Gaby’s Tagebuch – USA Teil zwei 7.5.-27.6.2023
Gaby’s Tagebuch – USA Teil zwei 7.5.-27.6.2023

Gaby’s Tagebuch – USA Teil zwei 7.5.-27.6.2023

7. Mai 2023
Seattle

Das Schiff legt pünktlich um 7 Uhr in Seattle an. Da wir unser Gepäck selbst von Bord bringen haben wir noch Zeit. Wir können noch ein letztes üppiges Frühstück genießen und das Rettungsboot vor unserem Kabinenfenster wird aufs Wasser gebracht, so dass wir auch noch einen freien Blick auf den Hafen genießen können.

Um 9.30 Uhr verlassen wir das Schiff. Im Hafengelände ist es sehr voll, weil auch noch der Kreuzfahrer, der seit Sitka mit uns unterwegs ist, angelegt hat. Wir wursteln uns durch die Massen und sind nach einer viertel Stunde bei der Bushaltestelle. Schön, dass wir jetzt wieder problemlos mit den Fahrern reden können und so helfen uns die beiden Busfahrerinnen ganz lieb beim Ein- und Aussteigen, so dass wir genau richtig ankommen.

Unterwegs kommen wir an einer Suppenküche und an Obdachlosen vorbei, es riecht in manchen Straßen nach Pisse und Müll liegt in der Straßenrinne. Willkommen zurück in USA!

Das Haus unserer Airbnb-Vermieterin aber liegt auf einem kleinen Hügel in einer sauberen und hübschen Vorstadt. Wir können gleich einchecken und bekommen jede Menge Hilfe von Jeanine und ihrem Mann. So können wir uns bald bepackt mit unserer Dreckwäsche auf den Weg zu einem Waschsalon machen. Unterwegs noch eine neue SIM-Karte für mein Handy. Die Nummern von Prepaidkarten werden anscheinend sehr rasch gelöscht, so dass ich die Karte, die ich zuletzt im November genutzt hatte, nicht mehr wieder aufladen kann. Schade, dann die Karten in USA sind doch recht teuer. Dafür ist das Waschen günstig und schnell erledigt. Die kurze Wartezeit versüßen wir uns in einem gemütlich Café gleich daneben. Eine Waschladung ist in weniger als 20 Minuten fertig und kostet 3.50 $ und der Trockner nochmal 75 ct und 15 Minuten.

Bei Amazon Fresh besorgen wir uns eine Flasche Wein und alles für ein Picknick. Nicht weit von unserem BnB ist der Lake Washington und dort können wir auf einer Bank direkt am See essen und auf einem Steg uns noch ein bisschen Sonnen. Unsere Vermieterin hat uns zwar erlaubt ihre Küche zu nutzen, aber wir hatten den Eindruck, dass sie das nicht wirklich gerne erlaubt, auch wenn sie sehr sehr nett ist. Wir wollen Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft ja nicht überstrapazieren.

Am Abend bin ich dann noch eine Weile mit dem Laptop beschäftigt. Updates etc. Leider konnte ich keinen Blogbeitrag einstellen, weil ich die Fotos nicht hochladen kann. Da musste ich dann Maus um Hilfe bitten. Das Problem hatte ich im Januar schon mal. Ich hoffe es lässt sich beheben, damit ich auch den letzten Teil unserer Reise noch einstellen kann.

Der Spaziergang durch die Vorortviertel von Seattle war wunderschön. Es gibt so richtige Bilderbuch-Häuser hier, wie man sie aus den Filmen kennt. Außerdem haben wir viele Schilder mit demokratischen und sehr liberalen Sprüchen gesehen. Besonders gefällt uns, dass hier viele liebevolle Gärtner wohnen. Sogar mehrere Community-Gärten haben wir gesehen. Dass alles in Frühjahrsblüte steht tut sein übriges. Seattle macht auf uns den Eindruck einer sehr lebenswerten Stadt.

8. Mai 2023
Seattle Downtown

Unsere erste Nacht an Land und wir haben prima geschlafen! Bekommen von unserer Vermieterin ein sehr leckeres Frühstück serviert. Sie erzählt uns, dass sie eigentlich ein B&B eröffnen wollte, aber da die Regularien dafür so kompliziert sind macht sie eben Airbnb. Das Frühstück wäre jedoch eines B&B würdig gewesen.

Fahren dann mit der Straßenbahn, die sich Link nennt und eine Mischung aus U-Bahn und Tram ist in die Innenstadt. Kommen direkt beim Art Museum raus und sofort wird unser Plan für heute über den Haufen geschmissen, denn das Museum hat montags und dienstags geschlossen. Das stand so nicht auf deren Website! Dabei hatte ich mich so auf die Abteilung über die First Nation gefreut… Gehen dann weiter zum Pike Market, dem alte Fischmarkt von Seattle. Unterwegs kommen wir an der Gumwall vorbei. Die Berühmtheit und Fotogenität dieser Mauer ergibt sich daraus, dass dort tausende von Kaugummis an der Backsteinwand links und rechts kleben. Es soll wohl damit begonnen haben, dass sich die Leute, die an der Theaterkasse, die sich früher um die Ecke befand, anstanden, gelangweilt haben. Irgendeiner hat angefangen seinen Kaugummi an die Wand zu kleben und die Geschichte hat sich verselbständigt.

Der Pike Market ist eines der Touristenmagnete der Stadt. Man kann wunderbar durch an den Buden und kleinen Läden aus der guten alten Zeit entlangschlendern, die Fische und Langusten und Krebse bewundern und an einigen Plätzen werden Sitze zum Verweilen kostenlos bereitgestellt. Ein hübscher Blick über einen Pier und das Meer belohnt den Ruhesuchenden. In dem Areal befindet sich auch der erste Starbucks.

Ein wenig Kunst gibt es dann heute für uns doch noch im Olympic Sculptur Park. Nichts, was mich umhaut, aber die Skulpturen stehen in einem hübschen Parkgelände und das ganze ist kostenlos. Das Wahrzeichen von Seattle, die Space Needle schauen wir uns nur von außen an. Die 30 Dollar pro Person für eine Fahrt auf die Spitze sparen wir uns, denn von unserem Airbnb-Zimmer aus haben wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Zum Schluss noch das Pop Art Museum. Das Gebäude ist architektonisch sehr auffällig. Es gibt keine gerade Mauer, alles ist in Wellen und mit unterschiedlichen Platten verkleidet. Auch dieses Museum sehen wir uns nur von außen an, denn die großen Musikfans von Jimmy Hendrix, der die Hauptattraktion ist, sind wir nicht.

