Gaby’s Tagebuch – Japan 4.4. – 23.4.2023
Gaby’s Tagebuch – Japan 4.4. – 23.4.2023

Gaby’s Tagebuch – Japan 4.4. – 23.4.2023

4. April 2023
Back to Japan: Nakatsugawa

Wir können noch so lange unterwegs sein, vor einem Flug in ein anderes Land bin ich einfach nervös. Dies ist aber unser letzter Flug, ehe wir nach Hause fliegen. Und so viel schon mal vorweg: auch diesmal kommt unser Gepäck an!

Um kurz nach 8 Uhr verlassen wir unser Hotel und müssen zum Glück nur ein paar Minuten zum Bus gehen, der uns mit einer 60-minütigen Fahrt direkt zum Flughafen in Incheon bringt. Der Flughafen liegt auf einer Insel weit draußen und obwohl der Bus wirklich lange rausfährt, kostet er kein bisschen mehr, als alle anderen öffentlichen Transportmittel in Südkorea. Eher der Busfahrer auf die letzte Etappe der Fahrt geht, bleibt es am Straßenrand stehen und fordert alle Passagiere auf, sich anzuschnallen, denn es geht auf die Autobahn. Diese letzte Etappe fährt nicht jeder Bus der Linie. Der erste 302er hat uns nämlich nicht mitgenommen. Wir konnten den Fahrer nicht verstehen und dachten er wollte uns mit dem Gepäck nicht mitnehmen, aber er hat uns wohl sagen wollen, dass er nicht bis zum Flughafen rausfährt. Und tatsächlich war eine Minuten später sein Kollege da.

Wir fliegen mit Jeju, der südkoreanischen Billigfluglinie. Am Check-In-Schalter ist es ein bisschen chaotisch und einige Mitarbeiter wirken unmotiviert. Dauert ein bisschen. Security und Pass geht dann zügig. Kaufen uns noch einen Kaffee und Gebäck, aber mit dem Kaffee, weil „hot“ werden wir nicht ins Flugzeug gelassen. Also müssen wir beides schnell noch vorher zu uns nehmen. Im Flieger dann neben uns eine Mama mit schreiendem Kleinkind! Aber zum Glück singt die Mutter ihre Tochter schnell in den Schlaf und der Flug verläuft dann doch gut.

Am Flughafen Nagoya ist alles bestens organisiert und trotz Impfpass-Check sind 20 Minuten nach der Landung mit allem fertig. Versuche noch über die australische SIM-Karte Datenvolumen zu aktivieren und halte dabei das ganze Prozedere auf, denn die Ankunftshalle ist nach unserem Flug bald leer. Aber alles kein Problem. Die Karte bekomme ich allerdings nicht aktiviert. Aber draußen kann ich schließlich doch eine erschwingliche japanische SIM-Karte kaufen. In den sehr touristischen Ländern funktioniert das immer super easy, hier muss man schon ein bisschen suchen.

Insgesamt ist es ein angenehmer Wiederkommen. Sind so froh, dass Anna und Felix uns Japan erklärt haben. Freuen uns auf die Ruhe und Ordnung. Jetzt blühen die Bäume oder sind schon grün, alles schaut freundlich aus. Die Zugfahrt ist entspannt und der Ryokan in Nakatsugawa sehr gut. Der Futon ist weich und angenehm und alles ist in dem kleinen Zimmer schon hergerichtet.

Gehen nebenan köstliche Ramen essen und schlendern ein bisschen durch den beschaulichen Ort. Schauen uns schon mal die Wanderstraße des Nakasendo an, den wir die nächsten 3 Tage (sofern das Wetter mitspielt), abwandern wollen. Freuen uns über das Gepiepse bei der Fußgängerampel. Freuen uns über die kleinen Autos und dass so wenig Verkehr ist. Nach dem vollen Südkorea tut uns das ruhige ländliche Japan gut. In vier Tagen ist ja Justus bei uns und wir sind dann v.a. in den Großstädten unterwegs.

Im Ryokan gibt es einen Begrüßungscocktail mit Reiswein. Sehr lecker! Und die Dusche hat einen fantastischen Druck. Allerdings sind in den traditionellen Landgasthöfen der Japaner die Duschen bzw. Waschräume außerhalb des Zimmers. Wer nun denkt, das wäre eine günstige Art zu übernachten, der irrt gewaltig. Für diesen hier zahlen wir 140 Euro die Nacht ohne Frühstück.

5. April 2023
Wanderung auf dem Nakasendo von Nakatsugawa nach Magome

Tja, der Reisetag gestern mit dem vielen Tragen der beiden Rucksäcke und dem Stress am Flughafen, fordert mal wieder seinen Tribut: ich wache mit Migräne auf. Unter Aufgebot aller Medikamente, die vertretbar sind dope ich mich für den bevorstehenden Wandertag.

Dafür müssen wir erstmal unsere Sachen umpacken, denn die großen Rucksäcke können wir im Ryokan hier in Nakatsugawa abstellen. In die kleinen Rucksäcke nur das nötigste für die nächsten drei Tage bzw. zwei Nächte.

Gestern hatten wir schon ein Café ausgekundschaftet und das hat sich als sehr gute Wahl erwiesen. Wir haben dort ein sehr entspanntes und leckeres Frühstück und die Medikamente wirken langsam, so dass wir bereit sind für die kleine Etappe heute. Im Supermarkt nehmen wir uns noch ein typisch japanisches Picknick mit: Sushi.

Trotz des bewölkten Wetters – nur ein paar Mal wagen sich ein paar Sonnenstrahlen durch die dichte Decke – ist die Wanderung auf dem alten Postweg traumhaft. Die Landschaft ist gesprenkelt mit blühenden Bäumen in allen Schattierung von Pink. Die Gärten der kleinen hübschen japanischen Häuschen zieren Narzissen und Tulpen sowie Stiefmütterchen. Die kleinen Straßen sind ruhig und beinahe nicht befahren. Die Menschen, denen wir begegnen lächeln uns zu und machen ihren kleinen Kotau. Unterwegs kommen wir an einem kleinen Café vorbei, das kuschelig warm ist und gemütlich eingerichtet. Die Besitzerin kann Englisch und frägt uns, ob sie von uns ein Foto machen darf und es auf ihre Webseite stellen darf.

