28. August 2022
Ankunft in NY, Brooklyn
Ab 4 Uhr wach. Ich geh um 4.30 Uhr aufs obere Deck und komme gerade noch rechtzeitig, um die Fahrt unter der Verrazzanobrücke mitzubekommen. Die markiert das Ende der Transatlantikpassage – alle Klatschen – ein tolles Gefühl! Dann starren wir und fotografieren wir alle gespannt die nächtliche Skyline, auf die wir da zufahren. Lange kann man gar nicht erkennen wo genau sich Manhattan befindet. Dann eine halbe Stunde später an der Freiheitsstatue vorbei und um 6 Uhr gehen wir schließlich im Kings Court frühstücken. Kein Vergleich zum Britannia, auch wenn es fast das gleiche Essen gibt.
Um 7.15 Uhr sind wir für das Fast-Check-Out vorgesehen. Die Immigration geht unglaublich schnell, kein Vergleich zum Flughafen! Die Luxuspassagiere sind wohl keine Bedrohung, nur die arabische Familie wird rausgezogen…
Dann haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Fahren mit der Fähre nach Queens. An eine Simkarte zu kommen ist schwierig, denn am Cruiseterminal sind gar keine Läden und da Sonntag ist, sind die Geschäfte zu so früher Stunde noch geschlossen. Wir fragen uns vom Fähranleger in Queens so durch. Das geht wunderbar, alle sind sehr freundlich und hilfsbereit. Eine Frau spricht uns sogar an wegen unseren Bavariaaufklebern. Erzählt, dass sie heute noch nach Deutschland fliegt und nach Bruckmühl-Rosenheim fährt!
Bei unserem Airbnb haben wir dann Probleme auf uns aufmerksam zu machen. Eine SMS kann ich mangels Simkarte nicht schicken. Klopfe, weil ich keine Klingel finde. Erst am Abend stelle ich fest, dass ich dann doch aus Versehen die Klingel betätigt hatte. Hatte für mich aber nach dem Schließmechanismus der Aussentür ausgesehen!
Jedenfalls öffnet uns irgendwann Mario. Ein ruhiger, sehr entspannter älterer Mann mit asiatischem Aussehen. Die Wohnung von ihm und Noraly ist unglaublich angeräumt, wenn auch sauber. Wir können unser Gepäck aber wir versprochen dort abstellen. Gehen einen Kaffee trinken und loggen uns in ein freies WIFI ein. Gibt es hier in NY fast überall. Videocall mit den Jungs!
Dann noch eine Simkarte bei Telekom gekauft und eine Metrokarte für 7 Tage (33 Dollar/pP). Auf nach Brooklyn! Bestaunen die Häuserzeilen, finden einen Farmersmarket und machen mit Käse, Baguette und Tomaten ein Picknick vor Ort. Battery Park und Park Slope – beides aus den Romanen von Auster mir sehr bekannt. Trinken in einem alten Farmacy-Shop Kaffee und Soda. Dann noch Einkauf bei Traders Joe, einer Bio-Supermarktkette. Einchecken ins Zimmer und endlich eine Dusche! Ein Bier und was zu essen. Das Zimmer ist geräumig nur die AC ist laut wie ein Düsenjet, so dass wir nur mit dem Deckenventilator schlafen.
Sind heute 30.000 Schritte gegangen. Mindestens 5.000 davon mit den schweren Rucksäcken. Viel zu viel!
29. August 2022
Staten Island Ferry, One World Trade Center, Greenwich
Gehen wieder in „unser“ Café: Muffin und Bagel. Dann zum Ableger der Staten Island Ferry. Während wir auf die Fähre warten, wieder Videocall mit den Jungs übers freie WIFI. Fahrt mit der Fähre vorbei an der Freiheitsstatue. Hin und zurück, alles umsonst. Anschließend im Battery Park einen Kaffee mit Blick auf die Freiheitsstatue. Im Park auch Denkmal für Navy-Gefallene, Irische Hungerkrise, Holocaust-Denkmal, Castle Clinton.
Dann das Highlight heute: Reflecting Absence. Die zwei Brunnen, die die Stellen der Twintowers markieren und einer namentlichen Gravur aller 2.000 Totesopfer. Daneben die neue Metrostation „Ocolus“. Alles wirklich beeindruckend.
Weiter nach Little Italy – das es aber eigentlich gar nicht mehr gibt. Ist wohl tatsächlich von den Chinesen, also denen die gleich daneben ihr China-Town haben, aufgekauft worden. Die Viertel Soho und Greenwich sind nett, aber beeindrucken uns nicht besonders.
Stellen uns in einem kleinen Laden einen Salat zusammen und essen im lebhaften kleinen Washington Square Park mit viel Musik. Ein kleines Nickerchen im Gras tut auch noch gut. Entdecken im Anschluss die Jefferson Library. Ein alter Bau, alles ein bisschen wie in einer Burg oder in Hogwarts. Prima Atmosphäre, WIFI und AC und Ruhe.
Im Zimmer dann ist Tom lange damit beschäftigt die Zugfahrten von NY nach Philli und von Philli nach Washington zu buchen. Das WIFI in der Unterkunft ist grottenschlecht und die Preise für die Verbindungen sind nun doch gestiegen. So dauert es über 2 Stunden, ehe alles erledigt ist.
