26. September 2022
Flug nach Denver/Colorade und Weiterfahrt nach Alamosa
Stehen um 6 Uhr auf und bekommen von Matt noch einen leckeren Cappuccino. Dann checke ich die Koffer ein und Tom bringt das Auto zurück. Der Flug ist okay auch wenn wir keine Sitzplätze mehr nebeneinander bekommen. Aber dauert nur zwei ein halb Stunden nach Denver. Von einer grünen Stadt in eine braune Stadt. In St. Paul / Minneapolis sind aus der Vogelperspektive viel grüne Bäume und Seen zu sehen. In Denver ein ganz anderes Bild: das Gras ist braun, keine Bäume, alles schaut wüstenähnlich aus.
Der Flughafen ist riesig! Verbindungszüge zwischen den Gates und kleine Busse, um zu den Autovermietungsstationen zu kommen. Haben jetzt einen SUV. Entscheiden uns wieder für eine Chevrolet, denn mit dessen Steuerung kennen wir uns schon aus. Dann erstmal raus aus der großen Stadt. Und eine Stunde später rein nach Colorado Springs. Wundern uns über die Begrüßung „Olympic Town“. Haben wir da was verpasst. Nein, haben wir nicht, aber die Stadt ist für viele Sportarten Olympiastützpunkt. Schaut richtig hübsch und wohlhabend aus. Ach ja, und es ist viel wärmer hier. Gerade richtig, so um die 25 Grad – sehr angenehm nach den kalten Tagen im Yellowstone und auch in St. Paul hat der Herbst Ende September schon Einzug gehalten.
Gehen in ein Diner, dem Black Bear, um Burger zu essen. Die werden hier tatsächlich auf richtigen Tellern serviert!
Kaufen dann in Alamosa noch ein paar Lebensmittel bei Safeway, der sich als um einiges teurer als Walmart herausstellt. Obwohl er kein Biosupermarkt ist. Aber bis auf das Bier und meinen Frühstücksapfel hätten wir uns alles andere sparen können. Im Blockhaus ist alles vorhanden. Es ist ein riesiges Blockhaus! Gebaut aus riesigen Baumstämmen mit einem alten riesigen gusseisernen Ofen. Denis, der Host ist eine schräge sehr mitteilsame ältere Cowgirl-Lady. Ich gehe noch Joggen. Einzige Möglichkeit ist die schnurgerade Straße vom Haus weg zu laufen. Ich komme mir vor als würde ich eine Flugzeuglandebahn entlanglaufen!
Sobald es dunkel geworden ist, sehen wir die Milchstraße am Himmel!!!
27. September 2022
Great Sand Dunes
Unser Blockhaus-Airbnb gefällt uns echt prima, wenn da nicht der andere Gast wäre. Ein Geschäftsmann, der die Küche/Wohnraum als Büro verwendet und die ganze Zeit telefoniert. Aber so ist das eben in WGs 😉
Heute steht ein weiterer Nationalpark auf dem Plan. Einer, der nicht so bekannt ist, aber deshalb nicht weniger spektakulär. Zunächst einmal aber sei erwähnt, dass wir uns hier auf auf 2.300 Höhenmeter befinden! Eine 30 Meilen lange schnurgerade Straße führt uns an den Rand eines Bergmassivs mit ein paar 4.000er Gipfeln. Das Gestein dieses Massivs ist zum Teil so brüchig, dass der Wind es forttragen kann. So hat sich am Fuß des Gebirges ein Sandhaufen gebildet, der mittlerweile Dünen von über 200 Höhenmetern aufweist. Feinster Wüstensand! Der Aufstieg ist dementsprechend beschwerlich, aber bei den herbstlichen Temperaturen mit um die 23 Grad ist das selbst bei schönstem Sonnenschein, doch gut zu schaffen.
Die Blicke sind einfach unglaublich! Sind oft an die Sahara in Marokko erinnert. Nur sind dort Kamele und leider auch Quads unterwegs. Hier ist oh Wunder kein motorisiertes Gefährt erlaubt, das Lärm verursachen würde. Nur Jugendliche, die mit geliehenen Holzbrettern die Hänge hinuntergleiten.
Nach einem Picknick gehen wir dann noch einen kleinen Walk in die Bergwelt, die hinter den Dünen liegt. Wir staunen, dass hier neben Birken (auf dieser Höhe) und Nadelbäumen auch Kakteen wachsen.
Sind dann schon gegen 4 wieder in der Blockhütte, um die Atmosphäre zu genießen. Der Geschäftsmann ist seit heute Nachmittag bei der Hochzeit seiner Schwester – Puh!
Gut, dass wir die Milchstraße gestern gesehen haben, denn heute sind ab Nachmittag immer mehr spektakuläre Wolkenmassen aufgezogen und später am Abend hat es dann auch geregnet.