Und einmal mehr muss ich hervorheben, dass es hier (wie auch anderswo auf der Welt, außer in Europa) selbst auf dem Wanderweg gepflegte Toiletten gibt. Das Wasser in Japan ist überall von sehr guter Qualität, so dass wir unsere Trinkflasche überall auffüllen können. Die Vendingmaschinen gibt es auf dem Wanderweg allerdings nicht.

Der Weg und die Landschaft und die kleinen Orte sind so beschaulich und wir haben soviel Zeit, weil die Tagesetappe so kurz ist, dass wir zu jeder Kleinigkeit abseits des Weges gehen. Das ist so entspannend, dass ich ab dem Nachmittag von meiner Migräne gar nichts mehr spüre.

Um 15 Uhr kommen wir in dem Örtchen Magome an und finden gleich ein Café. Der Ort ist traumhaft schön, richtig romantisch mit vielen Wasserrädern. Kleine Bachläufe haben uns fast den ganzen Wanderweg entlang begleitet.  Unserem Ryokan liegt mitten im Ort und hat ein eigenes Restaurant dabei. Das ist aber kein Restaurant, in das man einfach so reinspazieren kann. Wir mussten das Essen vorbestellen und das ist auch gut so, denn in dem Örtchen ist ab 17 Uhr alles geschlossen. Wir aber bekommen pünktlich um 18 Uhr zusammen mit allen anderen Gästen des Herbergsbetriebes unser Mahl serviert. Es ist köstlich!!! Lauter kleine Gefäße mit Happen darin. Pilze werden über einer kleinen Flamme direkt auf dem Tisch gegart. Alles ist auf einem Holztablett angerichtet: eine kleine Forelle, Gemüse in Tempurkruste, kleine Salate und Pickels, Reis und Suppe und Pudding zum Nachtisch. Abspültechnisch ein Alptraum, denn vor jedem Gast stehen bestimmt ein dutzend verschieden kleine Gefäße und Tellerchen. Mich würde mal interessieren, wie die Körbe von japanischen Spülmaschinen aussehen… 😊

Wegen dem Schlafen muss man in diesem Ryokan allerdings nicht nächtigen. Die Futons sind sehr dünn und die Zimmer klein. Allerdings ist das Waschraum fast ein kleiner Onsen. Drei Duschen in einem Raum mit einer großen Badewanne, die mit sehr heißem Wasser gefüllt ist. Um 16 Uhr hatte ich den Waschraum ganz für mich alleine und konnte mich in dem fast zu heißem Wasser herrlich entspannen.

6. April 2023
Wanderung auf dem Nakasendo von Magome nach Nojiri

Die Nacht war wie zu erwarten leidlich gut, aber das Frühstück hat alles wieder Wett gemacht. Zum ersten Mal ein richtiges japanisches Frühstück. Nichts für Naschkatzen, denn auf keinem der vielen Tellerchen befindet sich etwas nur annähernd Süßes. Es gibt Lachs und Würstchen und Krautsalat und Reis… Mit kleinen länglichen Algenblättern soll man sich mit Lachs und Reis und etwa Gemüse eine Art Sushi rollen. Schaut bei der Wirtin ganz einfach aus… Die Wirtin ist eine ganz nette und kann auch noch richtig gut Englisch. Sie versorgt uns mit einem großen Regenschirm und einem Regenmantel. Beides wurde von anderen Wandern bei ihr zur Weitergabe gelassen. Wir sollen das einfach genauso machen.

So ausgerüstet gehen wir auf die lange Etappe, die wir heute bei Nieselregen machen müssen. Trotz des Wetters genießen wir auch diese Etappe. Wenngleich wir am Nachmittag beschließen ein Teilstück mit dem Zug zurückzulegen. Bis dahin aber kommen wir noch an einem einsamen Gehöft vorbei, wo wir in der Scheune auf eine Teestube und einen Rentner treffen. Der Mann spricht sehr gut Englisch und ist Volunteer für den Nakasendo. Wir bekommen grünen Tee und Geplauder. In …T dann endlich der erste Kaffee und was Süßes.

Danach gehen wir noch einen Ort weiter, vorbei an Wasserfällen im Wald, und begeben uns zum Bahnhof. Ehe der nächste Zug abfährt, ist noch Zeit für ein verspätetes Mittagessen. Wir essen auf dem Boden sitzend ein vegetarisches Gericht mit Auberginen in einer leckeren Soße als Hauptbestandteil. Wer behauptet Japan sei ja so teuer hat wohl als Vergleich wohl Thailand oder Vietnam im Sinn. Wenn man Japan aber, wie es seinem Status als Industriestaat gerecht wird, mit Europa vergleicht, dann ist das Essen gehen hier günstig. Für das sehr schmackhafte Mittagessen zahlen wir zusammen 9 Euro und gekühltes Wasser gibt es immer umsonst dazu.

Selbst in dem kleine Bahnhof gibt es einen Ticketschalter. Die Bahnfahrt dauert nur knapp 10 Minuten, spart uns aber 10 km. Von dem Bahnhof müssen wir auch nochmal 45 Minuten gehen. Aber das macht dann nichts mehr, denn wir wissen, dass uns dort ein Onsen erwartet. Zu dem Onsen gehört auch ein Gasthaus dazu. Es ist auf booking.com sehr schlecht bewertet, v.a. auch weil das WIFI nicht in den Zimmern funktioniert und weil alles ein bisschen in die Jahre gekommen ist. Aber uns stört das eigentlich nicht besonders. Im Gegenteil, das Zimmer ist richtig schön groß und es hat sogar einen kleinen Wintergarten mit dran. Es gibt einen Kimono mit passender Jacke dazu: schick! Lustig war auch, dass uns der Concierge erstmal ins falsche Zimmer geschickt hat kurz darauf nach einem schnellen Klopfen ins Zimmer gestürzt kam mit tausend Verbeugungen und „sumimasen“ (=Entschuldigung). In unserem eigentlich Zimmer waren die Futon-Betten schon gerichtet.

Erstmal einen grünen Tee aufbrühen, denn hier ist alles dazu im Zimmer schon vorhanden. Dann in den Onsen, der zugegebener Maßen sehr in die Jahre gekommen ist, aber alles funktioniert und das warme Becken tut echt gut heute.