30. August 2022
High Line Park und Umzug nach Harlem
Lassen unser Gepäck nochmal bei Mario in Queens stehen und fahren zum High Line Park im Meatpackingdistrict. Der Park ist erst vor kurzem auf ehemaligen Hochgleisen entstanden. Irre! Auf 3,2 Km (von 14th – Hudson Yard 42nd Straße) sind die ehemaligen Gleise erhalten geblieben und Bänke schauen aus als wären sie daraus entsprungen, dazwischen üppiges gepflegtes Grün, das von Profis und Volunteers gepflegt wird. Da man ja auf Hochgleisen geht eröffnen sich immer wieder tolle Blicke in Straßenschluchten und Hinterhöfe. Am faszinierendsten aber sind die alten Häuser, die einst sicherlich nur für Menschen als Wohnstätte dienten, die sich nichts Besseres leisten konnten. Heute stehen diese schäbigen kleinen Wohnblocks mitten in einer begehrten Lage. Umgeben von neuen glänzenden gläsernen Luxusapartments. Dann noch ein Highlight: neben einem Einkaufs- und Kulturzentrum neben dem Park steht eine Art riesige kupferfarbene Treppenskulptur. Dort treffen wir auf die Bayern des Schiffs.
Anschließend Gepäck holen und weiter nach Harlem. Verbindung schneller als gedacht. Müssen über eine halbe Stunde warten, ehe es Zeit für den Check-In wird. Ein Highlight! Saint unser Host ist Farbiger mit erfrischendem Humor und sehr herzlich. Fühlen uns sofort sehr willkommen. Die Wohnung ist groß, kreativ, aber auch schäbig. Doch das macht gar nichts. Das Beste ist, dass wir nur 100 Meter vom nördlichsten Ende des Central Parks entfernt sind. Holen uns im Laden um die Ecke ein Falafel-Sandwich und einen Salat und finden ein lauschiges Plätzchen in einem Arkadengang im Central Park, genannt Conservatory Garden. Dort ist es kühl und ruhig und wir können prima entspannen und lesen. Als wir in die Wohnung zurückkommen ist Saint nicht mehr da und ich kann endlich auf ein schnelles WIFI zugreifen und unseren Blog bestücken. Dauert ein bisschen, bis ich wieder reinkommen, aber macht viel Spaß.
Um acht gehen wir dann noch auf ein Bier und etwas zu Essen ins Maxwells um die Ecke. Das Sofabett ist zwar sehr bequem, aber leider haben wir keine Klimaanlage und das Straßenleben in Harlem ist auch nicht gerade ruhig. Aber sicher fühlen wir uns hier auf alle Fälle. Das Wohnhaus ist so ein altes, wie man es aus New Yorkern Serien kennt.
31. August 2022
Joggen im Central Park und Guggenheim
Morgens erst mal ein Videocall mit den Jungs. Dann im Laden um die Ecke eine Banane, um für den Lauf im Central Park auch Energie zu haben. Tom läuft auf Nebenwegen, ich nehme den Highway, den Kreis ganz um den Park rum. So viele Jogger und Walker und Radfahrer! Herrliche aktives Leben im Park. Nach dem Abkühlen und Stretching wieder im Laden um die Ecke um Kaffee und Gebäck zu kaufen. Leider machen wir den Fehler in einem nur halb gefüllten größeren Supermarkt Joghurt und Saft zu überteuerten Preisen zu kaufen. Ruhen uns eine Weile aus. Quatschen kurz mit Saint.
Der Typ ist Musiker. Vor 20 Jahren hat er in München gelebt und ist da auch aufgetreten. In seine Küche finden wir eine Tasse aus Rosenheim! Ich kann noch ein paar deutsche Wörter. Heute macht er Musik am PC und ein paar andere kreative Sachen. Am Abend ist er immer unterwegs bis in die Morgenstunden. So haben wir neben unserem Zimmer eigentlich auch das Wohnzimmer zu unserer Verfügung. Echt eine tolle Sache!
Am Nachmittag gehen wir ins Guggenheim-Museum. Ein wunderbares Gebäude, eine unauffällig lichtdurchflutete Schnecke. Ein paar Gemälde sind dauerhaft dort, wie ein paar Sachen von Picasso oder berühmten Impressionisten. Aber der größte Teil der Ausstellungsfläche ist wohl für temporär gezeigte Künstler reserviert. Derzeit für Cecilia Vicuña, Chilenin. Beeindruckende Installation von Leben/Tod/Wiedergeburt. Die Bilder von ihr sind richtige Geschichten, die auf den ersten Blick nach naiver Malerei ausschauen. Der andere Künstler ist Kandinsky. Seine Werke werden vom Ende seines Lebenswerks zum Beginn hin nach oben in der Schnecke präsentiert. Die Schneckengänge sind so gestaltet, das kleine Licht-Räume sich auftun und so die Konzentration auf 1 bis 3 Bilder gelenkt wird.
Danach holen wir uns nochmal Sandwich und Salat im Laden um die Ecke und gehen zu „unserer“ Laube. Dort ist es heute aber nicht so ruhig: es findet gerade eine kleine Trauungszeremonie statt. Die Trauung ist so kurz, dass wir uns gar nicht sicher sind, oder es wirklich eine Trauung ist. Aber die Drumrum mit Fotografen und Videofilmer ist sehr aufwändig.