Dazwischen waren wir in einem Café, das wohl eher von Einheimischen besucht wird. Das erste Starbucks-Café ist der Touristenmagnet und entsprechend lang ist die Warteschlange. Wir mussten nicht warten und wir haben den Eindruck, dass sich in dieser Stadt keiner die Blöße geben will, einen schlechten Kaffee zu machen. Auch der Kaffee heute Morgen bei Jeanine war sehr gut und sehr stark.

Fahren mit dem Bus zurück zu dem Amazon Fresh, wo wir schon gestern eingekauft haben und gehen mit unserer Picknick-Ausrüstung wieder an den Lake Washington. Heute finden wir einen wunderschönen Platz mit einem Baumstamm zum Anlehnen, direkt am Ufer und in der Abendsonne.

Den Rest des Abend verbringen wir mit Organisationsdingen. Auch mit einer Buchung einer Unterkunft, denn gestern haben wir festgestellt, dass uns einer Zeitraum in der Mitte des Mais noch fehlt…

9. Mai 2023
Seattle: Discovery Park und Schleuse

Weil wir gestern eigentlich schon die ganze Innenstadt von Seattle angeschaut haben und das Museum, das uns interessiert hätte, heute auch noch geschlossen ist, haben wir uns heute für einen Ausflug ins Grüne entschieden. Das Wetter ist herrlich!

Bekommen von unserer Vermieterin wieder ein leckeres Frühstück. Ihr Mann Hunter gibt uns hilfreiche Tipps. Beide sind fantastisch. Schön, wenn man zum Frühstück so einen netten Plausch dazubekommt.

Wir fahren über eine Stunde quer durch die Innenstadt in den Westen der Stadt. Heute nehmen wir wieder den Bus. Uns fällt auf, dass viele Busse dieses System mit den Stromkabeln über der Straße haben, das sie anzapfen. Es wird also das alte elektrische System genutzt, das heute eigentlich wieder hochmodern sein sollte.

Der Discovery Park ist ein großflächiges ehemaliges Militärgelände, das der Bevölkerung zurückgegeben wurde. Die Parklandschaft ist durchzogen von Wanderwegen und einige führen an den Strand hinunter. Dort befindet sich auch ein kleiner Leuchtturm, wo wir picknicken konnten. Dabei sind vor uns im Meer Delfine und Robben vorbeigeschwommen. Später sehen wir auch noch einen Kojoten am Strand und hören eine ganze Kolonie von Robben brüllen, können aber nicht ausmachen von wo die Geräusch kommen.

Weiter zu den Locks von Seattle, also den Schleusen. Drei Schleusen für unterschiedlich große Schiffe sind dort und wir können beobachten, dass die ziemlich rasch arbeiten. Gleich dahinter befindet sich ein kleiner botanischer Garten und wir finden auch einen Kiosk, wo wir einen Kaffee bekommen. Der Wohnwert von Seattle ist enorm.

Allerdings sehen wir auf der Rückfahrt auch die andere Seite, die Seite der Verlierer. Obdachlose (v.a. Drogensüchtige und geistig verwirrte laut unserer Vermieterin) steigen in den Bus ein, lümmeln auf den Straßen rum oder laufen schreiend durch die Menschen. Verstörend und deprimierend.

Wir beschießen unseren Tag mit einem weiteren Picknick auf dem Hügel unseres Stadtteils in dem sich das Airbnb befindet. Das tolle jetzt ist im Unterschied zu unserem USA-Aufenthalt im Herbst, dass die Tage lang sind und wir schon fast bis 20.30 Uhr Sonne haben.

10. Mai 2023
Zugfahrt nach San Francisco

Wir haben einen grandiosen Glücksgriff gemacht mit Jeanine unserem Airbnb-Host: Sie fährt uns mit dem Auto zum Bahnhof. Selbstverständlich erst nach einem weiteren wundervollen Frühstück. Sie hat uns an den drei Tagen immer ein anderes Gebäckstück serviert auf einem anderen Geschirr und auf anderen Sets. Sehr hübsch! Mal gab’s einen Smoothie dazu, mal Quark mit Früchten, mal Joghurt mit Müsli. Und immer ein nettes Gespräch dazu.

Auch der Bahnhof von Seattle hat so einen herrlichen Old-Fashioned-Flair mit goldenen Lampenhaltern und Stuck an den Wänden. Bekommen einen Platz zugewiesen, so dass es zu keinem Gerangel kommt beim Einsteigen. Der Zug fährt „nur“ (Ansage bei Abfahrt) mit 10 Minuten Verspätung los. Im Schneckentempo geht es raus aus der Stadt. Was für ein Unterschied zu Japan!

Zunächst ist der Zug nur zu vielleicht 30 % besetzt, aber ab Portland wird er voller. Es ist anscheinend auch ein besserer Speisewagen dabei, denn der Lunch wird für 25 Dollar und das Dinner für 45 Dollar angepriesen. Wir haben jedoch vorgesorgt und unser Essen mitgebracht. Die erste Erfahrung auf der Fahrt von Washington nach Chicago war keine Gute bezüglich des Essens. Aber der Kaffee ist prima und im Diner-Wagon gibt es großartige Panoramafenster mit bequemen Sitzen. Dort kann man auch prima mit anderen Reisenden ins Gespräch kommen. 

Am frühen Abend grad zum Sonnenuntergang geht es rein in ein riesiges Waldgebiet und gleichzeitig rauf auf die Berge, so dass der Zug sehr gemächlich dahinschnauft und wunderbare Blicke auf weite Täler und große einsame Seen bietet.

11. Mai 2023
San Francisco: Golden Gate Park, Haight Asbury, Alamo Square Park mit Painted Ladys, Japan Town

Die 23-stündige Zugfahrt ist erstaunlich schnell vergangen, auch wenn das Schlafen nachts nicht so gut war, denn die Sitze waren zwar gewohnt großzügig, aber mit Leder bezogen, so dass man immer nach unten gerutscht ist. Außerdem war der Zug gut besetzt. Am Morgen dann einen Kaffee und Kuchen im Panorama-Wagon und mit nur 10 Minuten Verspätung kommen wir in Emeryville an. Dort wartet schon ein Bus auf uns, der uns in die Innenstadt von San Francisco bringt, denn die Stadt hat keinen Zugbahnhof.

Machen uns dann zu Fuß auf den Weg zu unserem Hotel, aber als wir feststellen, dass wir die Sutter Street, in der unser Hotel liegt über einen Kilometer bergauf laufen müssen, nehmen wir einen Bus. Unser Hotel liegt gut zentral und ist herrlich antik. Unser Zimmer liegt sehr ruhig ist komfortabel groß und hat ein richtig großen Bad. Wunderbar. Dazu können wir um 10 Uhr auch gleich das Zimmer beziehen und bekommen vom Rezeptionisten sehr hilfreiche Tipps.