28. September 2022
Wulf Creek und Mesa Verde NP
Unser Blockhausaufenthalt war wirklich prima und unser Host Debi ein echtes Ex-Cowgirl und gewiss ein herzliches Orginal.
Das Hochplateau ist von schnurgeraden Straßen durchwirkt. Eine davon nehmen wir heute Richtung Berge und kommen vorbei an großen Kartoffelfeldern, die mit noch größeren landwirtschaftlichen Maschinen bestellt werden. Ist etwas trist hier.
Dann aber als wir in die Sangre De Christo Mountains kommen bietet sich uns ein ganz anderes Bild. Tiefe Schluchten, gewundene Straßen und bunte Herbsthänge. Wir bewegen uns auf über 2.000 Metern über dem Meeresspiegel, aber die Vegetation ist ganz anders als wir das von unseren Alpen gewohnt sind. Während in unseren Breiten ab 2.000 Höhenmetern kein Baum mehr wächst, ist hier üppiger Wald mit Nadelbäumen und vielen Birken. Die Birken sind in herbstliches gelb und orange gefärbt. Colorado liegt eben auf einem Breitengrad der etwa Südspanien entspricht und dann herrscht hier noch trockenes Kontinentalklima.
Wir fahren durch Skiorte wie Beaver Creek (aus dem Ski-Weltcup bekannt) oder auch Wulf Creek. Die Orte schauen aus wie aus einem Wild-Westfilm! Und wir machen einen kleinen Walk zu einem Wasserfall, der über Lavagestein in die Tiefe stürzt.
Auch das große Gebiet des Nationalparks Mesa Verde besteht aus vielen tiefen Schluchten. Die Vegetation ist hier aber eher, wie wir es aus den trockenen Gebieten des Südens kennen. Ende des 19. Jh. haben hier zwei Cowboys auf der Suche nach ihren Rindern eine alte Indianersiedlung der Anasazi, aus dem Stamm der Navajos, gefunden. Felsensiedlungen unter die Überhänge der Sandsteinwände gebaut. Ab 800 v. Chr. hat sich der Stamm hier angesiedelt, ab 1100 Häuser gebaut und um 1300 alles wieder verlassen. Die Archäologen gehen davon aus, dass die Siedlungen einfach zu erfolgreich wurden. Damit ist die Zahl der Menschen über den Punkt hinausgestiegen, an dem ein Überleben in den Felsenwohnungen mit der dazugehörigen Trockenlandwirtschaft noch möglich gewesen sein sollte. Diese Ausgrabung ist im Übrigen die einzige gelistet UNESCO-Weltkulturerbestätte der USA. Leider kann man nur mit Rangern direkt zu den teilweise mehrstöckigen Häusern hingehen. Es herrscht Einsturzgefahr. Die Wohnungen waren nur über Leitern vom Plateau aus zu erreichen.
Fahren weiter nach Cortez. Einer dieser typischen amerikanischen Orte ohne Charme und Herz. Dort haben wir ein Zwischenübernachtung und gehen im Ort mexikanisch essen. Na ja… Sind froh, dass wir bei unseren nächsten Airbnbs Kochgelegenheiten haben!
29. September 2022
Fahrt durchs Monument Valley nach Big Water (Page/Lake Powell)
Telefonieren heute früh erstmal sehr lange mit Justus, der ja die letzten 3 Wochen in Marokko war. Und dann auch noch mit Elke, denn über Nacht hat der Hurrikan Ian Fort Myers Beach sehr hart getroffen! Sie hatten zwar schon vorab ihre Reise nach Florida im Oktober gecancelt, aber jetzt wäre es wohl unmöglich gewesen dort in 2 Wochen Urlaub zu verbringen. Die Nachrichten tagsüber auf CNN zeigen katastrophale Bilder. Wir werden Rainer und Elke also nicht in New Orleans treffen – schade…
Haben einen langen Fahrtag vor uns: Quer durch Indianer-Reservate und das Monument Valley, alles Navajo-Land. Hinzu kommt noch, dass Tom meinte ohne Navi fahren zu müssen… Das hat uns wohl einen Umweg von 200 km gekostet. Aber ohne diesen Fauxpas wären wir nicht durch New Mexico gefahren. Das ist anscheinend ein sehr armer Bundesstaat. Das merken wir auch, als wir die Grenze zu Utah überfahren. Mit einem Mal ist die Straße in einem um Welten besseren Zustand.
Aber noch schlimmer sind die Siedlungen und Ortschaften, an denen wir in New Mexico vorbeifahren. Das sind Bilder, die wir so eher in Südafrika in den ärmeren Vierteln gesehen haben. Trostlose Barackensiedlungen, mit kaputten Autos davor und viel Müll am Straßenrand. Traurig zu sehen, wie die Ureinwohner dieses großen Landes leben müssen.
