Gaby’s Tagebuch – Neuseeland 23.11. – 6.12.2022
Gaby’s Tagebuch – Neuseeland 23.11. – 6.12.2022

Gaby’s Tagebuch – Neuseeland 23.11. – 6.12.2022

23. November 2022
Flug nach Auckland

Wir sind mit Tahiti Airways geflogen und hatten deshalb einen Aufenthalt auf der Insel. Zunächst 8 Stunden Nachtflug. Nach einem kleinen Imbiss wurde im Flieger das Licht gedimmt und wir konnten leidlich gut ein paar Stunden schlafen. Der Platz war eng, aber irgendwie ging’s dann doch.

Der Stopp in Tahiti war wunderschön. Beim Aussteigen umfing uns eine samtweiche angenehm warme Luft und im Flughafen wurden alle Ankommenden vom Spiel einer Tahitianischen Band empfangen: 3 Ukelele-Spieler. Als wir den Flug von LA buchten, war Tahiti noch wegen Covid für den Tourismus gesperrt. Deshalb hatten wir uns gegen einen Aufenthalt auf der Insel oder einer anderen Südseeinsel entschieden. Schade! Die Atmosphäre am Flughafen Papeete war so wundervoll. Die kleine Terminalhalle ist zu zwei Seiten offen und es gibt einen Loungeplatz im Freien. Irgendwann will ich in die Südsee!

Mit der Uhrzeit und dem Datum war das auf dem Flug echt verwirrend. Wir sind in LA um 23 Uhr am 22. November gestartet. Um 5 Uhr Ortszeit in Tahiti am 23. November sind wir gelandet. Unsere Uhren zeigten 7 Uhr an. Um 10 Uhr Ortszeit der Weiterflug. 5 Stunden Flugzeit. Landung um 12 Uhr am 24. November Ortszeit. Unsere Uhren zeigten 15 Uhr am 23. November an.

Um es klarzustellen: wir haben nun genau 12 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland und liegen vor der deutschen Zeit. Wenn es also bei uns abends ist, ist es zuhause erst morgens des gleichen Tages. Auf dem Flug von Tahiti nach Auckland haben wir die Datumsgrenze überfolgen und einen Tag übersprungen. Auf dem Schiff im April 2023 werden wir die Datumsgrenze in die andere Richtung überqueren und wieder einen Tag gewinnen, bzw. ein Datum 2-mal haben. Diese Datumslinie hat uns bei unserer ersten Weltreise schon sehr verwirrt. Damals hatten wir die Grenze auf dem Flug nach Hawaii überflogen und sie gar nicht auf dem Schirm gehabt. Den Mietwagen hatten wir für das falsche Datum reserviert. Aber das Problem kennen die dort wohl, so dass wir keine Probleme hatten.

24. November 2022
Ankunft in Auckland

Um gleich beim Thema vom gestrigen Tag anzuschließen. Jetzt sind wir die ersten, die den neuen Tag begrüßen. Jetzt befinden wir uns in der südlichen Hemisphäre. Jetzt ist für unser europäisches Verständnis alles falschherum! Die Sonne steht mittags im Norden und im November ist schon fast Sommer. Auf unserer ersten Weltreise war uns der Sonnenstand in Australien so gar nicht klar. Wir hatten uns auf einer Wanderung ziemlich verlaufen, weil wir uns am Sonnenstand orientiert hatten und die Sonne wie gewohnt zu M.ittag im Süden glaubten… Ja, und Weihnachten und Silvester werden wir bei sommerlichen Temperaturen in Sydney feiern.

Wir landen um 12.15 Uhr Ortszeit. Die Passkontrolle geht dank unserem digitalisierten Pass sehr schnell. Haben wir zum ersten Mal so gemacht. Aber jetzt wissen wir, dass das echt easy geht. Ein Symbol am Pass zeigt an, ob der Pass dafür geeignet ist. Prima! Auf unsere großen Rucksäcke müssen wir nicht lange warten und es ist immer schön zu sehen, dass das Gepäck dort gelandet ist, wo man selbst gelandet ist.

Und dann kam noch eine Besonderheit der Kiwis, wie sich die Neuseeländer selbst bezeichnen. Sie sind sehr streng darauf bedacht keine fremden Samen oder Getier einzuschleppen. Man muss ein Formular ausfüllen, wo abgefragt wird wo man in den letzten 30 Tagen war. Das Einführen von Obst, Gemüse oder ähnlichem ist strikt verboten. Da kann man schnell mehrere 100 Dollar zahlen, wenn die Hunde das Erschnüffeln. Wanderschuhe oder Campingequipment muss peinlichst gereinigt sein. Ging alles gut bei uns.