Es wäre zwar verführerisch sich ins Himmelbett zu legen (ja, echt!), aber wir ziehen lieber los. Das Busticket ist nur zwei Stunden gültig und wir wollen zum Golden Gate Park. Der liegt im Westen der Stadt und erstreckt sich längst von der Pazifikküste fünf Kilometer. Ist also ähnlich dem Central Park in NY angelegt. Aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon fast auf. Er ist zwar auch eher wie ein Waldstück angelegt, aber das Gelände ist sehr hügelig und zudem gibt es im Park viele Areale, die Eintritt kosten. Der Botanische Garten im Park kosten z.B. 28 Dollar! Dennoch eine angenehme grüne Stadtoase.

Zur Mittagszeit landen wir glücklicherweise im Hippie-Viertel: Haight Asbury. Der alte Charme der 1960iger ist noch vorhanden und es gibt jede Menge Restaurants und Cafés. Wir haben uns einen Laden mit vegetarischen Burgern ausgesucht. Wir wollten nach den vielen Picknicks in Seattle und den Wraps im Zug endlich mal wieder was Warmes essen.

San Francisco ist auf 42 Hills erbaut und die Anlage der Stadt erfolgte nach dem amerikanischen Schachbrettmuster, so kommt es, dass so manche Straße viel zu steil angelegt wurde. Als Einwohner, v.a. wenn man mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, sicherlich eine Plage, aber für uns Besucher ist gerade das der Reiz dieser Stadt.

Der Alamo Square Park liegt auf einem solchen Hügel und gleich daneben sind die millionenfach fotografierten „Painted Ladys“. Es handelt sich um die ersten Häuser in Fertigbauweise (weltweit). Die Häuser steppen sich eine steile Straße hinauf, jedes ist in einer anderen Farbe gestrichen und hat kleine Eigenheiten, aber die Ähnlichkeit wie bei Schwestern ist gut zu erkennen. Überhaupt sind wir fasziniert von den vielen bunten und hübschen Häusern der Stadt. Es ergibt sich schon ein recht einheitliches Straßenbild, denn nach dem großen Erdbeben 1906 wurden drei viertel der Stadt zerstört. Und sie wurde ja erst 1848 groß mit dem Goldrausch. Daher kommt es auch, dass die berühmte Brücke Golden Gate heißt.

Übrigens ist San Francisco die viert größte Stadt Kaliforniens und hat so um die 850.000 EW. Wir hatten heute den Eindruck, dass es in dieser Stadt ruhig zugeht. Die Straßen sind breit und nicht sehr stark befahren. Es gibt teilweise auch Fahrradspuren. Die Fortbewegung hier ist entspannt.

Wir schlendern noch durch das Japan Viertel und sind dann am frühen Abend im Hotel. Müssen einiges an Schlaf und auch an Planung nachholen.

12. Mai 2023
San Francisco: Russian Hill, Lombard Street, Fisherman’s Warf, Pier 39, Washington Square, Coit Tower, China Town, Nob Hill

Haben zehn Stunden geschlafen und sind wieder top fit. Nach einem recht guten amerikanischen Frühstück im Hotel sind wir voller Tatendrang an einem sonnigen Tag.

Gleich neben unserem Hotel „Majestic“ in der Sutter Street geht der Russian Hill los. Dort befinden sich viele einladend aussehende Cafés, Restaurants und Bars, aber leider grad zur falschen Zeit.

Die Lombard Street ist eine dieser Orte in San Francisco, wo man immer Touristen antrifft. Es handelt sich um die Serpentinenstraße, die in so vielen Filmen auftaucht. Muss man halt gesehen haben, wenn man in dieser Stadt war, aber wohnen würde ich dort nicht wollen. Die mit roten Pflastersteinen belegte Straße wird nur von Touristen befahren.

Auch die Fisherman’s Warf ist so ein Touri-Ort. Schön, aber voller Touristen und den entsprechenden Läden dazu. Immerhin gibt es einen Bade- und Schwimmerklub und einen kleinen Sandstrand dort. Wir können tatsächlich einige Schwimmer im Hafenbecken beobachten. Das Wasser hat wohl nicht mehr als 15 Grad und die Sportler sind fast alle ohne Neopren im Meer. Tapfer! Von dort sieht man auch auf die Golden Gate Bridge. Heute war sie am Morgen in der Sonne und über Mittag zieht ein Wolkenband über die Brücke hinweg. Wir wollten ja eigentlich mit der Fähre nach Sausolito rüberfahren und über die Brücke zurück gehen. Aber angesichts der reinziehenden Wolken, die die Brückenpfeiler im Nebel versinken lassen, verwerfen wir den Plan.

Stattdessen gehen wir weiter zum Pier 39, wo sich seit 1987 die Seelöwen eine Sommerresidenz erkämpft haben. Es kommen v.a. männliche Tiere hierher und die Stadt hat sich dazu entschlossen, die Tiere hier leben zu lassen. Mittlerweile hat sich darum ein richtiger Touristenmagnet entwickelt, so dass letztendlich beide Seiten gewonnen haben. Wir können uns an den großen Tieren gar nicht satt sehen. Da ist immer was los.

Auf Reisen und ganz besonders in großen Städten ist es immer eine Herausforderung etwas Gutes zu Essen zu finden. Gestern hat uns Google dabei geholfen, heute haben wir dort nichts gefunden. Im Werftgelände war es uns zu voll und zu touristisch. Auf dem Weg ins italienische Viertel, dem Washington Square, haben wir auch nichts gefunden. Aber dann haben wir eine kleines italienischen Feinkostgeschäft entdeckt mit sehr leckeren Pizzen und die waren noch nicht mal teuer. Ein echter Zufalls-Glücksgriff! Und der Laden hat wie im Film ausgesehen 😊

Der Platz wird dominiert von einer großen Rasenfläche mit Bäumen, wo wir ganz herrlich nach dem leckeren Essen ein bisschen in der Sonne entspannen und die Menschen dieser Stadt beobachten konnten. Wir finden die Stadt einfach nur wunderbar. Die Häuser sind so einladend mit ihren bunten Fassaden und den Erkern und den hübschen Eingängen. Und dann noch diese Straßen, die steiler sind als der Weg auf den Farrenpoint!

Eine weitere sehr steile Straße führt zu einem weithin sichtbaren Turm. Dem Coit Tower. Ein ehemaliger Telegrafenturm, der v.a. während des Baus der Golden Gate Bridge hervorragende Dienste geleistet hat. Denn die Bauarbeiten mussten eingestellt werden, sobald sich ein großes Schiff näherte. Die Information dazu kam vom Coit Tower.

