Auslegung der Bibel anhängen.

Leider kommen wir an keinen Baumwollfeldern mehr vorbei, aber dafür wieder mal an vielen wunderschön gefärbten Laubwäldern. Dazwischen stehen Häuser einsam auf weiten Rasenflächen. Es herrschen Häuser mit Klinkerwänden vor. Auch wenn auf den Veranden fast immer zwei Schaukelstühle oder Korbstühle stehen, sehen wir darin nie jemanden sitzen, obwohl sonniges nicht zu warmes Wetter herrscht und Sonntag ist.

Die paar Dörfer, durch die wir fahren, sind ausgestorben. Die vorherrschende Supermarktkette ist „Dollar Family“. Darin besteht das Angebot vornehmlich aus Junk-Food. Auch auffallend ist, dass das ländliche Tennessee weiß ist. Selbst in Nashville sehen wir nur ganz wenige Schwarze oder andere Ethnien.

Nashville! Wie immer in den USA ist die Stadt sehr großflächig angelegt und eigentlich merken wir nur schleichend, dass wir (eventuell) schon in Nashville sind. Es beginnt damit, dass wir durch eine Gegend fahren, in der eine riesige Villa mit parkähnlichem Grundstück nach der anderen steht. Als wir schließlich die hohen verglasten Bürohäuser sehen, ist klar, dass wir die City erreicht haben.

Die Musikerstraße ist das Ende des Broadways, der Upper Broadway. Die Straße endet dann am Cumberland-River. Auf nicht einmal einem Kilometer reihen sich die Musikschuppen aneinander. Alle haben ihre Fenster geöffnet, so dass man einfach auf dem Gehweg stehen bleiben kann, um zu hören, ob einem die Band gefällt. Man fühlt sich dabei aber auch rasch inmitten einer Kakophonie. Alles ist sehr bunt und laut und voll hier. Der große Unterschied zum Ballermann ist, dass hier niemand Alkohol auf der Straße trinken darf. Dazu muss man in die Kneipen gehen. Oder mit einer dieser auch bei uns zu sehenden radelnden Bars rumfahren. Je später der Nachmittag, umso mehr Betrunkene gibt es aber dann doch auf den Wegen und uns wundert, dass mitten durch diese vielen Feierwütigen eine vierspurige Straße geht. Aber um Missverständnisse vorzubeugen sind an den Kreuzungen alle Fußgängerampeln entweder gleichzeitig auf Rot oder Grün und man darf auch quer rüber gehen.

Neben den Bands ist es auch sehr spannend die Vergnügungssüchtigen zu betrachten. Da sind natürlich die Junggesellinnen unterwegs in Cowboyhut und Jeansshorts. Nicht immer eine Augenweide. Viele Frauen verwechseln schicke Kleidung mit Bordelloutfits. Genauso viele schauen aus, als hätten sie sich eben mal eine Pause vom Hausputz genommen. Von den Männern brauchen wir erst gar nicht zu reden. Wobei der Typ im Batman-Anzug schon wieder Stil hat 😉

Wir glauben, dass die Glanzzeit von Nashville, als ein Johnny Cash hier zum Star wurde, lange vorbei ist. Dennoch Musik ist an jeder Ecke und strömt auch aus jedem Fenster!

Heute haben wir zum ersten Mal ein Hotelzimmer gebucht. Also immer in einem solchen anonymen Kasten zu übernachten, wäre nichts für uns. Sind so froh, dass es AirBnB gibt. Ansonsten würden wir einen Camper oder ein Zelt bevorzugen.

24. Oktober 2022
Memphis: Civil Rights Museum

Fahren heute zurück nach Memphis. Nehmen dafür den großen Highway (Interstate). Auf dieser Straße sehen wir nichts von den Orten, aber dafür haben wir die volle Auswahl an Restaurantketten. Wir entscheiden uns für das „Cracker Barrel“. Das zeichnet sich aus durch einen Oldfashion Style: Es ist gebaut wie eine große Blockhütte mit gemauertem offenem Kamin und viel Trödel an den Wänden. Dazugehörig ist auch ein Shop, in dem es von Süßigkeiten über gusseisernen Pfannen, Handcremes und Strickwaren bis hin zu Weihnachtsdekos alles Mögliche zu kaufen gibt. Das Essen ist bodenständig geschmacksfrei. Typisch für amerikanische Restaurants ist, dass die Beilagen nicht vorgegeben werden, sondern man auswählen kann: Kartoffelbrei, Fritten, Gemüse… Salat aber gilt als Vorspeise. Bei Getränken gibt es einen Refill, außer bei Bier oder Wein (bedauerlich). Immer spannend ist es die anderen Gäste zu beobachten. Heute fällt uns besonders ein Mann auf, der nachdem er seine Serviette auf seinem Schoß zurechtgelegt hat, in sich kehrt und betet, bestimmt zwei Minuten lang.