Schließlich noch eine NZ-Sim-Karte besorgen und einen Adapter. An das Mietauto zu kommen war dann etwas komplizierter. Tom hat über eine Plattform ein billiges Angebot bekommen von einem lokalen Anbieter. Der hat keinen Stand am Flughafen. Mussten wir aber erst durch fragen rausbekommen. Schließlich konnte uns am Infoschalter des Flughafens ein kostenloses Telefon zu der Verfügung gestellt werden. Der Vermieter holte uns mit einem Shuttlebus ab. Der Wagen ist alt und einfach, aber er fährt.

Wir stellen dann rasch fest, dass in Neuseeland die meisten Autos alt und schlicht sind. Auf der Fahrt durch und aus Auckland heraus sind wir etwas entsetzt über die schäbigen Häuser und den ärmlichen Eindruck. Aber sobald wir aufs Land rauskommen, wird es grün und hügelig und die Häuser schauen lieblich aus. Nach einer zweistündigen Fahrt kommen wir in Tairua an. Unterwegs haben wir an einem Gemüseladen noch eingekauft. Die Preise sind nach den USA eine Wohltat und der Cappuccino ist fantastisch!

Der kleine Ort an einer Bucht, wo unser Airbnb ist, ist auch wunderhübsch und die Hosts begrüßen uns persönlich. Es ist eine kleine, aber sehr durchdacht eingerichtete Miniwohnung mit einem weiten Blick über die Hügel und das Wasser. Ein gepflegter Garten in englischer Tradition umgibt uns. Ich erlaufe mir den kleinen Ort, während Tom eine Gemüsepfanne zaubert. Der Ort ist herrlich ruhig und gepflegt.

Nach dem Essen kann ich noch mit Elke telefonieren!

25. November 2022
Cathedral Cove und Hot Beach

Wir haben prima geschlafen! Unser Host kommt am Morgen gleich zu uns runter und gibt uns Tipps, was wir unternehmen können. Für den Hot Beach leiht er uns seinen Spaten. Warum das denn? Später 😊

Fürs Frühstück wurde der Kühlschrank bestens vom Host gefüllt und wir lassen uns Eier, Toast und Wheetbix schmecken. Ein WhatsApp-Call mit Justus (22 Uhr in Deutschland) und Felix (8 Uhr in Australien) rundet unseren Morgen herrlich ab.

Nach einer halbstündigen Fahrt kommen wir nach Hahei. Die Straßen hier sind schmal und sehr kurvig und natürlich fährt man links. Um zum Strand Cathedral Cove zu kommen, muss man sich entweder mit einem Wassertaxi hinfahren lassen, ein Kanu mieten (sehr teuer) oder zu Fuß gehen. Wir gehen natürlich zu Fuß: 5 km über einen steilen Hügel. Aber die Anstrengung ist es wert! Zumal auch der Weg hübsch ist mit Blicken über das türkisfarbene Wasser und auf Schafherden an Land. Der abgeschlossene Strand, den man schließlich erreicht ist was ganz Besonderes. Es sind eigentlich zwei Strände, die durch einen weiten hohen und tiefen Bogen verbunden sind. Weiße Felswände zum Hinterland, an denen Bäche herabfließen. Weiße Felsen im türkisblauen Meer, die von den Gezeiten und von den Winden in bizarre Formen verwandelt wurden und werden. Südseefeeling! Auch wenn das Wasser dafür noch zu kalt ist.

Anschließend fahren wir zu einem „richtigen“ Café, das wir auf der Herfahrt gesehen haben. Es ist genauso ein Café, wie wir es in USA vermisst haben. Inmitten eines gepflegten Gartens stehen Tische unter Bäumen rum, es gibt eine überdachte Terrasse mit Sesseln und sehr leckere Kuchen und Cappuccino. Wir kommen gerade noch rechtzeitig, ehe das Lokal für heute schließt. Einfach traumhaft!