In Shiprock haben wir uns von den Szenen der Stadt (u.a. auch eine Kirmes mit vielen Fahrgeschäften) so ablenken lassen, dass wir eine weitere Abzweigung verpasst haben.
Wie anders doch die Landschaft hier ist im Vergleich zu den bewaldeten Bergen Colorados gestern! Wüste! Aber mit geologischen Schönheiten! Jeder kennt die Tafelfelsen, die hier in roter Färbung inmitten der kargen Vegetation und dem roten Sand wie Riesen in der Gegend stehen.
Die Landschaft im Monument Valley raubt uns den Atem!
In Page dann Großeinkauf für unsere nächsten drei Nächte in Big Water. Dort haben wir uns bei Adam eingemietet. Ein sehr kommunikativer Kerl, der uns viele Tipps für die Gegend um den Lake Powell und auch zum Zion NP geben kann. Hat einen eigenen Youtube-Kanal und ist sehr froh mit uns einen neuen Abonnenten zu haben 😊
In Page waren die Übernachtungsmöglichkeiten viel zu teuer. Big Water ist nur 20 km weiter und wir haben hier wieder einmal eine richtig gute Airbnb-Unterkunft. Es gefällt uns wirklich sehr bei Privatleuten zu übernachten. Die kleinen Gespräche mit den Hosts und die Einsichten in „normale“ amerikanische Häuser sind fantastisch. Immer wenn wir am Straßenrand eines jener typischen Motels sehen, sind wir froh nicht dort zu übernachten. Die großen Hotel- und Motelketten sind eh indiskutabel – zu steril.
30. September 2022
Toadstool Hike und Horseshoe Bend, Lake Powel
Unser Hals ist von der trockenen Luft hier ziemlich gereizt, so dass wir nachts öfter aufwachen und einen Schluck trinken müssen. Dass wir ausgerechnet hier in einem Wasserbett schlafen ist echt witzig und eine Erfahrung für sich.
Haben wir im Yellowstone alle unsere Kleiderlagen nutzen müssen, um nicht zu frieren. Reichen jetzt wieder Shorts und T-Shirt. Überschreiten heute die 30-Grad-Marke. Aber bis 14 Uhr ist es eigentlich ganz angenehm und danach kommen Wolken und viel Wind, so dass die Hitze, die ja auch noch eine trockene ist, gar nichts ausmacht. Als wir schon in unserem Zimmer sind kommt auch noch ein kurzer, aber sehr heftiger Regenguss.
Aber zurück zum Anfang. Wir fahren zu einem kleinen Walk, dem Toadstool Hike. Es geht ein trockenes kleines Flussbett hoch zu einem Plateau, wo sich fantastische und farbenprächtige Gesteinsformationen befinden.
Dann wollten wir einen längeren Walk zu einer engen Schlucht machen. Aber nachdem wir die unbefestigte Wellblechpiste ein paar Meilen zum Start der Wanderung gefahren sind und schon einen Kilometer gegangen sind, haben wir gesehen, dass sich hinter uns schwarze Wolken auftürmen. Da wir das Wetter hier nicht einschätzen können und auch ganz allein unterwegs waren, sind wir lieber wieder umgedreht. Denn der Weg führt zu einer so schmalen Schlucht, dass man die Wände mit den ausgestreckten Armen links und rechts gleichzeitig berühren kann. Wir hoffen, dass es morgen besser aussieht mit dem Wetter.
Also auf zum Lake Powell. Einen kurzen Blick auf das Wasserbecken dieses riesigen Stausees, der seit Jahren sehr stark schrumpft. Und weiter zum Horseshoe Bend. Dort macht der Coloradoriver eine 360-Grad-Schleife und man kann von oben in die tiefe Schlucht und auf die grüne Windung des Flusses hinabschauen. Würden gerne dort Kanu fahren, aber wir befürchten, dass das Permit und die Verleihung der Kanus unverhältnismäßig teuer sind.
Das ist so ein leidiges Problem. Es gibt ja auch noch ein paar weitere so enge spektakuläre Schluchten, wie die, die wir heute dann doch nicht gemacht haben. Für fast alle jedoch gilt, dass man nur mit einem Führer dort hineindarf und das kostet dann pro Person 200 Dollar. Sehr schade! Das ist doch ein richtiger Batzen Geld. Warum?
Fahren noch kurz zum Strand von Lake Powell. Dort soll man laut unserem Host baden gehen können. Sind überrascht, dass man dort direkt am See für wenig Geld campen kann. Allerdings schaut der Strand eher nach Wüste mit einem Wasserloch aus. Dazu geht noch ein so starker Wind, dass wir förmlich sandgestrahlt werden. Das Baden lassen wir, denn der See schaut in unseren Augen nicht sehr einladend aus.