Fahren kurz drauf von dem Highway ab, um endlich auf ein Baumwollfeld zu gehen und die Pflanzen von Nahem zu betrachten. Die Wolle fühlt sich wunderbar weich an, aber die restlichen Pflanzenteile sind ganz schön hart und scharfkantig. Die Wolle zu pflücken war kein Zuckerschlecken. Süß schaut die Ernte aus: die weißen Bäusche werden in rosa Plastik eingerollt. Ähnlich den grünen Rollen auf unseren Feldern.

In Memphis besuchen wir das Civil Rights Museum, das in dem Motel eingerichtet ist, auf dessen Balkon im August 1963 Martin Luther King erschossen wurde. Wir hatten gehofft den Kampf der Schwarzen um ihr Recht als gleichberechtigte Bürger besser einordnen zu lernen. Aber leider ist das Museum fast überfrachtet mit Informationen zu vielen Kämpfern für die Freiheit. Was uns fehlt ist ein guter Überblick über die zeitlichen Abfolgen und Einordnungen. Es macht den Anschein, als wäre es nicht für Ausländer gemacht, als würde ein gewisses Grundwissen über den Rassenkampf in den USA vorausgesetzt werden.

Mit einer Idee gehen wir dann schon raus und können unsere Lücken dank Wikipedia gut füllen. Im Bürgerkrieg 1861-1865, in dem die Konföderierten gegen die Yankees gekämpft haben, also die Südstaaten für die Erhaltung der Sklaverei und die Nordstaaten für die Abschaffung jener, sind ziemlich viele Schwarze mit falschen Hoffnungen in den Krieg gelockt worden. Die Verluste waren auf beiden Seiten enorm. Die Sklaverei wurde abgeschafft um dann aber im Süden durch die Segregation ersetzt zu werden – die Rassentrennung. Die wurde erst 1954 durch den Supreme Court aufgehoben. Als Grundlage diente der sogenannte „Doll Test“. Indem man schwarzen Kinder eine weiße und eine schwarze Babypuppe zur Auswahl für bestimmte Attribute zeigte, hat man gemeint zu beweisen, dass die Trennung in Schwarz und Weiß dazu führt, dass die schwarzen Kinder sich als Menschen 2. Klasse fühlen.

Erst in den 1960igern wurde die Aufhebung der Rassentrennung im Süden umgesetzt. 1964 der Civil Rights Act und 1965 der Voting Rights Act. Aber damit war es leider nicht getan. Der Ku-Klux-Clan hatte gehörig was dagegen und hat es geschafft, dass die Polizei immer wieder im rechten Moment nicht „vor Ort“ war, um ihre Verbrechen zu unterbinden oder gar zu ahnden. Besonders schlimm war das in Birmingham, Alabama.

Zwei Busse werden im Museum ausgestellt. Der eine zeigt den Bus mit Rosa Parks drin, die sich 1954 geweigert hat in den für Schwarze vorgesehenen hinteren Bereich des Busses zu gehen. Dazu hört man die Stimme des Busfahrers, der sie immer strenger auffordert, den Bereich zu verlassen. Damals mussten Schwarze sich vorne beim Fahrer die Fahrkarte kaufen, dann wieder aussteigen, um schließlich hinten wieder einzusteigen. Wenn ein Weißer den Sitzplatz haben wollte, mussten sie den Platz freigeben. Der zweite Bus ist der in Birmingham gesprengte Bus. Dieser war in der Aktion „Freedom Rides“ unterwegs. Der Greyhoundbus war prinzipiell die Institution, die mehr Mobilität und damit Freiheit fürs Land brachte. Aber wieder mal nur für die Weißen. Den Schwarzen wurde das Reisen mit dem Bus stark erschwert. Wenn es z.B. bei einem Halt keine Toiletten für Schwarze gab, dann konnten die eben nicht ihre Notdurft verrichten…