China Town wollten wir schon fast auslassen. Aber das wäre ein Fehler gewesen, denn das chinesische Viertel hier ist was Besonderes. Wer schon immer mal chinesische Souvenirs haben wollten, wird hier bestimmt fündig. Außerdem stehen einige originelle Häuser in diesem Viertel.

Durch das Viertel Nob Hill gehen wir dann zurück zu unserem Hotel. Eine richtige Downtown gibt es in San Francisco wohl eher nicht, aber wer nach noblen Hotels sucht wird in Nob Hill fündig.

Insgesamt sind wir heute über 15 Kilometer durch die Stadt gegangen und haben uns ein bisschen in diese Stadt verliebt.

13. Mai 2023
San Francisco: Golden Gate Bridge, Palace of Fine Arts, Historical Pier, Cable Car, Union Square, Castro Street, Twin Peaks

Heute haben wir uns den Day-Pass für die Öffis und die Cable Car gekauft. Zuerst geht es mit dem Bus raus zur Golden Gate Bridge. In der Innenstadt schien die Sonne, aber an der Brücke zieht der berühmte San Francisco Nebel rein. Wir sehen also heute nie die ganze Brücke, aber wir finden die spektakulären Nebelbilder viel spannender. Beim Betreten des Areals ist von der höchstens 100 Meter weit entfernten Brücke nichts zu sehen. Aber sobald wir die Brück betreten hatten, ist der Nebel immer mal wieder aufgerissen und hat die bekannten roten Seile und Stützen freigegeben. Den ganzen Tag trötet das Horn der Brücke, welches die Schiffe vor den Pfeilern im Wasser warnen soll. Die ersten vielleicht 200 Meter auf der Brücke sind voll, aber je weiter wir gehen, desto mehr sind wir stellenweise auch allein. Nur ab und an läuft ein JoggerIn an uns vorbei. Am Wochenende werden die Radfahrer auf die eine Seite und die Fußgänger auf die andere Seite geschickt.

1933 hat man angefangen die Brücke zu bauen und 1937 wurde sie eröffnet. Später hat man nochmal ein Geschoß eingezogen, um die Stabilität der Brücke zu erhöhen. Viele Modelle beim Besucherzentrum erklären, teilweise auch erfahrbar, die Bauweise dieser zu seiner Zeit längste Brücke der Welt. Bis in die Mitte der 1960iger ist das auch so geblieben. Heute ist eine Brücke in Japan der Rekordhalter. Der größte Feind der Brücke ist der Rost und deshalb muss sie alle 10 Jahre neu gestrichen werden. Zu Anfang war auch eine andere Farbe als Rot im Gespräch, aber heute wohl nicht mehr, denn gerade die rote Brücke ist doch eines der Erkennungsmerkmale dieser Stadt.

Weiter geht es zum Palace of Fine Art. Das ist ein Gelände mit griechischen Säulen und Statuen und kleinen Teichen. Das Gelände wurde 1917 für eine Art amerikanische Weltschau gebaut. Für uns Europäer ist es eher nicht so sehenswert… Das Gelände wird umgeben von Einfamilienhäusern im hispanischen Baustil. Es schaut hier alles ein bisschen nicht so sehr nach dem San Francisco aus, das sich uns in der Innenstadt gezeigt hat. Besonders beliebt sind die klassischen Säulen und Statuen bei Brautpaaren. An jeder Ecke posieren Bräute und Bräutigame, Brautjungfern und Blumenkinder.

Nochmal zur Fishermans Warf, denn dort haben wir gestern gesehen, dass das Historical Pier zum Nationalpark-System gehört. Wir können mit unserem Jahrespass für die Nationalparks auch dieses Museum umsonst anschauen. Gestern jedoch hatten wir den Pass nicht dabei. Wir können dort alte Boote besichtigen. Es gibt lustige Geschichten auf den Schiffen zu lesen. Zum Beispiel die von dem Schiffskoch, der sich auf dem Schiff nur barfuß bewegt hat. Egal welches Wetter, egal welcher Seegang, nur barfuß hat er sich sicher gefühlt. Und seinen Töpfen hat er Namen gegeben, immer in Anlehnung an die Namen der 12 Apostel. Die Schiffe sind die Westküste der USA bis hoch nach Kanada gesegelt. Aber es liegt auch die alte Fähre Eureka dort. San Francisco liegt ja auf einer Halbinsel und so waren die Fähren, ehe die Brücken gebaut wurden, ein wichtiges Transportmittel. Die Überfahrt nach Sausolito z.B. dauerte 30 Minuten. Angeblich wurde dabei das Fast Food erfunden. Aber es haben sich auch Gruppen von Menschen gefunden, die der gleiche Beschäftigung für Dauer der Fahrt nachgingen: Lesen, Stricken, Karten spielen.

Innerhalb der Stadt gab es und gibt es noch die wunderbaren Cable Cars. Leider haben wir nicht bedacht, dass heute Samstag ist und deshalb viel mehr Menschen in der Stadt sind, als die zwei Tage zuvor. So müssen wir heute eine Stunde warten, bis wir bei einer mitfahren können. Wir können so mehrfach beobachten, wie die Bahnen hier an der Endstadion von Hand gedreht werden. Die kleinen Bahnen werden zu unserem Erstaunen nicht voll beladen. Nachdem wir losgefahren sind, wissen wir auch warum: unterwegs kann man auch zusteigen. Klar, das ganze ist nur für die Touristen, aber es macht eine Menge Spaß! Wir hatten das Glück als erste die Bahn besteigen zu können und sind so in den Genuss gekommen, die Fahrt ganz vorne zu erleben. Ich sitzend, Tom auf dem Trittbrett mit der Nase im Wind und mit dem Handy in der Hand. Die Fahrt ist streckenweise wie eine Achterbahnfahrt. Die ersten Menschen, die mit der Bahn gefahren sind, waren mutige Menschen. Damals war das schnellste Gefährt wahrscheinlich die Kutsche. Zur ungewohnten Geschwindigkeit kommt noch die Steilheit der Straßen hinzu. Also wer je nach San Francisco fährt, die Cable Car muss sein!

Wir sind dann im Zentrum ausgestiegen, dem Union Square. Hier geht es hektisch zu, der zentrale Platz ist bepflanzt und mit Stühlen bestückt, drum herum die üblichen Luxusgeschäfte. Not our cup of tea 😊

Gegensatz: Castor Street. Das ist die Straße der LGBTQ. Wobei sie als das losging noch nicht so hießen, da nannten sie sich nur schwul. Die erste Schwulenbar die „Twin Peaks“ ist hier. Das Viertel ist herrlich schräg, aber wir fühlen uns wie Voyeristen, denn wir sind weder L noch G noch B noch T noch Q. Ich finde es aber schön, dass es heute solche ganz speziellen Viertel und Kneipen nicht mehr so zwingend braucht.