Den Abend verbringen wir in der Wohnung. Saint ist am späten Nachmittag nach Connecticut gefahren zu einer Party, so dass wir wieder allein sind. Allerdings ist heute auf der Straße unten jemand mit einer großen Musikbox, aus der die ganze Straße beschallt wird. Gestern Abend hat es geregnet, das war wohl unser Glück.
1. September 2022
Noch ein Lauf im Central Park, Fahrt nach Philly
Sind trotz der schlechten Nacht früh wach. Sind schon um 8 auf dem Weg zum Park für eine kurze Laufrunde. Heute laufen wir zusammen um das Wasserreservoir und durch einen kleinen Teil des Parks, der wirklich wilde Natur zeigt. Nach dem Frühstück und einem Plausch mit Saint, der ausführlich unsere Fragen beantwortet, fahren wir zur Penn Station. Von dort geht es mit dem Amtrak nach Philly. Der Zug ist sehr angenehm! Breite bequeme Sitze mit viel Beinfreiheit. Die ein einviertel Stunden vergehen wie im Flug.
New York: Die Erlebnisse der Pandemie haben NY wohl nachhaltig verändert. Die Bilder des Lazaretts im Central Park und den Kühlwägen für die Toten gingen um die Welt. Geblieben ist davon ein sehr höflicher und rücksichtsvoller Umgang.
Philly! Welch ein Unterschied zu NY! Alles wirkt gewollter, anonymer. Gehen zu Fuß die etwas mehr als 2 km zum nächsten airbnb. Prima privates Zimmer mit eigenem Bad und kleinem Balkon und Klimaanlage (!). Können das Gepäck gleich in unser Zimmer stellen. Check-In ohne Kontakt zum Host.
Dann ein großer Walk in den Stadtteil Bella Vista, quer durch die Stadt vorbei an der dominanten City Hall (weißer Zuckerbäckerturm mit Statue auf der Spitze). In einem großen Biosupermarkt holen wir uns Brot, Aufstrich und Tomaten und machen neben dem Rodin-Museum ein kleines Picknick. Das Rodin-Museum hat im Moment leider geschlossen, weil auf dem davor liegenden Benjamin-Franklin-Boulevard ab dem Wochenende das jährliche Musikfestival zum Bankholiday stattfindet.
In Bella Vista gibt es die Mosaik-Kunst von Zadar an vielen Häuserwänden zu bewundern. Der Künstler benützt neben Spiegeln und Keramik auch Flaschen, Porzellan und andere Alltagsgegenstände. Und schließlich kommen wir zum Kern des Stadtteils Bella Vista: einer Markstraße mit überdachten Wegen. Dort bekommen wir endlich einen sehr guten Kaffee zu einem fairen Preis und gleich auch noch ein nettes Gespräch mit einem älteren Herrn aus San Francisco, der ganz begeistert von unserer Reise ist.
Im bereits erwähnten Biosupermarkt versorgen wir uns mit Joghurt, Obst und Bananenkuchen fürs Frühstück und einer Auswahl vom Salatbuffet und Bier für den Abend auf dem kleinen Balkon.
Die Luft hier in Philly ist trocken, heiß ist es auch. Aber abends wird es rasch kühl. Also ganz anders als in NY. In NY musste ich mich nicht eincremen, hier spannt die Haut.
2. September 2022
Philly, Independence National Historical Park
Lassen es heute Morgen ruhig angehen. Stelle nochmal einen neuen Beitrag in den Blog.
Dann ein langer Walk zum Independence National Historical Park. Hier haben wir für 12 Uhr eine Führung gebucht. Eine engagierte, witzige und kritische Rangerin erklärt uns die Independence Hall. Soviel wir verstehen, bringt sie rüber, dass die Vertreter der 13 Gründungsstaaten (Maryland, Connecticut, Delaware, South und North Carolina, Georgia, New York, Virginia, New Jersey, Pennsylvania, Massachusetts, New Hampshire, Rhode Island), also die 55 Männer, die die Verfassung der Vereinigten Staaten erarbeitet haben, wohl als selbstherrlich bezeichnet werden könnten. Denn schließlich haben sie die Verfassung so zementiert, dass eine Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen (fast) nicht vorgenommen werden kann. Es müssen mindestens 75% der Staaten und das sind mittlerweile ja 50, einer Änderung oder Erweiterung zustimmen. Alle Staaten haben darin das gleiche Stimmrecht bzw. die gleiche Stimmengewichtung, eine Gleichberechtigung der Frauen ist nicht vorgesehen, um nur 2 Aspekte zu nennen, die die Gründungsväter nicht voraussehen konnten. Eigentlich würde das Gebäude, der Kongress und das Gericht Pennsylvanias nicht mehr stehen, aber es wurde alles rekonstruiert.
Weiter kann man noch die Liberty Bell besichtigen. Die tat lange Zeit ihren Dienst, aber so um 1830 als sie zu Washingtons Geburtstag geschlagen wurde, tat sich ein großer Riss auf. Aber die Glocke steht für alle Errungenschaften an Freiheiten, die Menschen unterschiedlichen Geschlechts oder Hautfarbe errungen haben und so erklärt sich ihre Bedeutung.