Das Abendessen in einem Zimmer im japanischen Stil mit sitzen auf dem Boden ist sehr lecker! Ein wunderbarer Abschluss an diesem Tag mit sehr feuchtem Wetter und 20 km.

7. April 2023
zurück nach Nakatsugawa

Der Wetterbericht ist leider zu 100 % richtig gewesen. Es regnet! Nach einem typisch japanischen Frühstück – sogar mit Speck und Spiegelei am Tisch gebraten – diesmal gibt es auch Kaffee (eine ältere japanische Dame, die ebenfalls Gast ist erklärt uns gleich beim Betreten, wie wir uns Kaffee holen können), gehen wir durch den Regen zurück zum Bahnhof und fahren nach Nakatsugawa. In dem Ryokan, wo wir unser Gepäck untergestellt haben, ist nur eine Junge, der die Zimmer reinigt anwesend. Der spricht gar kein Englisch, doch dank Übersetzungs-App klappt es so weit, dass wir an unser Gepäck kommen. Dann setzen wir uns in die Lobby und ich schreibe für bis zum Abend an unserem Blog.

Unterbrochen nur von einem Gang zu einem Café, wo wir den schlechtesten Milchkaffee bekommen, den wir eh getrunken haben. Bin gar nicht sicher, ob da eine Kaffeebohne drin war. Tom holt danach einen von Starbucks.

Am Abend gehen wir in ein sogenanntes Yakitori, ein Restaurant, wo man kleine Gerichte bestellt und fast alles am Grill zubereitet wird. Das Bier muss reichlich fließen und die Gäste sind ausgelassen. Wir sitzen an der Bar gleich neben einem australischen Ehepaar. Unterhalten uns ganz prima mit den beiden, die aus Perth sind.

Im Zimmer schreibe ich dann noch Tagebuch. Ein bisschen viel am Laptop heute gemacht…

8. April 2023
Justus kommt an!!! Weiterfahrt nach Osaka

Nach einer vierten Nacht auf unbequemen Futons haben wir wenigstens ein gemütliches Frühstück in dem Café, wo wir vor 4 Tagen auch waren. Dann kaufen wir im Supermarkt gegenüber noch ein bisschen was zum Essen ein. Um 12 Uhr gehen wir zum Bahnhof und fahren nach Nagoya.

Dort suchen wir einen Platz, wo Tom für die Zeit, in der ich Justus vom Flughafen abhole mit unserem ganzen Gepäck bleiben kann. Eine Wartezimmer mit Bänken gibt es nicht.

Die Fahrt mit dem Zug zum Flughafen von Nagoya dauert über 45 Minuten und weil ich nicht gleich verstehe, wie die Abfahrt am Bahnsteig organisiert ist, muss ich 15 Minuten warten. Währenddessen hat Justus einen superschnellen Lauf durch die Immigration, so dass er dann über eine viertel Stunde auf mich warten muss. Aber wir finden uns dann gleich und es gibt eine ganz dicke Umarmung. Nach einem Kaffee und einer SIM-Karte für ihn und die Rückfahrt mit dem Zug, müssen wir nur noch die Zugfahrkarten für den Shinkansen kaufen und Tom abholen.

Wenn man für den Shinkansen ein Ticket ohne Sitzplatzreservierung kauft, ist das Ticket an keinen bestimmten Zug gebunden, nur an den Tag. Also ganz easy. Sind rasch in Osaka. Und Checken noch vor 19 Uhr ins Hotel ein. Das holpert ein bisschen, denn der digitale Check-In ohne Personal ist doch nicht so reibungslos. Wir müssen den Kontakt auf dem Tablett aktivieren. Das Mini-Appartement ist ganz okay.

Wir sind hier im Stadtteil Kita und dem Viertel Umeda. Hier beherrschen Wolkenkratzer, Einkaufszentren und Hotels die Szenerie. Dazwischen versteckt eine kleiner Schrein. Der Legende wurde er dort errichtet, wo im 17. Jh. ein Kaufmannslehrling und eine Prostituierte sich das Leben nahmen, um wenigstens im Jenseits in ihrer Liebe zueinander vereint sein zu können. Die japanische Variante von Romeo und Julia.

Anschließend gehen wir Sushi essen und noch was fürs Frühstück einkaufen.

9. April 2023
Osaka

Haben alle drei super geschlafen und genießen ein herrliches Frühstück im Sonnenschein auf unserem kleinen Balkon. Sind schon kurz nach 10 Uhr bei warmen Frühlingswetter unterwegs.

Es ist Sonntag und wie auch bei uns zuhause, treibt es die Leute in die Parks und ins Grüne. Am Fluss entlang sind Jogger und Spaziergänger unterwegs. Auf den Rasenflächen finden Yogastunden statt, eine Tanzgruppe ist mit Regenschirmen am Üben, Familien haben Zelte aufgeschlagen, es wird Federball mit einem handgroßen Federball gespielt. Die meisten Menschen sind fröhlich und haben auch keine Masken mehr auf. Aber Osaka ist eh bekannt für seine etwas frechere und spielerische Art. Es ist die drittgrößte Stadt Japans und rühmt sich als alte Kaufmannsstadt. Während des 2. Weltkriegs wurden große Teile der Stadt zerstört, so dass es hier heute nicht mehr viele historische Bauten gibt. Dafür viel moderne Architektur und viel bunte Reklame.

Wir kommen auch an der neu aufgebauten Burg vorbei. Allerdings gehen wir nicht hinein, weil es eine sehr lange Schlange davor gibt. Dafür bekommen wir von einem Japaner einen Papagei und einen Samurai-Helm aus Papier gefaltet geschenkt. Als wir ihm sagen, dass wir aus München sind, erwidert er gleich fröhlich: Bier! Eine nette Begegnung. Um uns rum blüht alles und die Bäume haben bereits fast alle ihr grünes frisches Laub angelegt.