Twin Peaks so heißen die zwei höchsten Hills der Stadt, die gleich nebeneinander liegen und von einem Missionar einst indianischer Busen (heute ein absolutes No-Go!) genannt wurden. Wir fahren eine lange steile Straße mit dem Bus fast ganz hinauf und genießen von dort oben im abendlichen Licht einen Blick über die Stadt. Von Westen zieht immer noch der Nebel herein, der sich nach durchqueren der Golden Gate Bridge auflöst. Auf den Hügeln pfeift eine ordentlicher Wind. In dieser Stadt durchläuft man an einem Tag tatsächlich Temperaturunterschiede von gut und gerne 10 Grad.

Zurück ins Hippieviertel und nochmal einen veganen Burger. Sind dann erst gegen halb neun im Hotel und doch ganz schön erledigt.

Was wir heute in den Bussen so erlebt haben, war keine Werbung für die Stadt. Diese Stadt hat ein enormes Drogenproblem. Es gibt einen ganzen Stadtteil – Tenderloin – den haben wir wegen eindringlicher Warnungen gar nicht betreten. Dort verabreichen sich die Drogenabhängigen die Drogen auf offener Straße, überall stehen Zelte rum und werden Drogen auf offener Straße verkauft. Seit der Pandemie hat sich das Problem nochmal drastisch verschärft. Während dieser Zeit warn auf den Straßen praktisch nur Drogensüchtige und Obdachlose unterwegs. Die Busse sind auch sowas wie ein wildes Terrain für diese Outlaws. So einige von denen leiden wohl auch unter Halluzinationen, sind nicht mehr ganz richtig im Kopf wie man so sagt, haben Wahnvorstellungen vom vielen Drogenkonsum. Die brüllen dann schon mal rum. Solange sie das nur in den Raum hineintun ist das nur beängstigend, wenn sie aber einzelne Personen angehen, dann wird es gefährlich. Wir hatten so einen „Rumbrüller“ im Bus und das ist man schon sehr angespannt. An einer Bushaltestelle hat einer zwei Jugendliche beschimpft und so getan, als würde er ein Feuerzeug nach ihnen werfen. Heute ist uns klar geworden, warum am die ältere Dame, die wir nach dem Weg fragten, gesagt hat: This city doesn’t well. Diese Stadt tut nicht gut.

Wir hoffen, die Stadt bekommt das Problem wieder in den Griff, ohne dabei ihre liberale Einstellung zu verlieren. Felix hat ganz Recht, wenn er meint, dass nur ein enormes Sozial- und Drogenentzugsprogramm helfen kann. Zufällig habe ich einen Artikel gelesen, wo die Verfasserin erzählt, dass sie sich als Drogensüchtige ausgab und zu einer Stelle gegangen ist und um Hilfe gebeten hat, um von den Drogen loszukommen. Sie wurde ausgelacht und ihr wurde gesagt, sie solle morgen wiederkommen.

14. Mai 2023
Fahrt in den Yosemite

Heute starten wir in einen neuen Abschnitt der Reise. Seit langem mal wieder haben wir ein Mietauto! Tom holt es nur zwei Blogs entfernt von unserem Hotel ab. Zuvor rufen mich erst Felix und dann auch Justus an, um zum Muttertag zu gratulieren. Felix und Anna radeln die nächsten Wochen durch Skandinavien, nachdem sie die Radtour von Budapest nach Istanbul abgebrochen haben, als sie feststellten, dass die Züge in dieser Region keine Fahrräder transportieren. Oder nur verpackte Fahrräder. War erstmal ein Schock für sie, aber jetzt scheint es zu passen. Man kann noch so viel Reiseerfahrung haben, es kann immer etwas schief gehen…

Die Fahrt in den Nationalpark dauert sechs Stunden. Also eigentlich ist eine Fahrtzeit von vier Stunden. Aber wir mussten unterwegs noch groß einkaufen, weil wir nicht so viel Geld ausgeben wollen, wie Restaurants in Nationalparks eben kosten. So haben wir uns wieder mit einem Wasserkocher, Schälchen und Tassen ausgestattet und eine Thermotasche gekauft.

Zunächst geht es einen breiten Highway entlang. Als wir am Supermarkt 100 Meilen östlich der Stadt aussteigen, schlägt uns erstmal eine Hitzewelle entgegen. Es hat über 30 Grad! Zum Glück geht es in den kühlen Wald und in die Höhe des Yosemites. Die letzten 50 Meilen sind dann in einer wirklich schönen Waldgegend mit zum Teil hübschen Häusern und Geschäften. Zuvor in der Ebene war alles um uns rum nur mäßig grün, obwohl es in Kalifornien im Winter so viel wie nie geregnet hat. In dem Walmart, in dem wir einkaufen, sind fast keine Weißen. Viele Beschriftungen sind in Spanisch. Der Abschnitt hinter San Francisco bis zum Rand der Rockys ist anscheinend fest in Nicht-Weißer Hand und leider auch eher ärmlich.

Wir haben ein kleines Zimmer in dem Wawona Hotel. Das ist schon 150 Jahre alt und im viktorianischen Kolonialstil erbaut. Die verschiedenen Gebäude schauen ein bisschen wie Südstaatenhäuser aus. Im Lobbybereich ist ein großer Kamin und einige Sitzgruppen mit Korbmöbel und Stehlampen. Wir sind in einem Haus untergebracht mit acht Zimmer im Erdgeschoß und vier Zimmer unter dem Dach. Wir sind unter dem Dach. Ein schnuggeliges kleines Zimmer mit einem kuscheligen Platz am Fenster. Waschgelegenheit und Toilette im Erdgeschoß, alles antik, aber gepflegt. Dafür zahlen wir stolze 170 Dollar.

Wenn es im Tal geregnet hat, hat es hier geschneit. So sind viele Gebiete wegen Schnee noch gesperrt. Die höchstgelegenen sogar bis voraussichtlich Juli. Aber es gibt ja genug zu sehen und zu tun. Das wird morgen ein langer Wandertag mit auch viel Fahrerei.

15. Mai 2023
Yosemite NP: Im Valley: Tunnelview, Mirror Lake, Vernal Falls (Merced River)

Sind extra früh aufgestanden, auch wenn es uns schwer viel. Mit unserem neu erworbenen Wasserkocher können wir uns einen Kaffee kochen und in den neuen Schalen ein Müsli anrühren. Gute Investition! Um 8 Uhr kommen wir los. Auch wenn es am Morgen noch frisch ist, so wird es heute dennoch wieder ein sonniger sommerlich warmer Tag auch hier im Park und das, obwohl wir uns auf einer Höhe über 1.200 Meter befinden.