Mit dem Voting Rights Act war es aber noch nicht vorbei. Denn es galt noch dafür zu kämpfen, dass gleiche Arbeitsbedingungen, Wohnbedingungen, Bildungsbedingungen, …es für Schwarze geben sollte. Das ist wohl bis heute noch nicht erreicht. Denn obwohl nur 6% der Bevölkerung Schwarze sind, sind sie in der Kriminalstatistik eher bei über 20%. Gerade eben, da ich diesen Eintrag schreibe fahren wir mit dem Zug durch den Staat Mississippi. Die Orte hier entlang der Bahnstrecke schauen aus wie Slums!

Die meisten Kämpfe der Schwarzen verliefen friedlich.

Unser Eindruck von Memphis: Es ist eine „schwarze“ Stadt, es ist eine arme Stadt, es ist eine besondere Stadt.

Fahren dann nochmal den Supermarkt vom Ankunftstag vor 7 Tagen an. Jetzt am Nachmittag sind wir wieder die einzigen Weißen darin. Anschließend geben wir unseren unpraktischen Pickup am Flughafen ab und testen zum aller ersten Mal „Uber“ aus. Klappt hervorragend! Unser Fahrer ist aus Mississippi. Die Grenze zu diesem Bundesstaat ist gleich südlich von  Memphis. Nicht viel zu tun dort sagt er, aber die Steuern sind niedrig. Unser Hotel ist gruselig!

25. Oktober 2022
Zugfahrt nach New Orleans

Die Bestellung über die App von Lyft für ein Auto um 6 Uhr morgens hat nicht funktioniert. Also doch Uber, aber im Unterschied zu einer Vorbestellung – die hätte gestern Abend für morgens um 6 Uhr 45 $ gekostet – kostet die Fahrt nun nur 8,50. Allerdings dauert es bange 10 Minuten, ehe ein Fahrer für uns gefunden wurde. Also das Vorbestellen einer Fahrt lohnt sich nicht und ist auch nicht sicher.

Wir kommen noch rechtzeitig zum Bahnhof, bzw. zum Gleis, denn anscheinend besteht der Memphis Bahnhof nur aus einem Gleis mit Plattform. Der Zug steht schon da. Ein Sitzplatz ist gleich gefunden, denn entgegen den anderen Fahrten vorab, ist dieses Mal der Zug, der vielbesungene „City of New Orleans“, höchstens zu einem Drittel besetzt.

Wir machen es uns bequem für die acht Stunden Fahrt. Gehen zweimal ins Panorama-Abteil, um dort Kaffee zu trinken. Da stehen die Sitze zum Fenster hin ausgerichtet und der Waggon ist mit extra großen Fenstern ausgestattet. An uns zieht der Bundesstaat Mississippi vorbei. Wir sind schockiert, wie arm und heruntergekommen die Ortschaften, durch die wir fahren aussehen. Oft sind die Geschäfte leerstehend, Fenster vernagelt. Die Menschen sind fast ausschließlich schwarz und schlürfen über die Straße. Die Gärten der schäbigen Häuser sind mit Unrat vollgestellt, die Straßen voller Schlaglöcher und meist verwaist. Wenn wir es nicht besser wüssten, würden wir uns mitten in einem armen afrikanischen Land vermuten. Unser Uberfahrer von gestern Abend hatte also Recht: nicht viel los hier. Und niedrige Steuern sind für die Infrastruktur offensichtlich nicht förderlich. (Nette Parallele zu dem Premierminister-Drama in Großbritannien… wie kann jemand immer noch denken, dass niedrige Steuern für die Reichen zu Wachstum für alle führen kann???)

Wir haben gestern im Civil Rights Museum im Rahmen einer Sonderausstellung auch gelernt, dass zwischen 1910 und Anfang der 1930iger ein jüdischer Geschäftsmann namens Rosenfeld zusammen mit einem Farbigen namens Washington Schulen für farbige Kinder gebaut hat. Wir denken ein gutes Bildungssystem ist die Grundlage für den Wohlstand einer Gesellschaft. In einem Land aber, in dem die Bildung sehr stark vom Wohlstand der Eltern abhängt, kann man wohl kaum von einem guten Bildungssystem sprechen. Ohne annähernd gleiche Bildungschancen kann es leicht zu Frustration und Perspektivlosigkeit kommen und Hoffnungslosigkeit. Dann schauen Ortschaften so aus, wie sie entlang der Bahntrasse im Bundesstatt Mississippi aussehen.