Zum Abschluss noch die Geschichte mit dem Spaten. Es gibt hier auf Coromandel (eine Halbinsel mittig im Osten der Nordinsel gelegen) einen Strand mit heißen Quellen unter dem Sand. Wir kommen an eine weite Bucht mit weißem Sand. Überwiegend sind hier nicht viele Menschen. Jedoch an einem kleinen Abschnitt von vielleicht 50 Metern Länge tummeln sich ganz viele. Dort Butteln sie mit Spaten Löcher in den Sand. So kommt das heiße Wasser nach oben und mittels einer Sandsperre, die man natürlich mit dem ausgehobenen Sand aufschüttet, entsteht so ein kleiner Pool mit warmem bis heißem Wasser. An einer Stelle ist das Wasser so heiß, dass man sich die Füße fast verbrennt! Alles eine sehr lustige Sache. Und sobald die Flut kommt, sind alle Pools wieder verschwunden! Wir haben einen Riesenspaß! Eine Gruppe hat sogar Sekt und Sektgläser dabei. In USA undenkbar, denn dort ist Alkohol in der Öffentlichkeit verboten. Außerdem hätten die Amis Plastikgläser dabei.

Neuseeland ist herrlich. Wir fühlen uns schon richtig pudelwohl hier.

26. November 2022
Rotorua

Leider müssen wir schon wieder weiter. Wollten in einem Ort unterwegs schwimmen gehen. Tatsächlich gibt es einen beheizten 25-Meter Community-Pool. Aber leider nehmen die nur Bargeld und in dem Ort finden wir keine Bank auf die Schnelle. Rumfahren ging auch nicht, da die Stadt brechend voll war mit amerikanischen Oldtimern. Ein großes Festival.

Also weiter nach Rotorua. Das wollten wir an sich erst morgen besichtigen. Aber für morgen ist Regen vorhergesagt, so dass es wohl eh besser ist die Tour heute zu machen.

Die Fahrt über eine typische enge kurvige Straße dauert zwei Stunden. Noch eine Stärkung in einem hübschen gemütlichen Café und dann auf zu den Thermalquellen. Zum Glück stinkt es nicht nach Schwefel. Aber es blubbert und simmert in vielen Becken. Surreale Bilder von abgestorbenen Bäumen inmitten von rauchenden Wasserflächen. Brücken über Bäche, die den Darüberschreitenden von unten wärmen. Auf den Wegen blühende Bäume.

Weiter zu den Redwoods. Ja, heute zeigt Neuseeland seine „amerikanische“ Seite. Yellowstone und Sequoia. Wir müssen gestehen, dass hier die USA leider siegen. Aber schön ist es trotzdem. Die Redwoods sollen Californische Redwoods sein, die um 1900 gepflanzt wurden. Die Rinde schaut den Sequoias ähnlich, die Nadeln nicht. Sind am Zweifeln, ob das wirklich Sequoias sind. Aber natürlich sind die hier noch recht jung. Es ist auf alle Fälle ein hübscher Wald. Und die Menschenmassen gehen nicht am Boden, sondern auf Hängebrücken, die zwischen die Baumriesen gespannt wurden. Für 37 NZ-Dollars kann man dort oben rumlaufen. Wir bleiben unten 😊

Es gibt hier auch noch ein maorisches Dorf und ein Maori-Kulturzentrum. Leider hat beides bereits geschlossen. Im Kulturzentrum ist eine Musikveranstaltung mit Dinner. Dort wird traditionelles Maoriessen serviert. Die haben nämlich früher die heißen Quellen und die heiße Luft im Boden genutzt, um ihre Speisen zu garen. Restaurants, wo man diese traditionellen Gerichte bekommt, gibt es nicht. Und für so ein Eventdinner muss man sich frühzeitig anmelden. Sehr schade, dass wir all dies über das Maori-Kulturzentrum nicht vorab gewusst haben.

Wir gehen dafür in der Eatery essen. Das ist eine überdachte Straße, wo es viele verschiedene Restaurants gibt. Es hängen überall die Speisekarten draußen, so dass man in Ruhe entscheiden kann, wo man essen möchte. Die Preise sind einschließlich Steuern und Trinkgeld wird auch keines verlangt. Das hat uns in USA schon sehr irritiert, dass die Preise immer als Nettopreise angezeigt wurden ohne Angaben zu den Steuern, die noch draufkommen. Und selbst im Selbstbedienungscafé wurde man mittels Anzeige beim Kartenautomaten aufgefordert ein Trinkgeld (15 – 25 %) zu geben.

Wir haben heute nicht selbst gekocht, weil wir nur ein Privatzimmer via airbnb gebucht haben.

27. November 2022
Fahrt nach Taupo: Kratersee (Mount Rainbow), Mudpool (Waiotapu), Huka Falls (Waitomo River)

Haben beim Frühstück einen wunderbaren Ratsch mit unserer Vermieterin. Sie stammt aus Belfast, ist Lehrerin im Ruhestand und lebt seit 1998 in Neuseeland. Haben uns prima verstanden und uns in ihrem Haus im provenzalischen Stil sehr wohl gefühlt. Sie hat Französisch und Spanisch unterrichtet und ist schon viel gereist. Diese Begegnungen sind das Besondere an Airbnb-Privatzimmer-Unterkünften!