Das Beste an einer Unterkunft im Park ist, dass man vor den Tagesausflüglern unterwegs sein kann. Halten kurz beim Tunnelview an, aber das Licht wird auf dem Rückweg besser sein für das Foto, doch den atemberaubenden Blick zum Halfdome und dem Bridalveil Fall und ins Tal hinab kann man gar nicht oft genug sehen.

Anschließend kommen wir zu einem Tal, in dem teilweise die grünen Ebenen noch überschwemmt sind. So ergeben sich spektakuläre Spiegelbilder!

Im Curry Village parken wir unser Auto. Sehen dort die Zelte, die wir auch hätten mieten können. Die kosten den gleichen Preis, wie unser süßes „antikes“ Zimmer. Was für ein Mehrwert wir in unserem Hotel haben! Die Zelte stehen recht eng zusammen, alles ist wegen dem vielen Regen matschig und es stehen wirklich sehr viele Zelte auf dem Areal.

Mit dem Shuttle fahren wir ein Stück. Prima Sache, dass so die Privatfahrzeuge nicht im ganzen Park kreuz und quer fahren und parken. Die erste Wanderung geht ziemlich eben an einem übervollen Fluss entlang zum Mirrow Lake. Das Licht am Morgen glitzert herrlich in den frischen Blättern der Bäume. Die Bäume mit den wunderhübschen Blüten, des Pacific Dogwood, die ich in Seattle schon bewundert hatte, sind hier heimisch und blühen überall im Halbschatten. Von weitem schauen die Blüten wie ein Schmetterlingsschwarm aus. Natürlich sind wir nicht allein auf den Wanderwegen, aber es ist okay so. Wenn sich jedoch im Juli/August hier die Autokolonnen reinbewegen und Massen von Besuchern reinschaufeln… da bin ich ob der überschaubaren Wanderer doch zufrieden. Der Weg ist ein Hin- und Retourweg, denn über den Mirrow Lake führt keine Brücke. Bessere Spiegel hatten wir allerdings zuvor auf der Wiese.

Anschließend geht es 200 Höhenmeter einen geteerten Weg bergan zu den Vernal Falls. Je näher wir den Wasserfällen und den Stromschnellen kommen, desto kühler wird es und wir müssen sogar unsere Jacken wieder anziehen. Unglaublich wer sich hier alles hochschleppt. Aber die meisten sind doch angemessen ausgerüstet. Wir gehen so nahe es geht zu dem Wasserfall, aber die letzten Meter sparen wir uns, denn alle, die von dort kommen sind patschnass. Der Wind weht die Gischt über die Wanderer drüber.

Es ist überdurchschnittlich viel Wasser in den Flüssen, weil es hier im Winter so viel geschneit hat. Wir sehen mit Sicherheit viele Wasserfälle, die nur ganz selten über die Felsen stürzen. Die Natur malt Szenerien, wie sie der Mensch nicht malen könnte.

Wir lassen bei einem Kaffee im Curry Village unsere Erinnerungen an die vielen Nationalparks Revue passieren. Mir hat der Yellowstone am besten gefallen und Tom der Brice. Angelblich soll der Yosemite der schönste sein. Nach unseren heutigen Eindrücken: Ja, er ist unglaublich. Es gibt vier verschiedene Zonen. Das Valley, in dem wir heute unterwegs waren. Die Sequioa Grovers, die Granite Cliffs und die High Sierra sind die anderen drei Zonen. Die Granite Cliffs sind den Kletterern vorbehalten. Mir hat schon der Blick hoch zu den Menschen, die dort in der Wand hingen, gereicht, um einen Schweißausbruch dank Höhenangst zu bekommen. Die High Sierra ist noch bis Juli wegen den ungewöhnlich starken Schneefällen diesen Winter gesperrt. Und die Sequoia Groves haben wir ausgelassen, weil wir anschließend noch in den Redwood NP fahren und ja schon auch im Sequoia NP waren. Wir haben also nur das Valley besucht. Also können wir kein Urteil über den ganzen Park abgeben, was wir allerdings in zwei Tagen gar nicht geschafft hätten – nicht mal ansatzweise.

Wir genießen den späten Nachmittag im Park unseres Hotels lesend und am Abend setzen wir uns in die hübsche Lobby und sortieren unsere Bilder.

16. Mai 2023
Yosemite und Weiterfahrt Richtung Redwood NP bis Red Bluff

Sind wieder bereits kurz nach 8 Uhr unterwegs. Fahren zum Camp 4 (der Campingplatz der Kletterer), das in der Nähe des Yosemite Village mit dem Visitor Center, liegt. Machen einen kleinen Walk, um besonders gute und nahe Blicke auf den Yosemite Fall zu bekommen. Dem unteren Teil des Wasserfalls kommen wir so nahe, dass wir von der heranwehenden Gischt nass werden. Der Wasserfall ist wie eine riesige auf sehr kalt gestellte Klimaanlage. Es ist nämlich wieder ein sommerlich warmer Tag, aber in der Nähe des Wasserfalls, aber auch entlang der Flüsse ist es kühl und wir sind froh, die Jacken doch dabei zu haben. Auf dem glatten Granit der Berge sieht man überall nasse Flecken in der Sonne glitzern. Oft verdunstet der geschmolzen Schnee bereits auf dem Plateau, aber wir sehen auch viele kleine Rinnsale oder Wasserfälle, die bestimmt schon bald verschwunden sind. Der Yosemite Fall, können wir heute lesen, ist im Sommer meist nur noch ein Schatten seiner Erscheinung im Moment bzw. im Frühjahr.

Im Village gibt es auch ein kleines Museum und ein Indianerdorf zu sehen. Im Museum werden Körbe und rituelle Kleidung ausgestellt und im Indianerdorf bekommt man Tippis zu sehen, die aus Kiefernborke gemacht wurden. Ganz nett.

Sehen uns dann auch noch die Awanhee-Lodge an. Das ist die erste Lodge, die im Yosemite für Touristen gebaut wurde, aber von der ist wohl nichts mehr übrig. Wir sehen nur moderne motelähnliche Bauten und sind froh, dass wir ein Zimmer im Wawona-Hotel hatten. Das steht zwar nicht im Valley, tatsächlich mussten wir 30 Minuten ins Valley fahren, aber das Hotel hat einfach so viel mehr Charme!

Um 12 Uhr machen wir uns auf die lange Fahrt zurück zur Küste. Machen noch einen Picknick-Stopp in Mariposa. Das ist ein süßer kleiner Ort, mit hübschen Geschäften und einer typischen Western-Style-Innenstadt. Allerdings sind die Temperaturen auf über 30 Grad gestiegen, so dass unser Besuch nur kurz ausfällt.