Entgegen allen Unkenrufen zu den legendären Verspätungen des Amtrak-Zuges von Chicago nach New Orleans (20 Stunden Fahrtzeit), kommen wir 30 Minuten früher als vorgesehen in New Orleans an. Anders als die Bahnhöfe der Städte im Norden, ist dieser hier im Süden schäbig.

Und noch einmal eine Uberfahrt, zu unserem B&B. Nachdem wir den Dreh nun raushaben, gönnen wir uns den Luxus die schweren Rucksäcke nicht mehr so lange durch die Gegend zu tragen. Die Fahrt ist auch ziemlich lustig, denn tatsächlich (Cousine Petra aufgemerkt!) gibt es auch weiße Männer, die links und rechts verwechseln. Wir hören die nette Dame vom Navi links sagen und der Fahrer fährt rechts und schimpft, dass das doch alles so nicht stimmen kann. Wenn man als Fahrgast weiß, dass man nicht für die Umwege des Fahrers zu zahlen hat und nicht in Eile ist, ist das durchaus amüsant 😉

Unser B&B ist in einem Shotgun-Haus. In New Orleans gibt es viele Häuser, die sehr schmal und dafür sehr lang sind. Wenn dann noch zwei Häuser spiegelgleich aneinandergebaut werden, die Doppelhäuser bei uns, dann nennt man die Shotgun-Häuser. Für unser 5-Zimmer B&B wurden allerdings zwei Häuser zu einem vereint. Die Häuser stehen auch unglaublich nah beisammen. Fürs Ausleihen einer Tasse Mehl, muss die Hausfrau (oder -mann) nur die Hand zum Fenster rausstrecken, um die Leihgabe in Empfang zu nehmen.

Dann auf zum French Quarter! Das ist das älteste Viertel der Stadt, die bereits 1792 von einem Franzosen namens Bienville gegründet wurde. Der Besitz der Stadt ging dann ein paar Jahre zwischen den Franzosen, Spaniern und Amerikanern hin und her. Im Bürgerkrieg hat sich Nola – so der kurze Spitzname der Stadt – sehr schnell auf die Seite der Konföderierten geschlagen und wurde von vernichtenden Schlachten oder Kriegshandlungen verschont. Einst war die Stadt als Bankenmetropole in Konkurrenz zu New York. Der Mississippi war die wichtigste Handelsader des großen Staatenbundes. Aber natürlich hat der Fluss der Stadt auch viele Probleme bereitet. Das große Delta des Flusses neigt immer wieder zu starken Überflutungen. Die letzte große war „Katrina“ 2005. Im Moment allerdings führt der Fluss zu wenig Wasser.

Die Häuser im French Quarter sind wunderschön mit ihren schmiedeeisernen reich geschmückten Balkonen im 1. Stock und den Arkadengängen mit Geschäften und Bars und Restaurants darunter. Da es hier die berühmte Bourbon-Street gibt, die einzige Straße in USA, auf der der Genuss von Alkohol auf der Straße erlaubt ist, sind viele „Gestalten“ unterwegs. Aber alles nicht unangenehm, sondern eher laut und bunt und schillernd. Schließlich ist Nola auch die Stadt der Lesben und Schwulen und Künstler.

26. Oktober 2022
New Orleans, Garden District

Wir starten den Tag mit einer kleinen Joggingrunde. Mancher hat über das Viertel, in dem unser AirBnB liegt, geschrieben, dass er sich hier nicht sicher fühlte. Wir stellen fest, dass es ganz einfach ist, wenn man die Menschen anlächelt und „hello“ sagt. Dann bekommt man ein Lächeln und ein Winken zurück. Es gibt sogar einen schmalen Park (schmal und lang, wie die Häuser hier) mit Outdoor-Fitnessstudio.