Das Grab Benjamin Franklins kann man von der Straße aus sehen. Ist nur eine große weiße Grabplatte. Für den Friedhof, in dem sein Grab liegt und wo noch weiter historische Persönlichkeiten begraben liegen, muss man 5 $ Eintritt zahlen.
Dann vorbei am Haus von Bettsy Ross. Die hat die erste Flagge der Vereinigten Staaten genäht. Ihr Haus ist heute ein historisches Museum. Wird aber anscheinend nicht viel besucht, anders als der dazugehörige Souvenirladen.
Die historische Elfrieds Alley ist klein, aber fein.
In einer kleinen Gasse finden wir ein hübsches Café. Die mittlere Kaffeebechergröße ist 16 oz. Das ist fast ein halber Liter. Der Kaffee dort wird mit hauseigenen Röstungen gebrüht und ist sehr stark. Wie man davon noch mehr trinken kann, also den großen oder extra großen, ist mir ein Rätsel.
Schließlich sind wir noch zu Macys, denn an historischem war es heute genug. Nicht viel los in dem Kaufhaus. Macys war einst der Luxustempel des Konsums. Die Architektur lässt das noch erahnen. Sogar eine Orgel ist darin verbaut. Aber das heutige Warenangebot ist überwiegend Ramsch.
Sind heute erstaunlich erledigt… Ab 17.30 Uhr im B&B.
3. September 2022
Philly Penitentiary, Weiterfahrt nach Washington DC
Ich habe in dem weichen Bett leider sehr schlecht geschlafen.
Machen am Morgen einen kleinen Lauf am Fluss entlang. Der Lauf die „Rocky“-Treppen hoch, also die Treppen vom Artmuseum Philadelphia fällt leider aus, weil alles wegen dem Rockmusikfestival gesperrt ist. Nach dem Frühstück können wir die Rucksäcke in der Unterkunft lassen.
Wir besichtigen noch das Gefängnis von Philly aus dem Jahre 1830. Es war das erste seiner Art. Die Idee war, dass in jedem Menschen das Gute existiert und der Gefängnisaufenthalt dies wieder die Führung bei den Häftlingen übernehmen sollte. Das sollte über Stille und Isolation erreicht werden. Jeder Häftling wurde in eine relativ große Einzelzelle gesperrt, wo er arbeitete, seine Notdurft verrichtet und einmal am Tag in einen kleinen abgeschlossenen Raum ins Freie durfte. Die Notdurft wurde in ein für die damalige Zeit sehr modernes Wasserklosett verrichtet, das einmal täglich mit Wasser gespült wurde.
Leider fehlte eine systematische Erfassung dessen, was mit den Entlassenen im Anschluss passierte, so dass der Erfolg der Maßnahme oder der Misserfolg nicht belegt ist.
Später wurde die strenge Isolation aufgeweicht und es gab z.B. gemeinsames Sporttreiben. Das Essen soll recht gut gewesen. Es gab auch eine Krankenstation, wo Ärzte zum Sammeln von Erfahrungen mit seltenen Krankheiten durchaus gerne Dienst leisteten.
Über den Audioguide bekommt man viele gute Geschichten erzählt. Manche skurril, manche traurig. Beklemmend ist der Todestrakt. Auch wenn dort keine Todesurteile vollzogen wurden, ist allein die Vorstellung davon furchtbar.
Eine dreidimensionale grafische Darstellung der Inhaftiertenrate der USA über die Jahrzehnte und auch im Vergleich zu anderen Ländern ist erschreckend. Warum nur hat die USA die höchste Rate an Inhaftierten weltweit?
Dann der lange Marsch zum Bahnhof. Fast hätte uns ein Gärtner mit seinem kleinen Wägelchen zum Bahnhof gefahren, es sich dann aber doch anders überlegt. Die Zugfahrt ist wieder sehr angenehm und wir schaffen es alle Bilder für den Blog zusammen zu stellen.
Der Weg von Bahnhof in Washington DC zur Unterkunft ist nicht so weit. Wir wohnen in einer guten Doppelhaus-Wohngegend. Holen uns im nächsten Supermarkt ein Hähnchen und Salat. Den Blog kann ich dann aber nur im Entwurf schreiben, weil das WIFI zu schwach ist, um die Bilder hochzuladen. Sehr schade!
4. September 2022
Washington, Museum of American Indiens
Gehen am Kapitol vorbei und dann zum Museum of American Indiens. Eines der neueren Museen. Eindrucksvolles Bauwerk. (Zu) viel Infos (für nur einen Besuch) über die Gebräuche und das Leben der Indianer, über die Missverständnisse in der Verständigung zwischen Weißen und Indianern, zur Vermarktung der Indianer in der Werbung und Exponate zeitgenössische Kunst der Indianer.
Take-Aways:
– Die Vergangenheit und das Jetzt ist wichtig. Die Zukunft ist noch nicht da und deshalb unwichtig.
