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111 mal zu GAST

Einer meiner großen Sorgen vor der Reise war, wie mein Rücken und mein Nacken mit so viel verschiedenen Matratzen und Kissen zurecht kommt. Fazit: erstaunlich gut! Das viele Tragen von zwei schweren Rucksäcken – hinten 15 und vorne 10 Kilogramm – hat da mehr Schaden angerichtet. Aber das nur nebenbei. Tatsächlich war es sehr spannend alle paar Tage in einem anderen Bett zu schlafen. Wir haben in besonders hohen, großen, kleinen Betten geschlafen. Wir haben in getrennten Betten geschlafen und über Steinen. Wir haben in bequemen Futons und sehr spartanischen Futons geschlafen. Und in zwei Betten lagen wir besonders lange: aus Sumatra wegen dem Darminfekt und ich noch in Kyoto wegen des Schwindels. Am längsten im gleichen Bett haben wir auf der Fahrt über dem Pazifik geschlafen. Insgesamt haben wir in 111 verschiedenen Betten geschlafen!

Wir haben bei sehr vielen Menschen in deren Privathäusern übernachtet. Das war auch ein Teil unseres Reisekonzepts. Wir wollten Menschen kennenlernen und über die Plattform airbnb hat man die wunderbare Möglichkeit sich Unterkünfte auszusuchen, wo man auf Vermieter trifft, die sich gerne mit ihren Gästen unterhalten. Besonders im Gedächtnis werden uns bleiben: Katy in Grover Beach, die ausgesprochen agile 80jährige. Es gab Deneen in Vancouver, mit der ich beim morgendlichen Kaffee über eine Stunde geratscht habe und die uns neben dem Zimmer praktisch ihr ganzen Haus überlassen hat. Da gab es die Farmerin, bei der am morgen ein Huhn in der Küche rumlief und der Esel zur Terrassentür reinschaute. Es gab die Hundezüchterin mit den drei Komondoren, die morgens rohe Innereien und Fleisch für ihre Lieblinge neben dem Kaffee ausbreitete. Oder Debi das ehemalige Cowgirl, die immer ihre Flinte im Kofferraum dabei hat. Und ganz zu Anfang natürlich Saint aus Harlem! Zwar nicht wirklich ein Heiliger, aber dafür ein witziger Musiker.

Der große Unterschied zum VW-Bus-Reisen war, dass wir nicht einfach dort, wo es uns gefallen hat so lange bleiben konnten wie wir Lust hatten. Entweder war die Unterkunft schon weiter vermietet oder wir hatten schon Anschlussbuchungen, weil wir im in eine Region gefahren sind, die sehr touristisch ist. Und auch wenn ich es liebe Unterkünfte zu suchen, so wurde es nach einer Weile auch zu einer lästigen Pflicht.

Sportliche Abenteuer

Während unserer ersten Weltreise haben wir über ein halbes Jahr lang gar keinen Sport gemacht. Jetzt 30 Jahr später wollten wir auf Sport auf gar keinen Fall verzichten. Joggen im Centralpark in New York (eigener Blogeintrag) oder am Beach, auch mal in Kanadas Wildnis mit der Gefahr eines Bären, der den Weg kreuzen könnte. Kreuz und quer durch Städte (in Chicago durch ein Viertel mit der höchsten Kriminalitätsrate, aber zum Glück habe ich das erst danach erfahren ) oder an Flüssen wie dem Mississippi entlang. In Südkorea ungewollt auf einen Berg gejoggt, weil das Streckenprofil anders war als gedacht. Oder ganz zu Anfang der morgendlich Lauf an Deck der Queen Mary. 360 km bin ich in den 10 Monaten gelaufen.

Dazu kam noch Bahnenschwimmen in Neuseeland und Australien. In USA sind Schwimmbäder Mangelware. Warum wir in USA keine öffentlichen Schwimmbäder gefunden haben, habe ich erst später erfahren. Als die afroamerikanische Bevölkerung Zutritt zu den öffentlichen Schwimmbädern bekamen, haben die Weißen sich eigene Becken gebaut, in Country Clubs zum Beispiel. Higschools und Colleges mit viel Geld haben auch ihre eigenen Pools. Also alles nur eine Frage des Geldes in USA, aber das sollte niemanden wundern…

Yoga ging auch fast in jedem Zimmer oder in einem Park. Und nicht zu Letzt die Schritte! Über 20.000 Schritte pro Tag waren eher die Norm, als die Seltenheit.

Transport

Während unserer ersten Weltreise, waren wir ja mit unserem eigenen kleinen Haus unterwegs: unserem VW-Bus namens TiTschi. Das hat zwar den Vorteil, dass man nicht ständig in fremden Betten schlafen muss, seinen eigenes Geschirr dabei hat, Bücher und viele Klamotten. Aber das bedeutet auch eine Menge Ballast. In den 1990igern, dem Zeitalter vor dem World Wide Web war das sicher und einfach und günstig.