In einem Park dann ein Kaffee. Danach ein Stück mit der Metro nach Minami. Im Unterschied zu Kita, ist es hier bunt und schrill. Lustige Boutiquen und Vintageläden, neben Bars und Cafés und Restaurants. Dazwischen ein kleiner Kanal mit regem Touristen-Bootsverkehr. Auf einem Motorboot spielt eine sehr laienhafte Band mit ausgelassenen Groupies. Links und rechts des Uferwegs sind an den Häuserfassaden riesige Reklamen, darunter der Glico-Mann. Das ist ein Läufer mit erhobenen Armen. Die Reklame ist aus den 1935igern und immer noch hängt sie dort überdimensional. Glico ist ein großer Nahrungsmittelhersteller in Japan. Den Glico-Mann kennt wohl jeder Japaner. Waren in den Parks v.a. Familien unterwegs, sind es hier v.a. die Pärchen. Es wird geshoppt und gegessen und getrunken. Ein paar kleine alte Seitengassen sind etwas ruhiger. Wir folgen einem Rundgang-Vorschlag aus dem Reiseführer. Im Amerika-Mura (=amerikanisches Dorf) gibt es besonders viele Vintageläden. Der Name bezieht sich auf die Zeit nach dem 2. Weltkrieg, als es hier plötzlich besonders viele Geschäfte gab, die US-Produkte verkauften. Heute säumen außergewöhnliche Lampen die Straßen, sie sehen aus wie Strickmännchen. Auf einem Gebäude thront eine Freiheitsstatue. Zeit für eine weitere Kaffeepause. Einen Snack zwischendurch haben wir uns zuvor gegönnt: die Spezialität Takoyaki, Teigbällchen mit Tintenfisch gefüllt und einer Soja- / Majosoße und einiges mehr. Justus war zu viel Tintenfisch drin, er fand die mit Käse gefüllten Waffeln besser.

Dann eine kurze Pause in unserem Appartement, nachdem wir in einem großen Supermarkt noch Brot und Wein und Bier gekauft haben. Okonomiyaki ist eine weitere lokale Spezialität. Ein Restaurant wäre gleich neben unserem Hotel, aber leider hat das geschlossen. Bei der zweiten Wahl warten wir 45 Minuten vor dem Lokal, ehe wir einen Tisch bekommen. Aber das Warten hat sich gelohnt! Allerdings haben die Okonomiyaki hier ganz anders geschmeckt als jene, die wir mit Anna und Felix in gegessen hatten.

10. April 2023
Nara und Umeda Sky Building in Osaka

Wir können wieder auf unserem kleinen Balkon in der Sonne frühstücken 😊

Heute fuhren wir mit dem Zug nach Nara. Vor dem 8. Jh. wurde die Hauptstadt Japans mit jedem neuen Kaiser verlegt. Nara war jedoch war die erste dauerhafte Hauptstadt. Sie wurde im 8. Jh. nach chinesischem Vorbild in einem schachbrettartigem Grundriss angelegt.

Wir fahren zum Bahnhof Kintetsu-Nara und kommen so im Zentrum an. Justus hat ein paar kulinarische Spezialitäten der Stadt ausgekundschaftet und macht sich erstmal auf die zu kaufen. Da sind die Mochi. Der Teig für die süßen Teilchen, die mit einer Bohnenpaste gefüllt sind, wird durch eine lange Klopf-Schlag-Wasser-Tortur hergestellt in einer showreifen Prozedur. Für die Herstellungsshow sind wir leider zu früh dran. Und dann noch Kaki no ha sushi. Die Reis-Fisch-Häppchen werden in ein spezielles Blatt eingewickelt, das ein ganz besonderes Aroma an die Häppchen abgibt.

Mit den Leckereien gehen wir zum Eingang des Todai-ji. Wir genießen die außergewöhnlichen Snacks in der Sonne, ehe wir uns auf Besichtigungstour begeben.

Der Todai-ji ist ein Tempel, der im 8. Jh. gänzlich aus Holz errichtet wurde. Damals wie heute ist das Gebäude das größte hölzerne Gebäude der Welt. Auch wenn der ursprüngliche Bau zerstört wurde, so wurde er im 18. Jh. wieder errichtet. Der wieder errichtete Tempelbau hat zwar nur zwei-drittel der ursprünglichen Größe, ist damit aber immer noch beeindruckend. Der Bau ist die Herberge des Dabutsu, der kosmische Buddha, aus dem alle anderen Buddhas hervorgehen. Die Statue ist aus Bronze und ca. 16 Meter hoch. Links und rechts säumen vergoldete Bodhisattvastatuen den Dabutsu. Alles in allem eine wunderschöne und überwältigende Anlage.

Der Tempel liegt in einem großen Park dem Nara-kōen. Ein weitläufiges grünes Gelände mit vielen Tempeln und Souvenirläden und Café / Restaurants. Wir machen zwei Stopps in einem Café. Das zweite hatte einen wunderschönen Garten mit Sitzgestellen, die mit einem roten Tuch belegt waren.

Was wir nicht machen, ist Futter für die Rehe in dem Park kaufen. Ja, Nara-kōen ist bekannt für seine sehr zutraulichen Rehe, die überall rumlaufen und es sofort merken, wenn jemand Futter für sie dabeihat. Dann werden sie schon mal aufdringlich, wenn nicht ist man für sie gänzlich uninteressant. Aber was sie als japanische zahme Rehe können, ist der Kotau. Verneigt man sich vor ihnen, dann senken auch sie den Kopf!

Der große Spaziergang durch den Park war sehr entspannt, trotz der Touristenmassen. Die Einkaufsstraße vom Bahnhof zum Park ist im Vergleich zu Osaka eher gemütlich. Das Wetter war wieder sonnig frühlingshaft. Am Ende haben wir noch einen Pagodenturm aus Holz bewundert, der über 50 Meter hoch ist mit fünf Stufen.

Wieder zurück in Osaka gehen wir in einem winzigen, aber sehr gut bewertetem Restaurant Ramen essen. Die Brühe ist wohl aus Miso zubereitet. Darin natürlich Nudeln, etwas Gemüse, Schweinefleisch und eingelegte Eier. Die Eier sind so gekocht, dass das Eigelb noch wachsweich ist. Das Schweinefleisch hat viel Fett darin, das erstaunlich gut schmeckt. Wirklich lecker!

Dann rauf auf das Umeda Sky Building. Der Aufzug rauf ist eine Herausforderung für Menschen mit Höhenangst, denn nach wenigen Stockwerken fährt er gläsern weiter. Da wir aber schon von Felix und Anna vorgewarnt wurden, war es eher ein interessantes Erlebnis, obwohl ich an Höhenangst leide. Die Rolltreppe durch den gläsernen Schacht ist auch super. Für die letzten Stockwerke und die Aussichtsplattform muss man dann Eintritt bezahlen. Aber der freie Ausblick ist es wert. Wir sind kurz nach Sonnenuntergang dort und können einen sich verfärbenden Horizont genießen.