1. Oktober 2022
Buckskinn Gulch Slot Canyon
Bevor ich damit beginne von unserer überwältigenden Wanderung heute zu erzählen, muss ich erstmal über eine Kuriosität der Staaten berichten. Es gibt ja wie schon mal erwähnt 4 Zeitzonen: die Ostküsten-, die Zentral-, die Mountain- und die Westküstenzeitzone. Wir befinden uns hier in Page an der Grenze zwischen Utah (Westküstenzeitzone) und Arizona (Mountainzeitzone). Wenn man nun an seinem Handy die Einstellung so gewählt hat, dass es die Zeitzone automatisch einstellt, denn passiert es in dieser Gegend, dass die Uhr immer wieder hin- und herspringt. Die Uhr am Handy, damit auch die Uhr am Display vom Auto und meine Sportarmbanduhr ist auch damit gekoppelt. Wenn ich dauerhaft wohnen würde, hätte ich wohl eine analoge Uhr 😉
Unser Host jedenfalls hat zwei Uhren in seinem Haus hängen und weist ausdrücklich darauf hin, nach welcher Uhr sich die Check-Out-Zeit richtet 😊
Unser Host ist aber sonst ganz entspannt und überlässt uns neben unserem Zimmer praktisch sein ganzes großes Haus und die Terrasse. Klasse in wie vielen Wohnungen wir jetzt schon leben durften.
Und dieser Host ist es auch, der uns auf unsere heutige Wanderung hingewiesen hat. Die Gegend hier ist bekannt für seine Slot Canyons, also ganz enge Schluchten. Bei den meisten davon ist es nur mit Führer erlaubt dort hineinzugehen. Aber wenn man eine längere Wanderung in Kauf nimmt und sich für die Wanderung bei der Indianerverwaltung gegen eine kleine Gebühr anmeldet, dann kann man selbstständig und (fast) umsonst die Naturbesonderheit erobern.
Der Weg zum Canyon ist auch wirklich lang: ca. 6 km einen trockenen Flusslauf entlang. Die Natur ist aber auch hier schon beeindruckend. Roter Sand, rote und weiße Felsen mit unglaublichen Strukturen, brüchiger Sandstein, Blumen im kargen Boden, Eidechsen und seltsame Insekten, Spuren von Tieren im Sand. Und dann natürlich auch noch der Kitzel, ob man auf dem richtigen Weg ist und wann denn die Enge Schlucht beginnt. Wir treffen nur einen Menschen, der bereits auf dem Rückweg ist und uns bestätigen kann, dass wir richtig sind. Allerdings kann man den Canyon nicht ganz durchwandern, weil er wegen der Regenfälle gestern nach ein paar Kilometern zu matschig wird.
Wir treffen auch ein weiteres Pärchen, dem wir sagen können, dass sie auf einem anderen Weg sind, als sie dachten. Und dann können wir noch einer weiteren Großfamilie dabei helfen, den Weg doch noch weiterzugehen. Aber das war’s dann auch schon mit den Menschen auf der 15 km langen Strecke.
Der Canyon war alle Mühen wert! Und auf dem Rückweg bekommen wir noch einen besonderen Kitzel, denn es sind Gewitterwolken aufgezogen und ein Donnergrollen begleitet uns ein paar Kilometer. Aber zu unserem Glück zieht das Wetter an uns vorbei. Dafür ist das Licht und der Himmel nochmal sehr dramatisch und prima zum Fotografieren geeignet.
Die Dusche nach der sandigen Tour war ein Genuss und das schlichte Essen superlecker!
Ich aktualisiere dann noch unseren Blog.
2. Oktober 2022
Fahrt nach Kanab und Sand Caves
Lassen uns Zeit am Vormittag und erledigen noch Emails und Buchungen. Das Packen geht mittlerweile routiniert schnell, in 15 Minuten sind wir abreisefertig.
Es sind 80 km nach Kanab unserer nächsten Station. Adam hat uns den Tipp gegeben, dass man in der Gegend auf dem Gelände eines Tierschutzvereins prima vegan essen gehen kann. Immer mittags von 11.30 – 13.00 Uhr gibt es dort für 5 $ ein Mittagsbuffet einschließlich Kaffee und Kuchen. Also endlich mal ein gesundes Essen, wenn auch nicht so lecker zubereitet, wie wir das von veganen Restaurants in anderen Ländern kennen. Dafür können wir auf einer Terrasse sitzen, die einen umwerfenden Blick über die rot gestreiften Tafelberge und ein tiefes Tal bietet.