Unser Host stellt kostenlos Muffins und Burritos und Kaffee zur Verfügung, so dass wir gestärkt und fit zu unserer Besichtigungstour starten. Es gibt hier eine alte Straßenbahn, genannt „Street-Car“. Die ist komplett aus Holz und man fühlt sich darin um mindestens 100 Jahre zurückversetzt. Leider ist auch das Bezahlsystem so alt. Man muss die 1,25 $ passend haben. Haben wir aber nicht. Also sind wir erstmal weiter zu Fuß unterwegs. Gibt ja so viel zu sehen.

Die Canalstreet ist die Einkaufsmeile von Nola, aber eigentlich gibt es nur billige Ramschläden und ein Nobeleinkaufszentrum. Ein paar Hotelketten und Büros in Hochhäusern haben sich in die Innenstadt auch verirrt. Was wir nicht finden, ist eine seriöse Bank.

Kommen vorbei am St. Louis Friedhof. Den kann man aber nur mit einer geführten Tour besichtigen. Wir entscheiden uns dagegen. Wir denken, das ist für Amerikaner etwas Besonderes, dass Tote in einem Mausoleum begraben werden. Wir als Europäer kennen das sehr gut. Die ersten Einwohner in New Orleans haben versucht ihre Toten, wie üblich unter der Erde zu begraben. Aber das Wasser hat die Toten wieder hochgespült. Also mussten sie für ihre Toten kleine Steinhäuser bauen. Überall sonst in den USA werden die Toten auf einer Wiese, dem Friedhof begraben und es kommt ein aufrechtstehender Stein darüber.

Den Garden Destrict, einen Stadtteil der Wohlhabenden mit Villen, die v.a. Mitte des 19. Jh. erbaut wurden, erschließen wir uns anhand einer geführten Tour aus dem Internet. Da stehen Häuser, die heute von Schriftstellern bewohnt werden, die als Drehort für Filme wie „Benjamin Button“ gedient haben und v.a. einfach wunderschön sind. Dazwischen nochmal ein alter Friedhof, der Lafayette-Friedhof. Benannt nach der ehemals eigenen Stadt „Lafayette“, die aber später eingemeindet wurde.

Dann schließlich doch noch eine Fahrt mit dem Streetcar und einem Café im French Quarter. Hübsch eingerichtet, aber den Kaffee bekommen wir wieder mal im Wegwerfgeschirr.

Wollen unbedingt die Cajun-Küche ausprobieren. Diese besondere Küche New Orleans ist auf den französischen Einfluss der Gründer und der ersten Zeit dieser Stadt zurückzuführen. Lange wurde in Nola auch nur Französisch gesprochen. Da wir kein richtiges Restaurant finden können, gehen wir zum Take-Away, den unser Host empfiehlt. Es gibt Shrimps und Fischfilets sehr scharf gewürzt mit Reis. Die Portionen sind so groß, dass uns eine gereicht hätte. Die „Gumbo“, den typischen Eintopf hier, heben wir uns für morgen auf.

Was wir den ganzen Tag nicht gesehen haben, war ein ganz normaler Supermarkt. Es gibt nur Läden, die Fast-Food verkaufen, Chips, Softdrinks und Bier. Gemüse und Obst Fehlanzeige. Wir vermissen die Gemüsehändler! Die großen Supermarktketten müssen am Stadtrand sein, aber da wir kein Auto haben, sind die für uns unerreichbar.

27. Oktober 2022
New Orleans: Frenchmanstreet und -market

Die meisten wichtigen Straßen im French Quarter laufen von Nord nach Süd auf den Mississippi zu. Eine jedoch macht eine Ausnahme. Die Frenchmanstreet verläuft parallel zum Fluss und endet im Frenchmarket. Der wiederum ist direkt zu Beginn des Hauptplatzes im French Quarter, dem Jackson Square.

Ab dem Washington Square Park wird die Frenchmanstreet interessant, denn ab dort beginnt das Leben zu pulsieren. Eine kleine Auszeit in dem Park ist nett, denn Parks sind in dieser Stadt rar gesät. Warum das so ist? Tja, vielleicht einfach, weil die Menschen hier in kleinen Häusern mit kleinen Gärten leben. Vielleicht auch, weil es in dieser Stadt so viele große schattenspendende Bäume in den Straßen gibt. V.a. die Virginia Eiche ist ein beeindruckender Baum mit einer sehr breiten Krone!