Unsere Entscheidung die zweite Weltreise mit dem Rucksack zu machen, haben wir zu keiner Sekunde bereut. Die sehr unterschiedlichen Arten der Fortbewegung von A nach B war super spannend:

  • Trans-Ozean-Passagen: Die Überfahrten mit dem Kreuzfahrtschiff über den Atlantik und dem Pazifik waren traumhaft.
  • Zugfahrten: mit dem Amtrak in USA so herrlich nostalgisch und so viele Gelegenheiten sich zu unterhalten, mit dem Shinkansen in Japan so herrlich futuristisch und toporganisiert.
  • Busfahrten: in den meisten Ländern mit sehr Beinfreiheit und bequemen Sitzen.
  • Flüge: furchtbar! Ölsardinenfeeling, immer die Sorge ums Gepäck, Check-In und Security öfter mit Problemen. Aber manche Strecken gingen eben nicht ohne.
  • Mietwagen: teuer, aber bequem, denn man muss nicht immer das ganze Gepäck rumschleppen.
  • Taxi: Uber hat uns mit seinem Konzept echt überzeugt. Keine Angst mehr vor den unverschämten Preisforderungen eines Taxifahrers, weil die App den Preis bereits vor Antritt der Fahrt anzeigt. In Asien gibt es auch noch andere Anbieter. Alles ganz einfach mit einer App zu handhaben.
  • Öffentlicher Nahverkehr: hier will ich mal das australische und kanadische System hervorheben. Man hält einfach seine Kreditkarte an ein kleines Gerät beim Betreten des Verkehrsmittels und das war’s! So simpel!

Die Buchungen haben wir nie über ein Reisebüro gemacht, sondern immer alles online. Ein VPN-Zugang kann dabei durchaus hilfreich sein, denn das Preisangebot im Netz richtet sich ja auch nach dem Land, von dem aus die Anfrage gestellt wird.

gemütlich im Amtrak in USA; luxuriös auf dem Kreuzfahrtschiff; auf den Bahnsteig kommt man in USA nur mit dem Ticket, Billigflieger in USA; Fähre zwischen Japan und Südkorea;Trambahn in Japan

Gepäck

Wie schon erwähnt, waren wir bei unserer ersten Weltreise wenig eingeschränkt was das Gepäck betraf, denn in so einem selbst ausgebauten VW-Bus passt eine Menge rein. Wenn man alles, was man braucht auf einer langen Reise selbst tragen können muss, dann bedarf das einer akribischen Vorbereitung. Das geht los mit dem Rucksack.

Rucksack: Einen Rollkoffer haben wir schnell verworfen, denn es gibt doch einige Beläge, die das Ziehen eines Koffers fast nicht zulassen. Also ein Rucksack. Wir wollten aber nicht ständig in einem Sack kramen, deshalb haben wir uns für einen Rucksack entschieden, der wie ein Koffer aufgebaut ist und dennoch einen ordentlichen Hüfttragegurt und Schulterriemen hat. Der Inhalt wurde dann nochmal weiter in kleine Packtaschen verteilt, so dass wir (fast) alles mit einem oder zwei Handgriffen finden konnten.

Kleidung: Ganz klar Lagenlook. Alle Jacken konnten wir auch übereinander anziehen. Ich habe viel mit Leggings gearbeitet, die ich unter einem Rock oder unter der Hose noch drunter ziehen konnte. Merino-T-Shirts stinken nie, sind leicht zu waschen und trocknen schnell. Alle Klamotten passten farblich zusammen und v.a. konnten wir alles zusammen waschen. Bei den gängigen Outdoorläden findet man prima Reisekleidung.

Toilettenartikel: Shampoo und Seife hätten wir gar nicht mitnehmen müssen, denn beides war fast immer vorhanden in den Unterkünften. Vorsicht ist geboten mit Kosmetika wie Gesichtscremes und Körperlotionen. Die bekommt man in Asien nicht in der Art, wie wir als Europäer es gewohnt sind. Aber zur Not kann man am Flughafen sich eindecken im Duty-Free-Bereich. Und Achtung: Deos sind in Südkorea und Japan unbekannt.

Elektronisches Equipment: Wegen meiner Kamera musste ich das Laptop mitnehmen. Dann natürlich Handy und E-Book. Am lästigsten dabei sind die Ladekabel! Das war eine kleine Box voll und natürlich brauchten wir in vielen Ländern auch einen Adapter. Die kauft man sich am besten auch gleich am Flughafen (dafür ist eine Flugreise dann wieder sinnvoll). Sehr komfortabel sind Unterkünfte, die USB-Ladebuchsen im Zimmer haben. Denn mit einem Adapter kann es bei 2 Handys, 2 E-Books, Laptop, Kamera und Kopfhörern dann schon mal eng werden mit dem Aufladen.