Um 18.30 sind wir dann in Red Bluff angekommen und checken in ein Motel ein. Tom ist erledigt vom Fahren und ich habe Probleme mit meinem Schwindel. Durch das viele Hochschauen während des Fotografierens im Yosemite vermute ich… Das Motelzimmer ist komfortabel mit zwei Queensizebetten. Das ist prima, denn das Bett im Wawona-Hotel war nur ein Queensizebett mit einer sehr weichen Matratze.

17. Mai 2023
Fahrt nach Arcata

Zu den guten Betten kam heute Morgen noch ein Frühstück dazu, das für amerikanische Verhältnisse als gut bezeichnet werden kann. Wie üblich allerdings gab es nur Pappteller und Plastikgeschirr. Bei uns ist die Nutzung von Wegwerfgeschirr ja sehr in der Kritik und ich hoffe jeder macht sich Gedanken darüber, ob er tatsächlich Pappteller statt Porzellanteller benutzt. Aber hier sind die Pappteller so präsent, dass wir es anzweifeln, ob sich die Menschen große Gedanken darüber machen…

Red Bluff ist ein trostloser Ort in einer sandbraunen Ebene. Das Thermometer zeigt schon um 9 Uhr 20 Grad an. Wir verlassen den Highway sehr bald und fahren eine gewundene Landstraße hoch in die Berge. Dorthin, wo es einsame Täler und Berge gibt, rein in die Cowboy-Idylle der Weißen. Es leben nicht viele Menschen in der schönen Bergwelt, die nächste Tankstelle ist 100 Meilen. Ganz besonders mystisch wird es, als wir durch einen Redwood-Wald fahren. Zwischen diesen Baumriesen fühlen wir uns so wunderbar klein.

Eine kleine Anekdote zwischendurch. In der Bergidylle wurden wir von einer Baustelle aufgehalten. Also da stand ein Typ mit Brille, Bauhelm und Stoppschild. Wir haben brav angehalten. Dann kam kurz darauf ein Pickup mit dem Schild „Pilot Car – Follow me“. Haben wir brav gemacht und waren gespannt, was da wohl kommen würde. Aber da kam nichts. Nur zwei Baufahrzeuge, die auf dem Seitenstreifen rangiert haben. Für diese „Großbaustelle“ werden ein Arbeiter auf jeder Seite, ein Fahrer und ein Pick-up bezahlt, um die Durchfahrenden sicher durch die „Gefahrenstelle“ zu bringen. 🤣

Als wir wieder runter in die Pazifikregion kommen, sinkt die Temperatur sehr rasch auf 16 Grad ab, obwohl wir 14 Uhr haben. Gestern um diese Zeit hatten wir 35 Grad. Uns ist’s recht.

In Eureka suchen wir einen T-Mobil-Shop auf, weil mein Datenvolumen dieses Mal unglaublich schnell verbraucht war. Dauert lange, den Jungs dort zu erklären, worum es mir geht. Am Ende bin ich nochmal über 60 Euro los, aber dafür habe ich jetzt unbegrenztes Datenvolumen und Kanada ist auch mit dabei. Der Laden war in einer unglaublich hässlichen Male: riesig große und leer. Sah so aus und hat sich so angefühlt, als würde man in ein 50 Quadratmeter-Zimmer einen Tisch und zwei Stühle stellen.

Unser Airbnb-Zimmer ist in einem historisches Farmhaus mit einer netten Vermieterin. Ein bisschen alt alles, aber irgendwie doch adrett. Dennoch freue ich mich darauf, wenn wir in einem Monat zuhause einfach jeden Tag das gleiche Bett und die gleiche Küche und das gleiche Badezimmer haben!

Am Abend grillen wir und genießen die Ruhe in diesem verschlafenen Ort. Scheint ein kleines armes Städtchen mit freundlichen Bewohnern zu sein.

18. Mai 2023
Redwood Nationalpark

Haben in dem verschlafenen Ort wunderbar geschlafen. Konnten bei offenem Fenster schlafen und wurden morgens nur von einem Hahn geweckt, sonst Ruhe pur.

Heute steht der Redwood NP auf dem Plan. Zuerst fahren wir das Visitor Center an. Dort parkt ein großer Unimog aus Starnberg. Unterhalte mich kurz mit Karin – ihr Mann hat wohl keine Lust und geht schnell weiter. Die zwei sind in unserem Alter und seit 2017 mit dem Vehikel unterwegs. Allerdings fliegen sie immer mal wieder nach Hause. Karin und ich lassen uns mal kurz über die Unbilden von Langzeitreisen aus, auch wenn wir beide wissen, dass das Jammern auf hohem Niveau ist und bei Nicht-Langzeitreisenden auf Unverständnis stößt. Aber das nur nebenbei.

Ich muss jetzt mal den Unterschied zwischen Coast Redwood und Giant Sequoia festhalten:
Der Redwood wird bis zu 115 Meter hoch, bis zu 2.000 Jahre alt, die Rinde ist bis zu 30 cm dick und der Baum kann bis zu 6,5 Meter Durchmesser erreichen.
Der Sequoia wird bis zu 95 Meter hoch, bis zu 3.200 Jahr alt, die Rinde ist bis zu 78 Zentimeter dick und er Baum kann bis zu 12 Meter Durchmesser erreichen.
Der Giant Sequoia hat mehr Masse, der Coast Redwood wird dafür größer und optisch unterscheiden sie sich auch. Denn der Sequoia hat eine deutlich rote Färbung, wohingegen der Redwood sich eher gräulich zeigt. Das Holz ist aber bei beidem von einem warmen rotem Orangeton.

Beeindruckend sind beide Riesen. Beim Anblick der Riesen werden wir ehrfürchtig. Dieses melodramatische Wort trifft die Gefühle, die wir beim Durchwandern der Wälder haben am besten. Diese Riesen sind einfach erstaunlich. (Fast) nichts schein ihnen etwas anhaben zu können. Manche sind hohl und das Innere ist schwarz vom vergangenen Feuer, aber der Baum lebt. Weder Feuer noch Insekten können dem Baum etwas anhaben. Der einzige Feind ist der Mensch. Zum Glück wurden sie durch die Gründung des Nationalparks unter Schutz gestellt, allerdings erst 1968. Wir können uns gut vorstellen, wie den frühen Siedlern die Augen übergingen beim Anblick der Bäume und den Gewinn, der mit deren Holz zu erzielen sein könnte.

So schön und gigantisch die Natur hier an der Küste ist, so traurig sind die Ortschaften. Auch Orick ist so eine Gemeinde, wo man denkt: Boa, bin ich froh hier nicht leben zu müssen.