Mal ein kurzes Intermezzo zur amerikanischen Ernährung. Wenn bei uns in Deutschland Gemüse und Obst nur als B-Ware ankommt, weil die Deutschen nicht bereit sind entsprechend viel für Lebensmittel auszugeben. Dann bekommen die Amis nur C-Ware! Aber kocht hier überhaupt jemand? Wir sehen nur, dass sich die Leute was zu essen holen. Vieles ist leider zerkocht und raffinierte Würzung kommt praktisch nicht vor. Im Moment sitze ich gerade in unserem B&B und schaue einer asiatischen Großfamilie, die eben neu eingecheckt haben beim Kochen zu. Die haben sogar ihren eigenen Reiskocher dabei und taschenweise Lebensmittel. Weit und breit kein Fast-Food.
Und was uns noch auffällt ist, dass es außerhalb der Großstädte kein „Savoir-Vivre“ gibt. Die Leute sitzen zwar schon im Café, aber nur um zu speisen und nicht um einen Espresso oder einen Aperitif zu genießen, wie wir das aus Spanien oder Italien kennen.
Eigentlich wundert es uns, dass nicht noch viel mehr Menschen in USA viel zu dick sind.
Nach unserem gesunden Lunch fahren wir zu roten Sanddünen. Werden aber leider enttäuscht, denn die befinden sich innerhalb eines State Parks und der Eintritt ist ziemlich gesalzen. Darüber hinaus sehen wir schon von Ferne, dass die Dünen mit unzähligen motorisierten Fahrzeugen durchpflügt werden. Schade!
Dafür kommen wir bei den Sand Caves wieder großartige Natur zu sehen und das sogar umsonst. Nur der Aufstieg zu Höhlen hat es ein wenig in sich.
Heute kommen wir bei unserer neuen Unterkunft mal richtig früh an. Und dieses Airbnb ist eines der Extraklasse! Blitzsauber, riesige Gemeinschaftsräume und alles wunderhübsch gestylt mit super netten Hosts. Perfekt.
Ich jogge noch eine Runde durch den kleinen Vorort von Kanab. Eine langsame Runde, denn wir sind hier auf 1.500 Metern über dem Meer und die Luft ist staubtrocken. Laufe an Villen mit Wüstengärten vorbei, aber auch an schäbigen Barackenhäusern. Alles innerhalb weniger Kilometer bzw. im gleichen Vorort-Viertel.
3. Oktober 2022
Kanab
Werden um 6 Uhr von Justus Anruf geweckt. Meine Schuld ich habe mich mit der Zeit verrechnet. Die Zeitverschiebung….
Während wir noch ein bisschen weiter dösen, hören wir Donnergrollen. Das Wetter heute ich unbeständig und bewölkt, sogar eine Wetterwarnung gibt es. Also entscheiden wir uns für einen ruhigen Tag mit der Erkundung von Kanab und Umgebung und einem weiteren veganen Mittagsbuffet im Angels Café.
Zuerst zu einem natürlichen Steinbogen inmitten tiefroten Sandes. Dann einem weiteren Bogen auf einer leichten Anhöhe, den man aber nur von weitem sehen kann, denn er steht auf Privatgrund.
Schauen uns das Gelände von „Best Friends“ zu dem auch das Angels Café gehört genauer an. Ein sehr großes Areal, wo viele herrenlose Tiere ein Zuhause finden und von vielen überwiegend ehrenamtlichen Tierliebhabern liebevoll betreut werden. Für diese Helfer ist das vegane Buffet wohl v.a. gedacht. Aber wir haben uns nicht nur des Preises wegen in die „Best Friends“ ein bisschen verliebt.
Danach die Überreste einer Westernstadt, die als Kulisse für eine TV-Serie in den 50igern bis hinein in die 70iger diente. Heute sind nur noch ein paar Bretter übrig!
Schließlich noch der Ort Kanab. Da die Touristensaison sich dem Ende neigt, sind schon viele Geschäfte mit Ausverkauf beschäftigt oder manches Café bereits geschlossen. Nicht viel los hier, aber man wird auf Schritt und Tritt von Größen und Stars des alten Hollywoods begleitet. Die ganze Hauptstraße (daneben gibt es eh nicht mehr viel) ist mit Tafeln zu Schauspielern und ihrer dazugehörigen Vita gesäumt. Schauspieler und Schauspielerinnen, die in den 1940igern bis 1960igern v.a. ihre Glanzzeit hatten. Sehen aber auch eine Tafel mit dem jungen Jack Nicholson. Entsprechend den Tafeln gibt sich auch die Stadt: alles ein bisschen wie in den 50igern und 60igern. Ganz nett.
Den Rest des Tages verbummeln wir in dem wunderhübschen Airbnb.