Besonders spannend fanden wir die Entstehungsgeschichte bzw. die Philosophie hinter dem Wolkenkratzer. Danach ist ein Wolkenkratzer eine zweidimensionale Angelegenheit. Erst wenn man ein Skybuilding teilt und mit einer Art Deckel wieder verbindet und seitlich noch ein weiteres Gebäude dranhängt, wird das Gebäude dreidimensional. Ein sehr interessanter Gedanke. Zudem gibt es auch einen praktischen Ansatz. Wenn sich zwei Menschen in einem fahrenden Zug aneinander festhalten, sind sie vor einem Sturz besser geschützt. So sollen zwei Gebäude, die durch miteinander verbunden sind, auch besser vor einem Erdbeben oder starken Winden geschützt sein. Die beiden Hochhäuser wurden 1988 erstmal separat erbaut und die Verbindung wurde anschließend mit Kränen sehr langsam nach oben gezogen. Der dritte Bau steht noch aus. Architektur als Philosophie mit praktischem Ansatz: genial!

11. April 2023
Kyoto: Fushimi-Inari-Schrein

Nach einer entspannten Nacht und einem Frühstück samt Croissants brachen wir auf zu Osakas Bahnhof. Die Fahrt mit dem Zug nach Kyoto dauert nur eine halbe Stunde. Ist Osaka das kaufmännische Herz Japans, dreht sich in Kyoto alles um Kultur. Die Stadt wurde im Gegensatz zu Osaka während des 2. Weltkriegs verschont. So kann sich Kyoto einer stattlichen Zahl von 1000 Buddhistischen Tempeln, hunderten Shinto Schreinen, Geishas und Tee Zeremonien rühmen.

Nachdem wir unsere Rucksäcke im Hotel eingelagert haben, ging es zum Fushimi-Inari-Schrein mit scheinbar endlosen Gängen aus zinnoberroten Schrein-Toren. Diese sogenannten Torii ziehen sich wie eine riesige Schlange einen dicht mit Bambus bewaldeten Berg hinauf. Jedes einzelne Tor ist eine Spende und auf der Rückseite der Tore befinden sich die Familiennamen der Spender. Zu den 1.000 Torii gehört neben dem großen Hauptschrein gleich am Fuß des Berges noch weitere vier große Schreine und unzählige kleine. Wer sich kein großes Tor leisten kann, kauft sich ein kleines und schreibt darauf seinen Namen. Die kleinen zinnoberroten Tore liegen überall bei den kleinen Schreinen rum. Zudem gibt es hier hunderte von steinernen Füchsen die als Botschafter des Inari, des Gottes des Getreides, dienen. Sie tragen einen Schlüssel für die Getreidespeicher im Maul.

Der Weg zum letzten Schrein beinhaltet 170 Höhenmeter und führt durch die dicht aneinander gereihten Tore. Dahin schaffen es aber nur geschätzt 1 % der Touristen, die sich am Fuße des Hügels an dem Hauptschrein tummeln. So kamen wir heute tatsächlich zu einer kleinen ruhigen Wanderung, denn ein Seitenweg führt auch hinauf und ist anscheinend beinahe unbekannt. Wir aber haben den Tipp von Felix und Anna bekommen und sind sehr dankbar gewesen für diese kleine Auszeit von den Menschenmassen. Zum Abschluss noch ein schöner Cappu in einem hübschen Café.

Dann auf zum Zentrum der Stadt zum Nishiki-Markt. War es am Tempel schon sehr voll, so übertreffen die Menschenmassen im Food Market noch einmal. Es ist der größte Food Market in Kyoto und in den 130 Geschäften gibt es haufenweise eingelegtes Gemüse, gegrillte Spieße und japanische Süßwahren. Sehr lecker: eine große Erdbeere in einer weichen geleeigen Masse mit süßem Bohnenmuß, schaut fantastisch aus und schmeckt viel besser als es klingt.

Danach sind wir den Einheimischen in ein unscheinbares Restaurant gefolgt und haben uns auf einer unleserlichen Karte die Bilder der Gerichte angeschaut. Nur anhand dieser Bilder haben wir entschieden, was wir essen wollen. Wir wurden nicht enttäuscht! Eigentlich wollte uns Justus zu einem Restaurant führen, das auf YouTube groß gehypt wird, weil der Koch mit einem Omelette eine große Show abzieht. Aber die Schlange vor dem Lokal war der Killer.

Nach so einem anstrengenden Tag hatten wir alle nur noch eins im Sinn, den Onsen. Ohne es zu wissen haben wir ein Hotel mit einem eigenen Onsen-Bad gebucht. Das war ein Glückstreffer, denn in dem Hotel ist es egal, ob man ein Tattoo hat. Justus hat auf seinem Oberschenkel ein nicht gerade kleines Tattoo. Anna wurde mit wegen ihrem winzigen Tattoo schon nicht in einen öffentlichen Onsen gelassen. Dazu muss man wissen, dass einst Gefangene tätowiert wurden. Die haben den Spieß später umgedreht und sich freiwillig mit Hautzeichnungen versehen. Diese Gesetzlosen wollten die braven Bürger nicht in ihren Bädern haben. Und so sind bis heute Menschen mit einem Tattoo in einem Onsen verboten. In einem Hotel gelten schon mal andere Regeln, zum Glück.

Nach so einem heißen Bad schmeckt der Wein und das Bier besonders gut. Sehr angenehm war heute, dass Justus und Tom schon mal mit dem Schreiben des Tagebuchs angefangen haben, so dass ich nicht mehr so viel zu tun hatte 😊

Wir haben dann noch mit Petra telefoniert. Meine Cousine hat heute Geburtstag! Ich freue mich schon riesig, wenn ich alle endlich wieder umarmen und sinnlos bequatschen kann!

12. April 2023
Kyoto: Arashiyama (Togtesu-Kyo-Brücke, Tenryũ-ji Tempel, Bambushain, Affenberg) und Ryoan-ji (Zengarten)

Die Betten in dem Hotel sind richtig gut und deshalb haben wir alle prima geschlafen. Direkt vor unserem Hotel ist ein Bahnhof, das ist sehr bequem. Wir befinden uns recht zentral und fuhren aber heute in den Nordwesten der Stadt. Da ist es schon fast ländlich, aber auch hoch touristisch. Wir sind aber auch in der Hochsaison in Japan. Leider regnet es heute immer wieder. Zum Glück aber begingen wir den Tag mit einem leckeren Frühstück in einer Bäckerei.