Dann waren wir zum ersten Mal auf unserer Sabbatreise Bahnen Schwimmen. Es war ja nicht so, dass wir nicht gewollt hätten. Aber in USA haben wir kein einziges öffentliches Schwimmbad gesehen! In Neuseeland gibt es in jedem etwas größerem Ort ein Aquatic Centre. Es war nicht viel los und der Eintritt mit ca. 3 Euro wirklich prima. Das Wasser ist beheizt und leicht schwefelig, ganz weich und es waren komplett in Bahnen abgetrennt. Hat unglaublich viel Spaß gemacht.

Für heute war Regen angesagt. Aber im Schwimmbad hat noch die Sonne geschienen. Also weiter zum Kratersee am Mount Rainbow. Ein kleiner Fußmarsch durch den herrlichen neuseeländischen Wald: Farnbäume, Moose, Pinien und dann noch über eine Absperrung zu einem kleinen Aussichtsbalkon. Von dort schaut man in einen kleinen See mit unglaublicher Farbe. Ein fast schon fluoreszierendes Blau.

Die heißen Quellen gestern in Rotorua waren ganz nett, aber im Vergleich zu Yellowstone natürlich Pipifax. Ganz anders der Mudpool in Waiotapu! Es blubbert fantastisch auf einer recht großen Fläche. Das spannendste am Schlammblubber ist, dass so vielerlei schnell vergängliche Formen entstehen.

Für heute war starker Regen vorhergesagt, aber um 13 Uhr haben wir immer noch Sonnenschein, der zwischen den Wolken immer mal wieder durchkommt. Also beschließen wir auch noch die Huka Falls anzuschauen. Der Waitomo Fluss entspringt aus dem Lake Taupo und muss bereits kurz nach Verlassen des Sees durch eine enge Felsschlucht und einen kleinen Hang hinunter. Das allein ist schon ein Spektakel. Hinzu kommt noch, dass neben der schäumenden Gischt türkisfarbenes Wasser hindurch schimmert. Wunderbare Blicke!

Als wir in Taupo um kurz nach 14 Uhr in unserem Airbnb ankommen fängt es gerade an zu regnen. So ein Glück. Und das Gartenhäuschen ist auch ein Glück. Es ist viel größer als es auf den Fotos scheint. Perfekt für einen verregneten Nachmittag. Genießen das beruhigende Plätschern des Regens.

28. November 2022
Taupo

Heute scheint wieder die Sonne und wir haben richtig lange und erholsam geschlafen. Tom erklimmt einen der Berge und ich gehe zum Joggen. Leider gibt es keinen durchgängigen Wanderweg direkt am See, so dass ich immer wieder zum See runter und wieder nach oben laufen muss. Ziemlich anstrengend. Anscheinend sind hier doch einige Seegrundstücke in Privatbesitz. Tom erklimmt seinen Berg (1.088 m) über z.T. sehr schmale Hohlwege, die gerade Platz für eine Person lassen. Zum Glück kommt ihm niemand entgegen. Nur hinter ihm kommt ein sehr junges deutsches Pärchen aus Ingolstadt. Die verbringen ein halbes Jahr in Neuseeland und sind etwas enttäuscht. Hatten es sich abenteuerlicher vorgestellt. Wir hingegen genießen gerade die Beschaulichkeit und Ruhe hier.

Nach dem Laufen kann ich gemütlich auf der Terrasse liegen und lesen und später fahren wir noch in den Ort Taupo. Unser Airbnb liegt im verschlafenen Ort Acacia Bay ca. 5 km von Taupo entfernt. Aber auch in Taupo steppt nicht gerade der Bär. Wir sind um 16 Uhr dort und müssen feststellen, dass viele Geschäfte und Cafés nur von 10 – 16 Uhr geöffnet haben! Wir finden aber doch noch ein geöffnetes Café und genießen die Tasse neben einem gasbetriebenen Kaminfeuer. Es ist zwar nicht richtig kalt, aber bei unter 20 Grad und Wind tut so ein bisschen Wärme in der Stube dann doch gut. Für die zwei Kaffee serviert in Porzellantassen (muss ich einfach betonen nach den vielen Wegwerfbechern in USA) zahlen wir 6 Euro. Das ist doch vollkommen okay.

Spazieren noch durch den Ort, der aber nicht viel hergibt. Alles schaut aus wie in einer englischen Kleinstadt.