4. Oktober 2022
Grand Canyon
Am morgen mit dem Pärchen aus Las Vegas geratscht. Auch über die Größe USAs im Vergleich zu Europa oder Deutschland. Sie meinten, die Regierung würde die USA immer größer machen als sie ist. Meinten die Ausdehnung von Ost nach West wären 2000 Meilen. Wir sind von St. Paul zum Yellowstone schon 2000 Kilometer gefahren, also 1250 Meilen. Ich glaube das Land ist zu groß für seine Leute 😉
Ach, und noch was Lustiges. Unser Host hier meinte zu den Mülltreffeimern im Küchenbereich: Die sind für die Kalifornier. Wir trennen hier nicht, müssten viel zu weit fahren dafür! Also Mülltrennung, Umwelt- und Klimaschutz ist in USA etwas, das die Großstädter tun. Siehe Beitrag New York.
Heute stand wieder ein Natur-High-Highlight (ein High reicht einfach nicht) auf der Liste: der Grand Canyon. Wir sind zum Nord Rim gefahren. Dort ist der Canyon zerklüfteter und man kann von erhöhten Punkten auf den flachen Süd-Rim (Rand) schauen. Haben viele Besucher gehört, die meinten, dass sie sich nach den Eindrücken auf der Nordseite, die lange Fahrt zur Südseite (über 200 km) glatt sparen könnten. Die wunderschöne Grand Canyon Lodge aus den 1930igern liegt auch auf der Nordseite. Diesmal haben wir leider keine Cabin dort gebucht, denn die Preise sind weit über unserem Budget.
Die Ausmaße und die Weite des Canyons sind für menschliche Augen eigentlich nicht zu erfassen. Von der Nord- zur Südseite sind es 10 Meilen, die Sicht bei klarem Wetter – wie heute – beträgt 100 Kilometer. Wir fahren mehrere Aussichtspunkte an auf unterschiedlichen Höhen gelegen – die höchste auf 2700 HM der Point Imperial – und können uns gar nicht satt sehen. Machen auch einen kleinen Walk von der Lodge aus am Canyonrand entlang, denn nur vom Auto raus zum Aussichtspunkt und zurück, da fehlt mir dann doch das Feeling für die Natur. Eine längere Wanderung hinab zum Colorado haben wir uns nicht zugetraut. Immerhin müssten dafür 1400 Höhenmeter hinab und auch wieder hinauf gestiegen werden plus vielen Kilometern. Die Lodge für die Wanderer unten im Canyon „Phantom-Ranch“ ist auch hoffnungslos ausgebucht.
Die Erdgeschichte des Grand Canyon beginnt vor zwei Milliarden Jahren, als sich die ersten Ablagerungen sogenannte Sedimente gebildet haben. Die wurden dann 200 Millionen Jahre später von tektonischen Urgewalten zu acht bis zehn Kilometern hohen Bergketten aufgeworfen. Dann kam wieder Hitze und Druck und Magma. Rosa Granitadern bildeten sich. Es dauerte Jahrmillionen, bis das Gebirge von Wind und Wasser abgetragen wurde und schließlich unter einem Urmeer verschwand. So konnten sich erneut Sedimente bilden. Das Ganze wiederholte sich noch eine Weile. Erst vor etwa sechs Millionen Jahren fand der Colorado River seinen Weg zu dem Plateau und fing an sich in das Gestein zu schneiden. Heute ist er schon 1.200 Meter unterhalb des Rims, also dem obersten Rand des Plateaus. Und seine Arbeit ist noch nicht beendet. So wird der Grand Canyon sich immer weiter verändern.
Der Colorado River hat seinen Namen von seiner rötlichen Farbe, die daherkommt, dass er sehr viel rotes Sediment mit sich führt. Angeblich soll er mittlerweile grün durch den Canyon fließen, denn der Staudamm, der den Lake Powell erschuf hält das Sediment zurück. Es lagert sich im See ab. Am Horseshoe Bend ist der Fluss tatsächlich grün, aber im Canyon sehen wir ihn rötlich braun weit unten dahinfließen.
Die Natur ist hier im Herbst so wunderschön. Wieder faszinieren uns die Farben der Birken: weiße Stämme mit gelben und orangen Blättern, die so wunderschön im Wind wispern. Wir, mit Heimat in der bewaldeten hügeligen Region von Deutschland, fühlen uns einfach wohl mit hohen Bäumen um uns rum. Sehen auch ein paar Wildtiere: unseren ersten Kojoten! Schaut ein bisschen wie ein etwas zu groß geratener Fuchs in grau aus. Und eine kleine Schlange kreuzt unseren Weg.
Sind spät im B&B und gönnen uns eine Flasche Wein.