Unsere großen Rucksäcke haben 17 kg gewogen und die kleinen zusammen ca. 12 kg. Als wir nach Hause kamen wollten wir am liebsten unser Haus sehr großzügig ausmisten, denn da sind viel zu viele Sachen drin. Es war tatsächlich sehr bequem nicht vor einem vollen Kleiderschrank zu stehen und zu überlegen, was man anziehen könnte. Die Kleiderwahl wurde täglich nur vom Wetter bestimmt und was noch sauber war. Wäsche waschen war immer dann angesagt, wenn wir ein Hotel oder airbnb hatten, wo wir die Waschmaschine benutzen konnten. Aber auch Waschsalons sind unkompliziert und die Maschinen dort sind vier mal so schnell, wie die Privatmaschinen. In Asien gibt man seine Wäsche einfach in eine Wäscherei oder nimmt den Waschservice des Hotels in Anspruch.

Randnotiz

Und nun noch ein kleiner Einschub am Rande. Immer wieder habe ich Mülltrennungssysteme in den verschiedenen Ländern fotografiert. Die Sammlung stelle ich hier jetzt noch ein. Wobei manche Mülltrennungsstelle wohl eher für die Touristen gemacht wurde, wie z.B. in Indonesien (1. Reihe). In Utah hat ein Host mal zu uns gesagt, dass die Mülltrennungsbehälter nur für die kalifornischen Touristen sind, denn am Ende schmeißt sie alles in die gleiche Tonne, weil es in Utah Mülltrennung nicht gibt!

Reihe 1: Java, Sumatra, Lombok
Reihe 2: Japan, Südkorea, auf der Westerdam
Reihe 3: Alaska, New York (Central Park), Australien

Schlusswort

Ich bin sehr froh, dass wir uns die Mühe gemacht haben diesen Blog zu schreiben. Egal wie viele ihn verfolgt oder sporadisch gelesen haben. Rückmeldungen haben wir ja nicht so viele bekommen. Aber für uns ist es einfach spitze so schon mal eine gute Übersicht zu unseren zehn Monaten „on the road“ zu haben. Und allen, die mit uns gereist sind vielen lieben Dank, dass ihr dabei wart ❤️

Das wird (voraussichtlich) unsere letzte Langzeitreise bleiben. Zum einen ist die Organisation zu Hause doch recht schwierig, wenn man so lange weg ist. Wir hatten das Glück, dass sich Justus unserer jüngerer Sohn um das Haus gekümmert hat. Eine Langzeitkrankenversicherung muss abgeschlossen werden. Normale Auslandskrankenversicherungen sind auf maximal 60 Tage Auslandsaufenthalt beschränkt. Und unterwegs kommt noch dazu, dass man die einzelnen Reiseabschnitte irgendwann gar nicht mehr gut vorbereiten kann und so öfter mal etwas nicht sieht oder erlebt. Und schließlich ist der Kopf mit den vielen laufenden Eindrücken überfordert. So eine Alltagsroutine ist nicht zu unterschätzen. Ein bisschen Alltag haben wir versucht auch auf der Reise zu leben. Z.B. den Kaffee und das Nachrichtenlesen am morgen, Sport, Bücher lesen am Abend, ins Café gehen tagsüber.

Eine Langzeitreise ist kein Urlaub. Eine Globetrotterin meinte zur Länge unserer Reise: „Das ist ja wie Arbeit!“ JA! Tatsächlich hat sie recht, aber es ist ein wirklich guter Job 😉

Nach vielen Stunden des Schreibens, der Bildersuche und der Suche nach Layoutfunktionen… zuletzt der ungeahnten Schwierigkeiten mit dem Zusammenfassen und dem Druck der 93 Blogbeiträge, GESCHAFFT! Die nächsten Reisen können kommen 🙂

4 Kommentare

  1. Monika Mic

    Liebe Gaby, lieber Tom,

    den Epilog habe ich bereits direkt nach der Veröffentlichung gelesen.
    Er ist sehr beeindruckend.
    Vielen Dank, dass du dir die Mühe mit dem Blog gemacht hast. Wir haben eure Reise sehr interessiert verfolgt.

    Alles Liebe
    Monika

    1. Titschi Mayer 2.0

      Liebe Tina,
      das freut uns 🙂
      Toll, dass du gleich reingeschaut hast nachdem ich dir die Adresse geschickt habe. Lustig, dass du jetzt mit dem Ende beginnst! Aber im Moment bastle ich eh wieder an den Seiten rum, weil ich aus dem ganzen ein Buch machen will (nur für uns).
      Viele liebe Grüße
      Gaby & Tom

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