An sich wollten wir mit dem Affenberg beginnen. Doch als wir bei der Togtesu-Kyo-Brücke ankamen, hat es stark geregnet und ein ungemütlich Wind kam noch dazu, so dass wir die Wanderung auf den Berg erstmal verschoben haben. Ein Tempel ist dann doch die bessere Wahl. Dieser Tempel wurde im 8. Jh. erstmals als Palast erbaut und im 14. Jh. zu einem buddhistischen Tempel umgewandelt. Seit den 1990igern kann sich die Anlage auch UNESCO-Weltkulturerbe nennen. Wir haben eine Eintrittskarte für den Tempel und den Garten gelöst. So konnten wir erst aus den großen mit Tatami-Matten ausgelegen Räumen und von den Veranden aus in den Garten schauen und anschließend durch den Garten flanieren. Gerade diese Kombination hat die besondere Faszination ausgemacht. Das Licht hat sein Übriges dazugetan, denn überraschenderweise kamen ein paar Sonnenstrahlen durch die schwarze Wolkendecke und hat bezaubernde Funken und Lichtsprenkel auf die Blätter und Blüten gelegt. Das Licht-Schatten-Spiel auf dem moosbewachsenen Boden wirkte wie aus einer Feenwelt. Für mich war der Tenryũ-ji Tempel mit seinem Garten wie ein Traum!

Der Weg hat uns dann direkt in einen Bambushain geführt und weiter an das Ufer des Flusses hinab bis zur Togtesu-Kyo-Brücke. Kurz vor der Brücke sind die Anleger für die touristische Bootsfahrt. Die Boote mit dem Dach werden durch lange Stangen gesteuert und bewegt.  Wir aber biegen ab in ein Restaurant. Wieder einmal müssen wir ein bisschen warten, um einen Platz zu bekommen. Das hat sich aber gelohnt! Wir schwelgen in den Genüssen eines Menüs mit verschiedenen Schälchen und Schalen. V.a. Soba-Nudeln (die sind aus Buchweizen) und kleine japanische Pickels und Reis und Tempura Gemüse… Ach so ein japanisches Menü ist einfach ein Genuss!

Leider hat es wieder angefangen zu regnen. Justus will unbedingt die Affen auf dem Berg sehen. Also geht er dorthin und Tom und ich fahren mit 2 Trambahnen zum Ryoan-ji. Das ist wieder ein Garten, der jedoch berühmt ist für seinen Steingarten. Der besteht aus einem großen Rechteck (ca. 10 mal 25 Meter) das mit 25 Steinen und viel grauem Kiesel bedeckt ist. Die kleinen Steinchen werden mit einem Rechen in Wellen gebracht, die großen Steine mit ihrem Moos liegen darin wie Inseln. Die Menschen sitzen drumherum und verlieren sich in philosophischen Betrachtungen. Eine besonderen Mauer drum herum rundet das Bild wohl ab. Ja, es hat etwas auf diese ruhigen sauberen Linien zu schauen. Und ja, es sind von keinem Blickwinkel aus alle 25 Stein in dem Steinchen-Meer zu sehen. Aber dennoch, ein lebendiger Garten ist uns lieber. Auch wenn der Steingarten bereits 600 Jahre alt ist.

Justus stoßt wieder zu uns und wir gehen in ein Café mit unverschämt hohen Preisen, deshalb verabschieden wir uns mit „sumimasen“ (japanisch für entschuldigung) gleich wieder. Landen dann via Google in einem Café auf einem Uni-Campus. Auch nett. Leider stellen wir dort fest, dass wir es versäumt haben uns über die Öffnungszeiten für den Goldenen Tempel (Kinkaku-ji, die oberen 2 Stockwerke sind mit Gold überzogen) zu informieren. Er schließt um 17 Uhr. Wir versuchen dann noch einen Blick von außen darauf zu erhaschen, aber das gelingt uns nicht.

Also zurück zum Hotel. Da wir dort den Onsen genießen wollen und vom späten Mittagsmenü noch gesättigt sind, nehmen wir uns unterwegs aus einem Supermarkt ein bisschen Sushi mit und genießen den Rest des Abends in dem schönen Hotel. Ist eh schon wieder 19 Uhr geworden, ehe wir zurück sind.

13. April 2023
Kyoto: Nanzen-ji Tempel, Gion Viertel, Kiyomizu-tera Tempel

Heute sind wir in den Osten der Stadt gefahren. Zunächst ging es in den Nanzen-ji Tempel. Dies ist einer der fünf berühmtesten Zen buddhistischen Tempel Japans. Im 13. Jh. als Villa erbaut und dann aber gespendet und zum Tempel umgewandelt. Das Gebäude brannte mehrfach ab, das aktuelle Gebäude ist aus dem 16. Jh. Das große hölzerne Eingangstor würde einen Blick weit über Kyoto ermöglichen, wenn wir es erklommen hatten. Wir sind stattdessen auf den Berg dahinter geklettert. Zuvor aber haben wir noch die andere Sehenswürdigkeit der Anlage besichtigt. Innerhalb des Tempels gibt es einen auch berühmten Garten und Trockengarten. Des Weiteren sind viele der Wandschirme, die die Räume voneinander abtrennen historisch. Die Pinselführung soll besonders filigran sein und die Zeichnung der Tiger herausragend. Leider lässt die Anlage ein meditatives Verweilen nicht zu. Man kann sich nirgends niederlassen, um einfach mal den Blick schweifen zu lassen und in der Betrachtung zu versinken.

Hinter dem Tempel kann man eine kleine Wanderung machen. Die führt zuerst an einem Wasserfall vorbei, an dem man aber nur „Duschen“ darf, wenn man einer bestimmten Gesinnung angehört und auch nur in spezieller Kleidung. Ein Schild hat uns zu Beginn des Wanderwegs vor den Affen gewarnt, gesehen haben wir aber keinen. Der Weg ist gut angelegt und man erfährt, wie rasch man in dieser Stadt eine sportliche Wanderung machen kann.