– Die Ahnen werden verehrt. Interessant, dass in den meisten Kulturen die Verstorbenen in irgendeiner Weise verehrt werden. Weil sie weiterleben in uns, weil sie wiedergeboren werden, weil sie auferstehen, weil sie in den Himmel kommen. Unstrittig ist aber doch, dass jeder Mensch einen kleinen oder auch größeren Fußabdruck auf Erden hinterlässt. Vielleicht will all der Kult auch nur das herausstellen.
– Tanz und Musik spielt eine wichtige Rolle
– In einer Welt, in der die Basis des Lebens gelebt wird, also essen, wohnen, Kinder großziehen, ist eine Rollenverteilung nach Geschlechtern durchaus sinnvoll.
– Die Jugend wurde in 7 Bereichen unterrichtet (Das Symbol für diesen Bereich): Ehrlichkeit (Der Wilde Mann), Liebe (Adler), Mut (Bär), Wahrheit (Schildkröte), Weisheit (Biber), Demut (Wolf), Respekt (Büffel)
– Obwohl die Indianer nur 1% der US-Amerikanischen Bevölkerung stellen, sind sie in der Werbung überrepräsentiert. Ihr Konterfei oder ihre Namen tauchen auf Speiseöl und an Schildern für Motels genauso auf, wie auf Flugzeugen.
– die Geschichte Pocahondas war v.a. für die Akzeptanz der Kolonie Amerika in Britannien wichtig und für die Bevölkerung Virginias. Der Sohn P. wuchs in England auf und kehrte als erwachsener Mann nach Virginia zurück. Die Einwohner V. rühmten sich, dass jeder mindestens einen Tropfen Indianerblut in sich trägt. Beinahe wäre das zum Verhängnis geworden, als Anfang des 20. Jh. Rassengesetze erlassen wurden. Nur streng reinrassige „caucasiens“ sollten als Weiße zählen. Erst auf Intervention der V. wurde 1/16tel Indianerblut als Weiß anerkannt.
– Schön, das bei der Geschichte der Landnahme immer die Sicht der Indianer, der Sicht der Weißen gegenüber gestellt wird. Z.B. galt bei den Indianern ein mündlich abgeschlossener Vertrag mehr, als ein schriftlich abgeschlossener.
Wir nehmen also viel mit aus dem Museum. Und am Eingang beeindruckt uns noch das Lichtspiel des Schlusssteins der Kuppel. Der wirkt wie ein Prisma und hat genau als wir am Totem vorbeigegangen sind, es in Regenbogenfarben getaucht.
Draußen war es dann mittlerweile unerträglich heiß geworden. Wir flüchten in die Artgalerie zum Kaffee trinken. Dort ist es sehr voll, aber das Getränk tut gut. Dann werden wir sehr frustriert: wollten uns Citybikes ausleihen, aber es reicht nicht nur die App herunterzuladen, schon gar nicht nur die Kreditkarte reinzuschieben. Da bräuchte es noch eine amerikanische Telefonnummer. Machen ewig rum und haben am Ende nur die Anzeige, dass meine Debitkarte mit 50 Euro belastet werden sollte. Das revidiert sich zum Glück wieder, aber Bikes bekommen wir keine.
Die Wege in W. sind weit! Wir gehen dann nur noch zum Obelisken und weiter zum Weißen Haus. Ich bekomme kein Smithonian und Tom keinen Lincoln… Das Weiße Haus ist heute viel weiträumiger abgesperrt als noch vor 10 Jahren. Zum Abendessen holen wir uns was von Whole Food und verbringen den Abend im B&B.
Der Tag heute ist nicht so gut gelaufen:
– das B&B ist zu clean und unpersönlich, auch wenn Bernie und ihr Sohn echt nett sind.
– es war viel zu heiß! Hatte mich auch nicht darauf eingestellt, weil ich auf der Wetterapp den Staat Washington eingegeben hatte.
– dass das Ausleihen der Räder nicht funktioniert hat, hat uns sehr geärgert und unsere Pläne komplett durchkreuzt. Denn mit den Bikes hätten wir Lincoln gesehen, das Smithonian besuchen können und nach dem Abendessen noch zu beleuchteten Sehenswürdigkeiten fahren können.
Aber das war ja klar, dass nicht immer alles super läuft….
5. September 2022
Washington, Zugfahrt über Nacht nach Chicago
Nach dem Frühstück checken wir aus, aber wir dürfen unser Gepäck im Haus abstellen. Da man mit einem Code ins Haus gelangt, ist das kein Problem und Platz ist ja genug da.
Der Tipp von Deborah (die Nachbarin von Matt, bei der wir in St. Paul übernachten werden) hatte mir geschrieben, dass es great fun ist mit dem Smithonian Troley zu fahren. Eine Googlesuche hat uns dazu zu einem Hop-on-Hop-off-Bus geführt und die kosten 49 $. Tatsächlich aber meinte sie den Circulator-Bus. Bis 2019 war diese Busfahrt umsonst. Der fährt die Museumsrunde ab und sogar bis zum Friedhof nach Arlington. Jetzt kostet jede Fahrt 1 $. Das hätten wir mal gestern wissen müssen. Merke: immer einen Plan B haben!