5. und 6. Oktober 2022
Zion NP mit Zwischenübernachtung in Hurricane
Müssen heute leider unser Spitzen-B&B in Kanab verlassen. Zuvor aber noch ein Videocall mit unserem jungen Globetrotter-Ehepaar! Felix und Anna werden am 6. Oktober nach Kenia aufbrechen und für ein halbes Jahr unterwegs sein. Jetzt hält Justus ganz alleine die Stellung zu Hause.
Wir besuchen den Zion Nationalpark. Eine Übernachtung im Park haben wir leider nicht, denn auch wenn wir eine Lodge bekommen hätten, 250 Euro wäre uns das dann doch nicht wert. Also haben wir uns eine Zwischenübernachtung im nächsten Ort den, wir uns leisten können, gebucht: Hurricane. Der Ort, der sich direkt ans Westende des Parks anschließt, Springdale, ist auch horrend teuer. In Hurricane haben wir ein schlichtes Zimmer für 60 Euro gebucht.
Der Zion wird von einer Straße von Ost nach West durchzogen und führt auch durch einen fast drei Kilometer langen Tunnel, der aus dem Stein gesprengt wurde. Eine enge dunkle Röhre, durch den der Verkehr nur in jeweils eine Richtung durchgelassen wird. Die Straßen im Zion haben einen roten Teerbelag. Ob das wohl absichtlich gemacht wurde, damit sich die Straße farblich passend zu den prächtigen Farben des Parks einpasst?
Und da bin ich schon beim Thema! Nicht nur, dass die Formationen der Berge hier grandios sind. Auch die Farben sind überwältigend schön. Das Rostrot überwiegt, aber dazu kontrastiert ein kalkiges Weiß und ein zartes bis ockerfarbenes Gelb ergänzt die Harmonie. Die Felsformationen sind mal quer, mal längs gestreift, mal wie Pancaketeig geschichtet und ab und zu auch mal von rauer Struktur. Ist der Grand Canyon aufgrund seiner Ausmaße nur schwer mit menschlichen Maßstäben zu begreifen. So ist der Zion NP aufgrund seiner Schönheit überwältigend und schier nicht zu begreifen.
So ging es auch den Mormonenpionieren im 19 Jahrhundert, die das Gebiet entdeckten. Sie sahen in den Felsen natürliche Tempel Gottes und nannten den Canyon deshalb nach der Himmelsstadt Zion.
Vor Millionen von Jahren war hier nichts als Wüste. Der Wind erschuf aus dem Sand Düne um Düne, immer höher, was verantwortlich ist für so manche überraschende Maserung der Felsen. Der entstandene Navajo-Sandstein wurde dann von fließendem Wasser zerschnitten und geformt.
Während man im Grand Canyon die formende Raffinesse der Natur von oben bestaunt, steht man im Zion zunächst mal ganz unten im Tal. Will man den Blick in die Weite und durch die Enge der Täler schweifen lassen, muss man hinauf!
Zunächst halten wir an vielen Aussichtspunkten. Dann aber am östlichen Ende des Parks möchten wir unser Auto parken, um mit dem Shuttle-Bus den Hauptcanyon zu erkunden. Der Parkplatz ist hoffnungslos überfüllt. Wollen allerdings nicht nach Springdale fahren, wie von der Parkleitung durch Schilder, erbeten. Finden einen passablen Platz schließlich hinterm Campingplatz. Die Ranger finden allerdings gar nicht, dass der Platz geeignet ist. Aber das finden wir erst am Ende des Tages heraus. Ein signalroter Zettel klebt an der Scheibe auf der Fahrerseite. Eine Strafgebühr wird nicht angezeigt. Nur, dass wir im Halteverbot stehen. Vielleicht dürfen Ranger keine Park-Strafgebühren-Zettel ausstellen. Dafür kleben sie Zettel an die Scheiben, die nur mit Speziallösemittel wieder zu entfernen sind.
Sind irritiert, dass jetzt im Oktober noch so viele Menschen im Park sind. Aber schließlich stellen wir fest, dass verschieden Staaten in der letzten September- und ersten Oktoberwoche Schulferien haben.
Der Shuttle ist bequem zu fahren und man muss auch nicht lange warten. Alles bestens organisiert. Wir fahren zur Station 5 (von insgesamt 9) und machen den Walk zu den Emerald-Pools (ca. 4 km und 300 Höhenmeter). Der Weg ist v.a. im oberen Teil uneben und sehr sandig und damit rutschig. Die Auszeichnung der Schwierigkeit von Wegen geht aber anscheinend nur von der Steigung und Länge des Walks aus. Die Trittsicherheit spielt bei der Klassifizierung wohl keine Rolle. Der Weg führt unter einem kleinen Wasserfall hindurch und an kleinen Pools vorbei und endet auch an einem Pool in einer engen Schlucht.