Der Frenchmarket ist natürlich ein Touristenmarkt, wo man die Mardi Gras Ketten kaufen kann, die Masken für Mardi Gras, Schmuck und afrikanische Kleidung… Als Mardi Gras bezeichnen die Einwohner von Big Easy (eine andere Bezeichnung für New Orleans) nicht nur den Faschingsdienstag, sondern die gesamte Faschingszeit. In USA spielt der Karneval keine große Rolle, dafür haben sie ja Halloween. Aber in Nola ist Mardi Gras ganz wichtig und ein Teil davon sind bunte Perlenketten, die das ganze Jahr über in den Bäumen oder wo immer es den Einwohnern gefällt, rumhängen.

Aber auch Halloween wird gefeiert und die Häuser sind fantasiereich geschmückt. Ist ja auch ein wirklich passendes Fest für eine Stadt, in der Voodoo und Wahrsagerei betrieben wird.

Heute erleben wir im Frenchmarket aber auch um den Jackson Square Platz herum viele Straßenmusiker, die teilweise hervorragenden funkigen Jazz spielen. Die Stimmung ist mitreisend fröhlich und lebenslustig.

Ein bisschen was hat New Orleans mit New York immer noch gemein, auch wenn Nola keine Finanzmetropole mehr ist: beide Städte sind individuell, die Einwohner exzentrisch und die Architektur jeweils charakteristisch.

Nicht gemeinsam haben sie, dass es in Nola viele Obdachlose gibt, keine öffentlichen Restrooms und keine Wasserspender.

Und dann noch ein kleines Highlight zu Mittag. Wir haben ein Café entdeckt wo es richtiges französisches Baguette und knusprige Stangen gibt. Wir bestellen uns ein Baguette, das mit echtem Mozzarella, Parmaschinken und knackigem Gemüse gefüllt ist. Dazu Kaffee aus Porzellantassen. Mein Gott, wie wir gutes Essen vermissen. Auch wenn wir viel selbst kochen, wenn du nur labbriges Industriebrot kaufen kannst, hilft der beste Belag nicht. Die ach so tolle Cajun-Küche oder die leckeren kreolischen Gerichte haben wir nicht finden können.

Sind gespannt, was uns in Kalifornien erwartet. Morgen geht’s mit dem Flieger nach LA. Leider nicht mit dem Amtrak, weil die Fahrt fast 40 Stunden dauert.

28. Oktober 2022
Flug nach LA, Moorpark

Fahren mit dem Bus zum Flughafen in New Orleans. Das kostet tatsächlich nur 1,25 $ und ist recht bequem. Wir gehen nur 5 Minuten zur Haltestelle und müssen einmal umsteigen. Schräg ist nur, dass die Bushaltestellen nur durch ein kleines Schild gekennzeichnet ist und man entweder die App installiert haben muss oder das Geld passend.

Der Flughafen ist etwas schäbig. Aber die Billigfluggesellschaft „Spirit Airlines“ ist wirklich prima. Der Check-In am Schalter würde zwar was kosten, aber die Dame dort geht mit uns zum Self-Check-

In-Automaten und zeigt uns, was zu tun ist. Das Einsteigen ins Flugzeug findet nach Boardingzonen statt und sehr freundliche Flugbegleiter und Piloten begrüßen uns. Unser Glück ist auch, dass der Flug nicht ausgebucht ist und wir so die 3er Sitzreihe für uns haben. Die Beinfreiheit ist genauso gut (oder schlecht) wie bei United Airlines und enorm viel besser als bei Frontier Airlines! Der vier Stunden Flug ist prima zu bewältigen.

Der Flughafen in LA ist riesig. Aber die Organisation ist hervorragend. Innerhalb einer Stunde vom Landen bis zum Sitzen im Mietauto! Und die Angestellte der Mietwagenfirma war super nett und fröhlich.

Um 19 Uhr verlassen wir das Gelände und fahren bei Dunkelheit auf einem der 4-5spurigen Highways Richtung Norden. Unser Ziel ist ein kleiner Ort in der Nähe von Malibu. Im B&B empfängt uns eine ältere Lady: Künstlerin und Hundezüchterin. Sie heißt Lynda und hat schon ein paar Gläser Wein intus, ist aber sehr nett und großzügig. Unser Zimmer ist angenehm groß und sauber, nur das Gemeinschaftsbad ist leider nicht sauber.

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