Der Tag heute verlief also dann richtig prima. Sind zum Jefferson gefahren für einen Dollar. Und dann noch ins Ur-Smithonian. Der Smithon war Engländer und hatte nie einen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt. Aber er war von lebenslangem Lernen und einem regen Wissensaustauch überzeugt. Sein Vermögen hat er aber erstmal einem Neffen hinterlassen. Allerdings mit der Klausel, dass das Vermögen nach Amerika geht, sollte dieser Neffe keine Nachkommen zeugen. Der Neffe starb 6 Jahre nach der Erbschaft ohne Kinder gezeugt zu haben. Die Amerikaner haben dann noch 2 Jahre überlegt, ob sie das Vermögen annehmen sollen. Dann wurde alles in England auf ein Schiff verladen und nach USA geschafft. Das Smithoniangebäude wurde sehr zum Erstaunen der Washingtoner im Burgenstil erbaut. Sprich weinrot-dunkle Ziegel und viel Türme. Vorbild waren die englischen Schulen und Universitäten. Das stand im Gegensatz zu den sonst weißen klassizistischen Bauten der Stadt.
Weil der Kaffee in dem Museum zu teuer war, sind wir nochmal ins Indianermuseum und haben doch noch dort gegessen. Ein Chili und zwei Salate, beides sehr lecker. Anschließend zurück zum B&B die Rucksäcke holen. 1 Km Wegstrecke mit dem Gepäck auf dem Rücken ist wirklich das erträgliche Maximum.
Am Bahnhof ist ziemlich viel los. Ende das Bank Holiday-Weekends. Leider schaffen wir es nicht mehr noch was zu essen zu besorgen, weil an der Kasse ein Streit zw. Kunde und Kassierer entbrannt ist und alles blockierte.
Der Zug von Washington nach Chicago – genannt Capitol Limited – ist noch mal etwas anderes als die Vorherigen. Aufs Gleis wird man schon eine halbe Stunde vorher gelassen, nicht erst 15 Minuten vor Abfahrt. Am Gleis bekommt man eine Sitzplatznummer zugewiesen. Die Nummern stehen auf gelben Zetteln und Schauen handgeschrieben aus. Ein System, das es so schon seit Anbeginn der Zeit gibt? Die Sitzplätze sind noch komfortabler: Sitz kann um eine Beinstütze verlängert werden, Fußablage, Verstellbarkeit des Sitzes nach hinten sehr großzügig. Das Essen im Dining Car ist allerdings enttäuschend, richtiges Chunk-Food. Auf den Sitzen kann man sich halbwegs bequem zum Schlafen einrichten, aber es ist viel zu kalt im Wagon. Ich habe über der Fließjacke noch die wattierte Jacke an… dennoch. Aber es geht schon.
Um Mitternacht in Pittsburgh steigt ein halbes Amish-Dorf zu. Sehr anachronistisch! Viele Ältere und auch ein paar jüngere Pärchen (Rumspringa?). Die Männer haben Topffrisuren mit einem Strohhut obenauf und die Älteren lange Bärte ohne Oberlippenbart. Die Frauen tragen Mittelscheitel und einen Knoten im Nacken und ein Käppchen (klein für die Älteren, groß für die Jüngeren). Die Kleidung: Frauen langes Kleid mit Schürze und Strickjacke drüber, Männer Hose, Hemd und Weste.
6. September 2022
Chicago
Den Zug steht auf freier Strecke fast eine Stunde, weil vor uns ein Zug ein Auto gerammt hat. So haben wir ein einhalb Stunden Verspätung. Die Uhr haben wir in Chicago auch noch um eine Stunde zurückstellen müssen für die Zentraltime. Waren also insgesamt waren wir 19 Stunden in dem Zug. Wäre auch echt kein Problem gewesen, denn der Waggon nicht auf Kühlschranktemperatur eingestellt gewesen wäre. Nur im Dinning Car war es angenehm. Die Amish waren gut ausgerüstet mit Kissen und Decken…
Wir geben dann unser Gepäck zur Aufbewahrung am Bahnhof auf (20 $ für 2 Rucksäcke) und schauen uns die Stadt an. Die Architektur Chicagos ist eine ganz besondere. 1870 ist die Stadt nämlich durch ein Feuer fast vollständig zerstört worden. Frei Fahrt für die Kunst der Architekten! 1890 ist der erste Wolkenkratzer gebauten worden. Und noch heute wird in Chicago die Architektur sehr geschätzt. Ganz besonders schön sieht man das im Millinniumpark nahe dem See. Aber auch die Straßenschluchten der Adams- oder Monroestreet sind atemberaubend. Dazu kommt noch der Chicagoriver, der mitten durch die Stadt fließt und die Metro auf ihrem Zirkel auf Hochgleisen.
Cafés sind wieder teuer hier. Eine gute Alternative ist tatsächlich Mc Donalds.
Dann fahren wir mit der Green Line 3 Stationen raus zur California-Station und beziehen unseren Camper, der im Garten der Hosts steht. Kontakt zum Host hat man so nicht, aber endlich können wir mal wieder kochen und unsere Sachen auspacken, weil wir 3 Nächte hierbleiben. Wermutstropfen: es verläuft nicht nur die Circel-Line 100 m von uns, sondern auch noch eine Zugstrecke für Kontainer. Mal schauen, wie die Nacht wird…
7. September 2022
Chicago, River Walk, Navy Pier und Magnificiant Mile
Die Nacht war dann doch ganz okay.