Zum Abschluss noch zur Station 9. Von dort geht es ein paar Kilometer einen geteerten Weg in einen Canyon hinein, der dann aber nur noch mit wasserfestem Wanderschuhwerk zu betreten ist. Das lassen wir dann für heute. Sind uns auch zu viele Menschen.
Auf dem Rückweg werden wir von Donnergrollen begleitet. Beobachten das jetzt schon seit Tagen, dass in dieser Gegend wohl im Herbst gerne gegen Abend dunkle Wolken aufziehen. Manchmal mit ein paar Regentropen oder einem kurzen Schauer oder auch ein kleines Gewitter. Aber nichts, das einem den Tag vermiesen würde.
Unsere Übernachtungsstadt Hurricane ist eine kleine Stadt, die offensichtlich seit kurzem sich anschickt eine größere zu werden. Es ziehen sich um die alten Häuser Ringe von Neubausiedlungen. Auch ein Golfplatz ist darunter. Wir haben ein Zimmer in einem dieser Neubausiedlungen. Alles Einfamilienhäuser natürlich. Ehe dort ein Supermarkt oder gar Restaurants gebaut werden, erstmal eine riesige Kirche. Ja, Utha ist der Mormonenstaat und hier leben viele sehr gläubige Menschen. Ein Nebeneffekt: es gibt nur selten Liquer-Shops, also Läden, wo man Alkohol kaufen kann.
Tom vermutet, dass der jüngst Bauboom in Hurricane vielleicht mit Las Vegas zu tun hat. Uns wurde erzählt, von jemanden, der schon lange in Las Vegas wohnt, dass die Kriminalität dort sehr stark zugenommen hat und drei Millionen Einwohner viel zu viele sind für diese Wüstenstadt. Also könnte schon sein, dass die Menschen das Bedürfnis haben von dort nach Hurricane zu flüchten. Unseren Host vom Airbnb haben wir leider nicht kennengelernt. Den hätten wir fragen können, aber stattdessen hat uns der ca. 10-jährige Sohn die Tür geöffnet und alles erklärt.
Gehen wieder mal in ein typisch amerikanisches Hamburger-Restaurant. Na ja…
Starten dann am nächsten Morgen mit dem Sonnenaufgang zum Zion. Bekommen auch problemlos einen Parkplatz bei den Picknickplätzen neben dem Campingplatz. Heute stehen wir also ganz regelkonform. Müssen später allerdings feststellen, dass heute viel weniger Autos hier sind.
Fahren wieder mit dem Shuttle-Bus. Steigen bei der 6. Station aus: Grotto. Dort frühstücken wir erstmal. Ist morgens um 9 Uhr noch ziemlich frisch! Dann den Anstieg zum Angels Landing. Für den allerletzten Teil des Hikes braucht man ein Permit, das am Tag zuvor verlost wird. Daran haben wir gar nicht teilgenommen. Der Walk bis zum Einstieg des Klettersteigs reicht uns. Der größte Teil des Aufstiegs ist betoniert!
Am Ende des Aufstiegs haben wir dann das Glück einen Kalifornischen Kondor ganz nah zu sehen. Ein sehr großer Vogel, der anscheinend – wie so viele Tiere in den Nationalparks – nicht menschenscheu ist. Die Tiere wissen eben, dass ihnen von den Menschen im Parks nichts Schlimmeres passiert, als dass mit einem Fotoapparat oder noch häufiger mit einem Handy auf sie geschossen wird. Schlussendlich scheucht eine Rangerin den Vogel von der Stelle weg, an der zu viele Menschen sich selbst in Gefahr bringen bei dem Versuch das perfekte Foto zu machen. Ein Kondor schaut ein bisschen wie ein Geier aus.
Wir gehen dann noch in die andere Richtung ein wenig weiter. Die spektakulären Blicke nehmen kein Ende. Zum Süchtig werden!
Beim Abstieg sind wir sehr froh heute schon so früh unterwegs gewesen zu sein. Die Sonne hat ab Mittag wieder ihre volle Kraft bekommen und die Menschen, die uns entgegen kommen haben rote Köpfe auf. Dabei ist es nur 24 Grad warm. Wie ist das hier im Sommer?
Fahren dann die Straße aus dem Park heraus nach Osten. Noch ein Stopp bei einem Ausblick zu dem man einen Kilometer über Stock und Stein, bzw. hier eher über Sand und Stein, gehen muss. Dann ein weiter Blick zurück in die Schluchten des Zions.
Am späten Nachmittag kommen wir in Orderville an. Ein süßes kleines Städtchen, 20 Minuten vom Zion NP entfernt. Dort beziehen wir ein Cottage für die nächsten drei Tage.