Haben heute mal kurz den TV angemacht. Eine Nachrichtensprecherin hatte eine Tätowierung auf dem Kinn. Sah aus wie ein Kinnbart. Im Café haben wir einen weiteren jungen Maori gesehen, der im Gesicht tätowiert war. Gewöhnungsbedürftig.

29. November 2022
New Plymouth

Nach New Plymouth durchqueren wir die Insel von der Ost- zur Westküste. Und wie in Neuseeland üblich ist, die Straße dorthin sehr kurvig und hügelig. Die Landschaft schaut sehr nach „Hobbitland“ aus. Das hätten wir unterwegs auch besuchen können. Also die originale Filmkulisse, aber der Eintrittspreis ist unverschämt!

Die Fahrt nach New Plymouth ist lang genug mit fast 300 km. Über Hügel, die aussehen als wären sie mit Moos überzogen, weil die vielen Schafe und Kühe das Gras so kurz fressen. An Hängen vorbei, die mit Pinien und Farnbäumen und Laubbäumen so exotisch und zugleich so bekannt heimisch üppig bewachsen sind. Aber auch durch Ortschaften (wobei es davon im Landesinneren nicht viele gibt), die so trostlos aussehen, dass uns Felix Lieblingsausdruck für solche Siedlungen einfällt: „Da willst du nicht tot über dem Zaun hängen“.

New Plymouth hingegen ist eine hübsche Gartenstadt an der rauen Westküste. Touristisch gibt es hier nicht so viel zu sehen, außer dem Vulkan „Taranaki“, wenn denn blauer Himmel wäre. Aber heute ist es stark bewölkt. Eigentlich sollte es sogar regnen. Aber noch ist es trocken, so dass wir zu Fuß quer durch die Stadt von unserem hübschen Gartencottage zum Aquatic-Center gehen. Wieder eine Runde schwimmen. Als wir wieder gemütlich im Cottage sitzen fängt es dann an zu schütten. Aber wir sitzen im Warmen und Trockenen. Arme Wohnmobil-Reisende! Wir sehen so viele, die Neuseeland mit diesen kleinen Bussen durchfahren. Da macht es keinen Spaß, wenn es regnet.

30. November 2022
New Plymouth

Telefonieren heute mal wieder mit den Jungs. Am Morgen mit Justi in Deutschland und am Abend mit Feli in Australien.

Gehen schon um 10 Uhr los, um durch das Städtchen zu Streuern, denn für Nachmittag ist wieder Regen angesagt. New Plymouth ist als Gartenstadt Neuseelands bekannt. Der Pukekura-Park ist wirklich ganz in englischer Gartentradition, aber mit neuseeländischen Pflanzen. D.h. viel Farn. Erstaunlich wie groß die Farnblätter hier sind. Stellen später fest, dass auf den Trikots von Nationalspielern auch Farnblätter auftauchen.

Dann gönnen wir uns einen Einkaufsbummel. Haben wir schon ewig nicht mehr gemacht und haben deshalb viel Spaß daran. Den Nachmittag aber verbringen wir bei einsetzendem Schauerwetter in unserem kleinen Gartencottage mit Lesen und Planen. Mussten eine Unterkunft wieder stornieren, weil wir feststellten, dass die Fahrt dorthin viel zu lange dauern würde. Die Straßenverhältnisse in Neuseeland müssen bei einer Routenplanung mit einbezogen werden. Fahrtstrecken von über 300 km können schon zu viel sein.

Schauen noch ein bisschen in das Fernsehprogramm und entdecken, dass die Maori einen eigenen Sender betreiben. Lauschen der Sprache, die für unsere Ohren kein hörbares R kennt, viele Ks und Ts benutzt und von den Vokalen die Is und Os liebt. Die werden immer kurz ausgesprochen. Überhaupt haben die Maoris seit unserem letzten Besuch an Bedeutung gewonnen. Sie haben sich einen festen Platz in der nationalen Identität erkämpft. Bekannt aus dem Sport ist der „Haka“ vor einem Rugbyspiel, den auch die Nicht-Maori-Neuseeländer tanzen. Jetzt haben wir erfahren, dass die Kiwis ihren Winter mit dem Neujahrsfest der Maori, dem sogenannten „Matariki“, aufhübschen.

Sind gespannt, welche Rolle die Aborigines bei den Australiern mittlerweile spielen. Aber die Weißen dort haben den Ureinwohnern Übles angetan. Von den Weißen in Neuseeland sind solche Gräueltaten (uns jedenfalls) nicht bekannt. Die Kiwis haben sich auf alle Fälle von ihrem Mutterland England sehr gut emanzipiert.