Am Fahrkartenautomaten haben wir leider ein Problem mit der Kreditkarte, aber schließlich lässt uns die Diensthabende des Bahnhofs aufs Gleis, damit wir in die Stadt fahren können.
Der River Walk am Chicagoriver entlang ist wunderschön mit vielen Lokalen, tw. Grünflächen mit Adirondeckchairs oder auch mal einem Spielplatz. Faszinierend am Spielplatz ist der federnde Gummiboden und die breite Slaglinekonstruktion. Und natürlich wieder traumhaft fotogene Blicke auf die Architektur. Spiegelverglaste Fassaden geben irre Motive preis.
Der Navy Pier ist dann nicht so ganz meins. Liegt zwar schön am Ufer des Michigansees, aber alles voll mit Amüsements. Allerdings hat man an der Spitze einen Blick auf einen alten Leuchtturm.
Wollten eigentlich im See schwimmen gehen. Das ist nur während 2-3 Monaten im Jahr möglich, denn die meiste Zeit ist das Wasser dazu zu kalt. Im Moment hätte er angenehme 22 Grad. Dennoch irgendein Bauchgefühl hält uns davon ab mehr als nur unsere Füße dem Nass auszusetzen. Der Strandabschnitt ist ganz klein, hat aber feinsten weißen Sand.
Chicago hat keinen Central Park, dafür den langen Pier am Seeufer. Allerdings ist der überwiegend zubetoniert und gleich daneben braust der Verkehr vorbei. Überhaupt ist die Stadt sehr laut, nicht zuletzt wegen der Circel Line. Hat doch so seine Vorteile, wenn die Metro unter der Erde fährt.
Die Magnificiant Mile ist die Einkaufsstraße der Stadt. Alles, was Rang und Namen hat und noch mehr ist hier vertreten. Allerdings keine Fußgängerzone – klar!
Übrigens wird Chicago „Windy City“ genannt. Zum einen, weil sich hier in den Häuserschluchten aufgrund von thermischen Besonderheiten immer Wind aufbaut. Es gibt aber auch eine andere Erklärung dafür: Windy für korrupt.
Sind dann um 17 Uhr in unserem Trailer zurück. Sind ein bisschen Stadt-müde. Auf der Rückfahrt fällt uns noch auf, dass es in Chicago mehr Bettler, mehr dubiose Gestalten und weniger Kreative gibt. Ist eben eine Handelsstadt.
8. September 2022
Chicago, Zoo und Chinatown
Ich bin heute früh unsere Straße die West Maypole hochgejoggt bis zum Garfield-Park. Tw. ist die Straße nur ein kleiner schäbiger Weg an noch schäbigeren Häusern vorbei. Und im Park sind v.a. Schwarze. Manche davon Spaziergänger, andere betrunkene Penner. Die Gegend hier ist wirklich nicht die beste. Der Lauf hat dennoch viel Spaß gemacht. Das Erleben der Umgebung ist so einfach intensiver und bleibender.
Zuerst heute ein richtiges Zuckerl: das Chicago Cultural Center. Sind zufällig dran vorbei gegangen und dachten erst es wäre nur eine öffentliche Bücherei. 1897 wurde das Gebäude auch als erste Zentrale Bücherei Chicagos gebaut. Darin zwei bemerkenswerte Glaskuppeln über großen hellen Räumen mit Mosaiken und Intarsien. 1991 wurde es dann das Chicago Cultural Center, der erste umfassende Multikultur-Veranstaltungsort der Nation mit Ausstellungen, Filmen, Lesungen, Musik, Tanz und Theater für umsonst. Die Tiffanykuppel im 2. Stock wurde gerade renoviert. Unbedingt sehenswert!
Dann eine Busfahrt zum Zoo. Das ist ein recht kleiner, aber wohl liebevoll geführter Tierpark, der keinen Eintritt kostet und im Lincolnpark liegt.
Weiter nach Chinatown. Kein Vergleich zu NY. Kein chinesisches Leben, nur Souvenirläden und Essen. Muss man nicht machen. Gegend schaut auch nicht sicher aus. Wie viele Vororte von Chicago.
Tom hat übrigens die Verbrechensstatistik für Chicagos Bezirke nachgeschaut. Der Bezirk, wo wir wohnen, steht auf Platz 6 und das Viertel gleich oberhalb des Garfield-Parks auf Platz 1. Das hat er mir aber erst nach meiner Laufrunde gesagt!
9. September 2022
Chicago Buckingham-Fountain, Zugfahrt nach St. Paul
Verlassen um 10 Uhr unseren Trailer und fahren zur Union Station. Sind jetzt schlauer und geben unser Gepäck ähnlich wie am Flughafen einfach auf. Das hat 2 Vorteile: zum einen müssen wir keine 20 Dollar für die Aufbewahrung zahlen (wollen schließlich die Zeit bis zur Zugabfahrt um 15 Uhr noch nutzen) und zum anderen müssen wir die sperrigen Rucksäcke nicht in den Zug schleppen. Klappt prima!
Dann noch mal an den See, um den Buckingham-Brunnen anzuschauen, der natürlich in einer riesigen Dimension gebaut wurde. Und über den Millenniumpark durch die Stadt zurück zur Union-Station. Essen kaufen wir am Bahnhof für die Zugfahrt, denn den Junk-Food-Fraß tuen wir uns nicht nochmal an. Und wir sitzen 8 Stunden im Zug.