Anschließend weiter nach Gion, dem Touristenbezirk in Kyoto. Erstmal aber führte uns der Weg von der Metro durch eine Marktstraße mit Geschäften, die wohl eher von Anwohnern frequentiert werden. Das haben wir an den Preisen für das Obst gesehen. Sind dann spontan in einen Ramen-Laden gegangen und haben hervorragende Suppe gegessen. Diesmal war die Suppe scharf bis sehr scharf und wegen des Schlürfens haben wir gleich ein Lätzchen dazubekommen. An den Spritzern an der Holzwand konnten wir sehen, dass es eine gute Idee ist die Lätzchen sich auch umzuhängen 😊

Dann rein ins Getümmel! Gion ist voller Touristen. Es gibt schon eine Ecke, die es wert ist sich dermaßen in die Massen zu stürzen, aber ganz ehrlich, die meisten Straßen sind langweilig. Überall steht, dass man nicht fotografieren darf und Polizisten wachen auch darüber (ich wurde angesprochen, höflich natürlich, aber bestimmt). Anscheinend gilt das für die Bereiche des Viertels, in denen Menschen tatsächlich wohnen: die Armen! Der andere Teil des ehemaligen Geisha-Stadtteils ist voller Touristen-Geschäften. Geishas gibt es heute fast gar nicht mehr.

Justus und ich haben eine Softeis in der Geschmacksrichtung „Kirschblüte und grüner Tee“ gegessen. Diesmal hat das Eis tatsächlich nach Matcha Tee geschmeckt. Na ja, … Ein Café zu finden war auch nicht einfach. Ein winziger Laden in einem schrägen Stil eingerichtet mit Fake-Industriestil und englischen Sesseln, war schließlich unsere Wahl.

Im Abendlicht dann schließlich noch der Kiyomizu-tera Tempel. Manche Bauten sind hier in dem so hübschen zinnoberrot gestrichen, andere in vom Alter fast schwarzem Holz gehalten. Ein Tempel bietet eine Plattform, von der es 17 Meter in die Tiefe geht. Es geht die Legende, dass Menschen dort hinuntergesprungen sind, weil ihnen danach ein Wunsch freistand. Überlebt hat das logischerweise keiner. An einer anderen Stelle fließen drei Strahlen Wasser aus dem Felsen. Jeder Strahl steht für eine Wunsch: langes Leben, erfolgreiches Studium, Erfolg in der Liebe. Wer von allen drei Wassern trinkt, gilt als gierig.

Das Schönste an dem Gelände am Hügel sind die Blicke! Wir waren um 17 Uhr zum Abendlicht dort und es war einfach wunderschön.

Es gäbe in Kyoto auch ein Ramen-Viertel mit bestimmt 25 hochwertigen Restaurants, die dieses Suppengericht servieren. Aber dafür hätten wir an das andere Ende der Stadt fahren müssen. Also haben wir uns für die gemütliche Variante entschieden. Sushi Gericht und anderes aus dem Supermarkt, verzehrt in unseren gemütlichen Hotel-Schlafanzügen in unserem sehr guten Hotelzimmer. Den Onsen habe ich natürlich noch davor eingebaut.

Sind wieder einmal über 20.000 Schritte gegangen. Eigentlich würde ich ja gerne wieder einmal joggen gehen, aber bei dem Schritte-Pensum ist das nicht mehr drin. Wir hatten überlegt uns vom Hotel Räder auszuleihen. Wir sind schon recht unerschrockenen Radler, aber das anarchische japanische Radfahrverhalten ist uns doch suspekt. Da ist dieses Volk so stolz auf seine Konventionen und Regeln, an die sich scheinbar alle so gerne halten. Aber beim Radfahren herrscht das blanke Chaos in unseren Augen. Die fahren v.a. auf den Fußwegen in einem schnellen Tempo Schlange durch die Fußgänger. Kommen ohne zu klingeln einfach von hinten angesaust. Selbst wenn es einen Radweg gibt, wird der ignoriert. Auch die Fahrtrichtung wird genommen, wie es beliebt. Sehr seltsam!

14. bis 23. April 2023
Kurzbericht wegen Krankheit

Am 14. April wollten wir eigentlich nach Kanazawa weiterfahren, aber leider kam es ganz anders. Als ich am morgen ein paar meiner üblichen morgendlichen schwungvollen Vorwärtsbeugen gemacht habe, ist mir sehr schwindlig geworden. Das hat sich dann schnell so gesteigert, dass ich mich erbrochen habe und nur noch liegen konnte. Zum Glück waren wir in einem großen sehr gutem Hotel, so dass es kein Problem war das Zimmer weiter zu bewohnen. Nach 24 Stunden war keinerlei Besserung eingetreten. Als Tom an der Rezeption nach einem Arzt frägt, rückt in Null-komma-Nichts eine 3-Köpfige Ambulanz-Truppe an. Das war schon witzig und obwohl es mir echt ziemlich mies ging, musste ich ein Lächeln unterdrücken. Wurde dann ins Krankenhaus gefahren und ins MRT gesteckt. Bis zum Nachmittag war klar, dass die Ursache des Schwindels zwar nicht gefunden werden konnte, aber auch nicht lebensbedrohlich ist. Ich werde mit der Diagnose entlassen, dass man meistens nicht herausbekommt, was die Ursache für Schwindel ist, aber meistens der Schwindel in ein paar Tagen auch wieder verschwindet.

Das gute am Krankenhausaufenthalt war wohl, dass ich eine Infusion bekam und auch Medikamente. Auch wenn die nicht gleich ihre Wirkung zeigten, so konnte ich dennoch bis zum Abend wenigstens wieder trinken und etwas essen. Insgesamt mussten wir unseren Aufenthalt in Kyoto um 3 Tage verlängern. Kanazawa mussten wir ganz ausfallen lassen und Matsumoto hat Justus alleine gemacht.

Am 17. April konnten Tom und ich dann nach Tokio weiterreisen. Die Anreise hatte mich allerdings so erschöpft, dass ich mich im Hotel gleich wieder hinlegen musste. Aber ab dem 18. April war ich endlich wieder in der Lage an den Besichtigungstouren teilzunehmen. Dass diese nun etwas weniger umfangreich ausfielen, hat Tom und Justus nicht weiter gestört oder sogar gefallen 😉

Meine Hoffnung, dass ich einen seltsamen Migräneanfall hatte und damit der Schwindel nach ein paar Tagen einfach genauso verschwinden könnte, wie er schlagartig aufgetreten ist, hat sich leider nicht erfüllt. Aber es wird jeden Tag ein bisschen besser.