1. Dezember 2022
Waitomo Caves, Hamilton

Waren noch vor dem Frühstück im Pukekura-Park joggen. Alles feucht, weil es in der Nacht ziemlich geschüttet hat.

Dann auf nach Waitomo. Der 3er-Highway ist ein bisschen nervig, weil es sehr viele Baustellen gibt und der Verkehr dort immer angehalten wird, um ihn einspurig an der Baustelle vorbeizuleiten. Aber nett ist, dass die Arbeiter, die für die Verkehrsleitung am Straßenrand stehen, allen Autofahrern sehr freundlich zuwinken.

In Waitomo gibt es die Glühwürmchen-Höhlen. Wie bei allen Höhlenbesichtigungen darf man nur mit einer Führung rein und die mussten wir vorab online buchen. Denn auch wenn jetzt keine Hochsaison ist, ist es doch fast unmöglich spontan noch einen Platz in einer Gruppe zu bekommen. Die Führungen dauern 60 Minuten. Da die Höhlen den Maoris gehören, werden wir von einem witzigen engagierten Enkel des derzeitigen Chefs der Höhlen geführt. Es gibt ein paar hübsche Stalaktiten und Stalagmiten und einen großen Höhlenraum mit einer orgelähnlichen Struktur an der Seite. Dieser Raum hat eine prima Akustik, wird „The Cathedral“ genannt und auch für Konzerte oder Hochzeiten genutzt.

Aber das eigentlich besondere an der Höhle sind die Glühwürmchen. Diese Würmer machen mit ihrem Speichel lange Fäden, um damit Insekten zu fangen, die sie dann, wie Spagetti einsaugen. Später verwenden die Würmer die Fäden, um sich darin einzuspinnen. Die Weibchen fluoreszieren und hängen zu tausenden an der Decke. Wir werden im Dunkeln in ein Boot gesetzt und durch einen unterirdischen See gefahren. Über uns an der Decke leuchten so viele Glühwürmchen, dass es aussieht als wäre über uns ein schimmerndes Kirchenfenster. Unglaublich, dass über uns meterdicke Felsen sind und unscheinbare Würmchen dafür sorgen, dass diese Decke über uns wie ein Tuch mit sehr vielen kleinen Löchern wirkt, durch das das Mondlicht sickert. Wir müssen ganz leise sein und dürfen auch nicht fotografieren. Denn sonst würden die Glühwürmchen aufhören zu leuchten.

Danach dann nochmal eine längere Fahrtstrecke zu einer Zwischenübernachtung in Hamilton, denn die Fahrt von New Plymouth nach Whangarei nördlich von Auckland an der Ostküste, wäre sonst zu lange. Hamilton ist eine triste Industriestadt. Aber ich bekomme hier einen neuen Kobo-E-Reader. Meiner ist nämlich beim Flug nach Neuseeland kaputt gegangen. Gehen schließlich noch indisch essen. Wir fragen uns, ob es deshalb in Neuseeland so viele Inder gibt, weil die von Fiji hier her immigrieren.

2. Dezember 2022
Fahrt nach Whangerei

Am Morgen wieder mal Post öffnen mit Justus. Echt toll, dass er sich um alles zu Hause kümmert. Das Bett des Airbnb war zwar sehr gut, aber insgesamt hat es uns in Hamilton nicht so gut gefallen, so dass wir leichten Herzens weiterfahren.

Allerdings wieder eine 4-Stunden-Fahrt. Wir sollten die Planungen zukünftig mit Überprüfung der Fahrtzeiten via Google machen. Dachten, dass die Fahrt durch Auckland nervig sein würde. Aber da lief es prima, so dass wir uns gleich nach der Großstadt im ersten Ferienort eine Café-Pause mit einem späten Frühstück gönnen. Leider war danach der Highway 1 nur noch eine einspurige Landstraße. Und wieder mal eine Baustelle an der anderen. Schon komisch diese immense Bautätigkeit auf den Straßen.

Sind aber dennoch um kurz nach 14 Uhr in Whangerei. Die Unterkunft und den Ort hatten wir uns erst vor zwei Tagen ausgesucht. Und es ist ein voller Glückstreffer. Die Ferienwohnung ist wunderschön eingerichtet und liegt westseitig ausgerichtet mit kompletter Fensterfront und Terrasse an einem Hanggrundstück mit hübsch angelegtem Garten und dahinter: Dschungelfeeling.