Komme mit 2 Männern ins Gespräch, die auf dem Weg nach North Dakota sind, um mit dem Fahrrad 3 Wochen lang den Mississippi runter zu fahren. Witziges Gespräch. Erklären mir, dass zur Verfassungsänderung nicht 100% Zustimmung, aber immerhin 75% erforderlich sind. Eine Änderung des Wahlverfahrens würden sie an sich schon gut finden, aber als Landbewohner befürchten sie hätte ein Mehrheitswahlrecht für sie nur Nachteile. Denn in den großen Städten an der Ost- und Westküste leben viel mehr Menschen.
Kommen vor 23 Uhr in Saint Paul an und werden von Matt abgeholt. Es ist alles bestens für uns organisiert. Wir dürfen im Erdgeschoß von seinen Nachbarn wohnen. In dem Haus von Deborah und Rob haben seinerzeit Carmen und Lara im ersten Stock gewohnt. Derzeit befindet sich nur Rob vor Ort. Er will auch die Erdgeschoßwohnung als Airbnb herrichten. Die beiden wollen die meiste Zeit des Klimas wegen in Tulsa/Oklahoma leben. Die Wohnung ist groß und gemütlich im studentischen 68-er Stil eingerichtet. Auch wenn es alles andere als sauber ist, fühlen wir uns sofort wohl. Das Bett schaut superbequem und groß aus.
Ehe wir zu Bett gehen, leeren wir aber noch die Sektflasche, den Matt für uns schon kaltgestellt hat. Eigentlich habe ich ja schon Geburtstag. Carmen hat mir via Video-Call schon am Bahnhof gratuliert, denn in Deutschland war da schon der 10. September. Schon witzig diese Zeitverschiebungen.
10. September 2022
Twin-Cities St. Paul / Minneapolis, Basball-Stadion
Nach einem Kaffee gehen wir erstmal Joggen. Wir sind in etwas mehr als einem Kilometer am Mississippi. Der Fluss trennt die beiden Städte und so laufen wir in Minneapolis den Mississippi hoch und in Saint Paul wieder runter. Die Häuser am Hochufer sind herrschaftlich. Die Häuser in den Straßen dahinter haben mit hübschen Veranden und viel Grün drum rum.
Gegen Mittag treffen wir uns dann mit Matt. Er fährt uns erstmal zu einem Sandwichladen, der auch Favorit von Carmen ist. Ein jüdischer Metzger. Alles sehr amerikanisch, wie aus den 50iger-Jahre Filmen. Wir machen Take-Away und essen die Reuben-Sandwiches (Graubrotscheiben mit rotem Fleisch und Käse und Sauerkraut drin) im Park. Dann ein kleiner Spaziergang zu einem Wasserfall und durch die Buden eines esoterischen Jahrmarkts.
Weiter nach Minneapolis in den Skulpturengarten und zum Kaffeetrinken. Dann fährt uns Matt wieder zurück. Er muss mit den Hunden raus und wir können ein kleines Schläfchen gebrauchen.
Das Hamburger-Restaurant ist dann auch so ein amerikanischer Klassiker. Aber danach kommt das absolute Highlight. Etwas, das wir eh auf unserer amerikanischen To-Do-Liste hatten: ein Baseball-Spiel / ins Stadion gehen. Ist mit einem Einheimischen natürlich noch besser. Es ist ein riesiges Stadion. Am kuriosesten finden wir, dass das Spiel fast zur Nebensache wird. Wir haben den Eindruck den Zuschauern ist es wichtiger durch Tanzeinlagen auf der Stadionleinwand zu landen. Oder viel zu essen und zu trinken (ein Dose Bier für 13 Dollar, die Minidonats waren sehr lecker). Oder dem DJ zu zuhören, die Minigolfbahne zu testen oder Wurfspiele zu spielen.
Matt hat auch geduldig unsere Fragen beantwortet. Sind nach dem Spiel noch im Haus gesessen und haben den Wein, den er uns am Morgen mitgebracht hat, geleert:
– Tip gibt er nur wenn echte bedient wird. 15% ist der Mindestsatz
– Steuer kann jeder Staat und auch jede Stadt selbst festlegen, keine richtigen Regeln dafür
– Baseballregeln
– Geburt von Babys ohne Krankenversicherung, Entbindung auch kostenlos, aber keine weiter Betreuung
– Studiengebühren: 50.000 bis 100.000 Dollar pro Jahr. Er zahlt immer noch seinen Studienkredit ab mit 42 Jahren
– es gibt tatsächlich keine Helmpflicht, nur die Brille auf dem Motorrad ist Pflicht
11. September 2022
Orga-Tag
Ich schlafe erstmal bis 9 Uhr. Dann ganz gemütlich Nachrichten lesen und Kaffee trinken. Mittags dann die Laufrunde. Tom geht einkaufen. Ich mache Gym und Stretching. Dann Körperpflege.
Schließlich sitze ich am Blog und Bilder sortieren und Tagebuch. Um 22 Uhr wird Matt noch auf ein Bier vorbeikommen.