Justus hat sich in Kyoto dann noch den Goldenen Tempel angesehen und ist ins Viertel der Ramen-Restaurants gefahren. Matsumoto hat ihm sehr gut gefallen, weil es eine kleine ruhige Stadt ist. Kyoto ist schon sehr touristisch und rappelvoll. In dem Hotel in Kyoto kannten uns schließlich alle Angestellten und am Ende sind wir vom Chef persönlich verabschiedet worden.

Tokio (17. – 21. April 2023)

Die Stadt ist riesig! Auch sie wurde während des 2. Weltkrieges dem Erdboden gleich gemacht, so dass es heute eine Großstadt mit vielen neuen Bauwerken ist. Was uns sehr gut gefällt ist, dass es in Tokio so viele Parkanlagen gibt. Ich finde die Anzahl von grünen Erholungsinseln in einer Stadt ist gleichbedeutend mit der Steigerung von Lebensqualität. Und weil ich ja nicht so aufm Damm war, haben wir viel Zeit in den verschiedenen Parks Tokios verbracht.

Yoyogi Park: Der Park hat einen sehr alten imposanten Baumbestand mit breiten Wegen. Dort befindet sich auch der Meiji Jingu Inner Garden, den ein Kaiser für seine Gemahlin hat bauen lassen. Eine wunderschöne Anlage mit Teehaus und Quellwasser.

Oenokoen Park: Gegenüber befindet sich das Nationalmuseum Tokio (alte Kimonos, Teezeremonie, Feder- und Pinselzeichnungen, Zen-Buddhismus, Porzellan, u.v.m.). Ein Park in dem sich die Jugend zum abendlichen Stelldichein trifft mit Springbrunnen.

Hamarikyuteien Park: Kostet zwar ein wenig Eintritt ist aber malerisch mit Seen und Teehäusern in die Hochhausumgebung eingebettet.

Außerdem waren wir auf dem Metropolitan Government Building. Hier kann man kostenlos einen Rundblick über das Häusermeer Tokios genießen. Natürlich ist in Tokio Pflichtprogramm der Asakusa Shrine mit der Nakamise-Dori-Street. Dort kann man ganz hervorragend alles an Souvenirs kaufen, was man so meint zu brauchen. Der alte Fischmarkt (Tsukiji) ist auch so ein Touristen-Pflicht-Ort. Hier gibt es viele Spezereien zu probieren, allerdings nicht unbedingt in guter Qualität, aber einen Überblick kann man sich verschaffen. Dann waren wir noch im Ginza-Viertel, dem Nobel-Einkaufs-Viertel der Stadt und im Shinjuku-Viertel, wo der Godzilla vom Dach brüllt und das genaue Gegenteil von Edel darstellt. In diesem Viertel geht es eher schräg zu.

Was uns enttäuscht hat ist die berühmte Shibuya-Kreuzung. Da haben wir andere Kreuzungen, die auf dem gleichen Prinzip funktionieren, gesehen, die viel spektakulärer aussehen. Und große breite Zebrastreifen gibt es in Tokio überall zu sehen.

Am 21. April dann haben wir Justus verabschiedet und sind nach Kamakura gefahren. Hier haben wir ein kleines Appartment bezogen. Ich genieße den Strand, denn der Ort ist ein Bade- und Sportstädtchen. Tom geht ins Hinterland wandern. Der Blog wollte auch aktualisiert werden…

Japan hat unser Herz erobert! Und irgendwann würde ich gerne nochmal hierherkommen und die ländlichen Regionen bereisen. Und das sind die Punkte, warum es uns so sehr hier gefallen hat:

  • Die Japaner achten sehr auf Benimmregeln. Sind sehr höflich und rücksichtsvoll.
  • Es ist so wunderbar ruhig in diesem Land. Die kleinen Autos schnurren sanft und leise über den Asphalt. Es wird nicht rumgeschrien,
  • Das Essen ist köstlich. Egal ob es ein aufwändiges Menü ist oder eine einfache Ramensuppe.
  • Hotels sind so unglaublich komfortabel, denn dem Gast wird stets ein Sortiment von Annehmlichkeiten geboten: Zahnbürste und Zahnpasta, Rasierer, Kamm, Wattestäbchen und Abschmicktücher, Haargummis, Shampoo/Conditioner/Duschbad in guter Qualität, ausreichend Handtücher, selbst ein Schlafanzug ist meist vorhanden. Die Toiletten mit ihren verschiedenen Bidet-Programmen sind eine Wohltat. Wasserkocher mit Tee- und Kaffeezubehör ist fast immer dabei.
  • Man fühlt sich immer und überall sicher.
  • Als Reiseland ist es unschlagbar, denn das öffentliche Verkehrssystem ist bestens organisiert, pünktlich und zuverlässig und dank der Personaldichte findet man auch immer helfende Hände.
  • Die Japaner sind ein ausgesprochen hübsches, gutaussehendes Volk und kleiden sich sehr geschmackvoll in einem ganz eigenen Stil.

Morgen also aufs Kreuzfahrtschiff. Jetzt habe ich mich seit Wochen auf diese Auszeit gefreut und nun fällt es mir tatsächlich schwer von Japan Abschied zu nehmen. Aber vielleicht ist das Gefühl auch nur das übliche „Was wird mich erwarten“-Bange-Sein-Gefühl… Der Schwindel ist auch nicht komplett weg, so dass ich mir schon ein bisschen Sorgen mache, wie sich da jetzt das schwankende Schiff auswirkt. Denn auch wenn ein solch großes Schiff sehr starke Stabilisatoren hat, so ist eben doch kein Gebäude auf festem Boden. Aber ich bin zuversichtlich!!!

2 Kommentare

    1. Titschi Mayer 2.0

      Lieber Hans,
      wir haben uns sehr über deinen Kommentar gefreut! Schreiben hier ja immer so ein bisschen in den Äther hinein und freuen uns riesig, wenn was zurückkommt. Sind jetzt noch einen Monat unterwegs…
      Viele liebe Grüße aus dem Nichts zwischen dem Yosemite Nationalpark und der Pazifikküste
      Gaby & Tom

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