Erstmal Tee/ Kaffee und genießen. Dann entscheiden wir uns dazu zu Fuß durch den geschützten Kauri-Wald in das Stadtzentrum von Whangerei runterzugehen. Zumal Tom herausgefunden hat, dass in dem Ort ein Bauwerk von Hundertwasser steht. Uns war vollkommen unbekannt, dass Hundertwasser 1973 nach Neuseeland ausgewandert ist und dort auch 2000 gestorben ist mit einem neuseeländischen Pass. Gebaut hat er in diesem Land aber nicht viel. In Kawakawa gibt es ein Toilettenhäuschen von ihm, da fahren wir morgen hin. Und hier im Ort gibt es eine Kunstgalerie am Hafen. Aber die wurde nur in seinem Stil entworfen, und 2018 erbaut, also weit nach seinem Tod.

Der Weg hinunter zum Hafen führt durch einen geschützten Kauri-Wald. Diese endemischen und nur in Neuseeland vorkommenden großen Bäume werden von den Kiwis wohl als fast heilig betrachtet. Ehe man einen solchen Wald betritt, muss man sich die Schuhe auf einer Matte säubern und mit einem Spray desinfizieren, damit man nur ja nicht fremde Samen oder Insekten einschleppt, die den Bäumen schaden könnten. Der Weg ist auf alle Fälle sehr schön angelegt und führt durch einen dichten Wald mit besagten Kauris und vielen Farmen und entlang an einem Bach mit Wasserfall.

Die Marina ist voller Segler aus aller Welt und das Hundertwassergebäude leuchtet mit einem goldenen Zwiebelturm und den typischen runden Formen mit viel Farbe zwischen den Booten hindurch. Es herrscht eine angenehme Ausgehstimmung – edel, genießerisch und mit Geschmack. Überlegen kurz dort zu Abend zu essen. Aber unsere Wohnung ist so schön, so ruhig und so hübsch, dass wir lieber dort den schönen Tag ausklingen lassen. Schöner Tag, obwohl wir so viel im Auto gesessen sind. Aber der Ort hier hat all die Anstrengung wieder wettgemacht.

Das ist das tolle am Reisen: die Stimmung kann ganz schnell von superschlecht auf supergut schalten!

3. Dezember 2022
Kawakawa und Fahrt nach Paihia

Leider waren wir nur eine Nacht in Whangarei und wenn wir unsere Reiseroute nicht kurzfristig geändert hätten, hätten wir es gar nicht gesehen und hätten auch nicht in der wunderschönen Unterkunft mit dem fantastischen Garten übernachtet.

Die Fahrt nach Kawakawa dauert zum Glück nicht so lange. Dort steht das berühmte Toilettenhäuschen von Hundertwasser. So ein Glück, dass ich eh grad Pipi muss 😊. Gleich daneben ist ein kleines Museum zu Hundertwasser. Dort empfängt uns eine freundliche Dame und führt uns herum. Gibt nicht viel zu sehen, aber nett ist es trotzdem. Hundertwasser selbst hat sechs km vom Ort entfernt ein Grundstück mit viel Land erworben. Dort war seine Flucht vom Trubel um seine Person in Europa. Er hat dann wohl die Hälfte eines Jahres in Neuseeland verbracht und gemalt. Die andere Hälfte war er in Europa/Wien. Er ist auch auf seinem Grundstück bei Kawakawa beerdigt. Den kleinen Friedhof, wo noch zwei weitere Personen, die ihm nahestanden, begraben sind, nannte er Happiness of Dead.

Vieles in Kawakawa ist bunt und im Sinne bzw. Stil von Hundertwasser gebaut und gestaltet. Der Ort ist also recht farbenfroh und macht auf uns den Eindruck einer lebendigen Gemeinde, wo auch viele Maoris wohnen. Die haben auch einen eigenen Laden mit ihren Produkten im Ort. Und als Krönchen gibt es noch eine alte Dampfeisenbahn mit Bahnhofscafé. Heute fährt die Bahn jedoch nicht, weil der Lokführer keine Zeit hat. Dafür wird der Zug geschmückt, denn morgen gibt es ein Adventsfest (oder so ähnlich).

Wir gehen im örtlichen kleinen Schwimmbad, das eigentlich zu einer Schule gehört, eine Runde schwimmen und im Anschluss ins Bahnhofscafé. In Kawakawa könnte ich mich verlieben.

Wir checken dann früh bei unserer nächsten Ferienwohnung, einem kleinen Häuschen, in Paihia, ein: Wäsche waschen, lesen, planen…

4. Dezember 2022
Paihia

Können zum ersten Mal auf der ganzen Reise draußen frühstücken! Zuerst war es zu heiß oder die Unterkunft hatte gar keinen Garten oder Balkon, dann war es zu kalt am Morgen.

Wir verbringen den Tag mit einem kleinen Spaziergang am Strand entlang in den Ort Paihia und verbummeln dann den Nachmittag mit Lesen. Am Abend stellen wir noch die letzten Bilder in den Blog ein.

5. Dezember 2022
Auckland

Verlassen das kleine Ferienhäuschen – von den Kiwis werden sie „Bach“ (gesprochen Bak) genannt – pünktlich um 10 Uhr zum Check-Out, leider. Es ist unser letzter Tag in Neuseeland und wir müssen zurück nach Auckland.

Machen nochmal Stopp in Whangarei, wo ich eine Runde um die Marina jogge und Tom auf Fototour geht. Ein wunderschöner Ort, egal ob zum Urlaub machen oder zum dort leben.

Wollten dann in Silverdale ins Schwimmbad, aber leider wurde es gerade für den Schulsport für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Kassiererin empfahl uns nach Albany, einem Vorort von Auckland, weiterzufahren. Das hatte dann zwar auf, aber das Schwimmerbecken wurde gerade für den Schwimmunterricht geschlossen. So ein Pech aber auch. Oder auch nicht. Denn so mussten wir zwar auf einer nur 15 Meter langen Bahn schwimmen, aber dafür gleich neben dem Whirlpool. Den hätten wir ohne dieses „Pech“ gar nicht bemerkt. Dieser sehr warme Pool mit Massagedüsen war nicht nur sehr angenehm, sondern auch sehr interessant. Dort saßen v.a. Asiaten drin. Wir vermuten, dass es Japaner waren, denn die kennen aus ihrer Heimat ja die Onsen. Es fiel uns dann auf, dass sehr viele Asiaten in diesem Schwimmbad waren. Spannende Badegäste und wir bekommen so richtig Lust auf Japan. Das wird aber noch ein paar Monate dauern, ehe wir ins Land des Lächelns kommen.

Und zum Abschluss noch in die Marina von Auckland. Wir waren vor 30 Jahren zwar auch in Auckland, aber an die Stadt haben wir gar keine Erinnerung mehr. Damals starteten wir hier unsere Rucksacktour. Bis Australien waren wir ja mit unserem Titschi unterwegs. Aber den hatten wir von Sydney aus nach Hamburg verschifft. Das Flugticket nach Deutschland direkt hätte fast genauso viel gekostet, wie ein Ticket mit Stopps über Neuseeland, Fidschi, Hawaii und LA. Meine Tante Nate und mein Onkel Erich hatten uns dann Geld geliehen, dass wir diesen 3-monatigen „Umweg“ noch machen konnten. Also haben wir Neuseeland mit dem „Daumen“ bereist. Unser erster Lift aus Auckland raus war mit Linden, die hat uns dann gleich eingeladen auf unserem Rückweg bei ihr in Auckland zu übernachten. Daran können wir uns noch lebhaft erinnern. Aber eben nicht an die Stadt selbst. Mit Linden hatten wir noch eine paar Jahre Briefkontakt, aber wie das so ist, man verliert sich schließlich aus den Augen.

Heute also die Marina von Auckland. Und was soll ich sagen: Wunderschön! So ähnlich haben wir das auch schon in Amsterdam oder Kopenhagen gesehen. Segelschiffe und Motorboote neben modernen Wohnhäusern mit großen Fensterfronten, kein Autoverkehr. Wir genießen die legere Stimmung und ein letztes Abendessen in der warmen Dezembersonne Neuseelands. Wir übernachten in einem Motel nahe dem Flughafen. Angenehmes Zimmer und ein kostenfreier Shuttle zum Flughafen am frühen Morgen.

2 Kommentare

  1. Monika

    Liebe Gaby, lieber Tom,

    Das liest sich wahnsinnig gut. Dass ihr in Whangarei wart und es euch gefiel, finde ich klasse.
    Ich freue mich sehr auf diesen Ort.
    Gut, dass ihr auf den Zustand mit den Baustellen auf den Straßen hinweist. Das müssen wir mit einplanen.

    Alles Liebe an euch. Viel Spaß mit Felix.
    Gruß und Kuss,
    Monika

    1. Titschi Mayer 2.0

      Liebe Monika,
      das mit den Baustellen können die Tasmanier auch!
      Mit Felix haben jede Menge Spaß 🙂
      Euch eine gute Reise nach Neuseeland mit einem spannenden Stopp in USA und v.a. eine wunderschöne Hochzeit!
      Herzlichst
      Gaby & Tom & Felix

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