Machen dann noch einen kleinen Walk am Pazifikstrand. Sind fast ganz allein dort und stoßen unerwartet auf eine Robbenkolonie, die uns so neugierig anschauen wie wir sie.

Der Nebel hat uns fast den ganzen Tag lang begleitet. Aber ein paar Mal ist zum Glück die Sonne durch die Nebeldecke, die vom Pazifik übers Land zieht, aufgebrochen. Hinter den Hügeln löst sie sich auf, also nur ca. einem Kilometer hinter der Küste.

Tom hat das Grill-Kochen für sich entdeckt!

19. Mai 2023
Redwood NP und weiter nach Crescent City

Unsere Vermieterin versorgt uns noch mit Bagels und Frischkäse, denn ihr Neffe Carl, den sie uns auch vorstellt, hatte ihr gestern zu ihrem Geburtstag zu viel von beidem mitgebracht. Nett alle beide. Beim Durchfahren des Ortes Arcata stellen wir fest, dass wir dem Ort gestern unrecht getan haben. Der Ortskern schaut richtig hübsch aus mit einem kleinen quadratischen Park und drum herum Geschäftszeilen unter Verandengängen. Schade, dass wir bei unserer Ankunft uns nicht die Mühe gemacht haben in den Ortskern mit dem Auto zu fahren.

Am Ortsrand von Orick, dem Schmuddelnest, sehen wir auf einer Wiese Elkkühe und gleich dahinter am Waldesrand auch noch die Hirsche dazu. Sind größer als unsere Rehe, aber nicht so groß wie Elche. Die Geweihe jedoch schauen aus, wie bei den Elchen.

Machen noch einen Walk durch einen Redwood-Wald mit vielen „Big Trees“. Neben dem einen Big Tree ist noch eine Schilderstange mit Wegzeichen zu „Another Big Tree“ oder „One More Big Tree“… 😊. Jeder Walk im Redwood ist einzigartig und wie verwunschen.

Anschließend fahren wir zu einem Aussichtspunkt mit Picknick-Tischen über dem Ozean mit atemberaubendem Blick. Und beim Anschließenden Spaziergang hinunter ans Wasser lesen wir, dass am Hang direkt über dem Pazifik ein wüstengleiches Klima herrscht. Das Salz in der Luft und die starken Winde wirken austrocknend. Pflanzen in der ersten Reihe sind deshalb welche, die dieses Wüstenklima vertragen und für die dahinter wachsenden Pflanzen die Bedingungen weniger problematisch machen. Am Sandstrand mit anthrazitfarbenen Sand liegen viele Baumteile herum, die so vom Salzwasser ausgebleicht und glattgeschliffen sind, dass sie aussehen wie Knochen.

An unserem Zielort Crecent City haben wir ein Motel gebucht, das mit Redwood Holz gebaut wurde. Wohl so in den frühen 1970igern. Alles sehr gepflegt und so machen wir eine kleine Zeitreise.

Ein schöner Spaziergang zu einem alten Leuchtturm (fast 150 Jahre alt) macht Spaß und wir fühlen uns kurzzeitig nach England versetzt. In einem lokal geführten Diner (Norris Family Diner) gönnen wir uns fettige Pommes und Burger 😊

20. Mai 2023
Langer Fahrtag nach Ozean Park

Wir haben am Morgen versucht via WhatsApp ein bisschen am Mayertreffen in Steinselb teilzunehmen, aber leider ist das Netz dort zu schlecht.

Eigentlich sitzen wir den ganzen Tag im Auto. Machen bei zwei Kaffeeröstereien Halt und erledigen in Astoria unseren Lebensmitteleinkauf bei Walmart. Diese Supermarktkette ist billig und entsprechend ist das Publikum, aber so ist das halt. Die Waren bei den anderen Ketten sind auch nicht hochwertiger und teurer. Es gäbe da noch Trader’s Joe, da gibt es v.a. viele Bioartikel, aber das würde unser Budget kräftig strapazieren.

Bei unserer langen Fahrt verlassen wir Nordkalifornien mit seinen oft schmuddeligen Ortschaften oder Ortschaften voller Kettenläden. Das hübsche Kalifornien ist im Süden zu finden. Oregon hingegen gefällt uns richtig gut. Entlang des Highways 101 (zieht sich von San Francisco bis Seattle) fahren wir durch viele hübsche Dörfer (bunte Holzhäuser im Cape Cod Stil) mit privat geführten Cafés und Läden. Bei einem privat geführten Supermarkt kaufe ich mir einen Hot Dog und bekomme einen Eindruck von der netten Atmosphäre in so einem Countrymarkt. Hier ist das Amerika mit den gemütlichen Ortschaften, die in so vielen Romanen beschrieben werden.

Wir aber haben nicht in Oregon gebucht, sondern in Washington State. Allerdings gleich hinter der Grenze zu Oregon. Wir überqueren eine lange Brücke auf der wir das Schild mit dem Namen des Bundesstaates sehen und fahren auf eine langgestreckte Halbinsel: Long Beach.

In einem Häuschen im Cape Cod Stil mit umlaufender Veranda und bezaubernden Garten haben wir ein Zimmer mit kleiner Teeküche und eigenem Bad. Die Vermieterin ist sehr nett und redselig und ihre zwei Hunde sind ganz aufgeregt ob der Besucher. Der eine der beiden versteckt sich unter unserem Bett und wollte da wohl bleiben. Er hat sich ganz ruhig verhalten und nicht mal ein Leckerli hat ihn aus seinem Versteck locken können. Am Ende mussten wir das Bett vorziehen. Das Bett ist mit Leinenbettwäsche bezogen und richtig schön breit. Überhaupt ist das Studio hochwertig eingerichtet und wir fühlen uns sofort wohl. Hier ist ja auch nur Wohlfühlen angesagt für die nächsten zwei Tage 😊

21. Mai 2023
Oysterville

Haben lange geschlafen und sind am morgen vom Hahn unserer Vermieterin sanft geweckt worden. Können uns so richtig schön Zeit lassen. Wir haben uns gestern in einer der Röstereien Kaffee gekauft, den wir mithilfe der Tassenfilter aus Japan frisch aufbrühen können. Dazu ein Müsli mit frischem Obst – was will man mehr!

Ich wage heute einen Lauf. Das Joggen fehlt mir schon sehr und nachdem wir hier nur Wäsche waschen und lesen und aufarbeiten von Bildern und Blog vorhaben, kann ich es riskieren. Wir fahren vor an den Strand und ich laufe ganz gemächlich bei Sonne und Wind und es geht gut. Der Schwindel wird nicht schlimmer davon und während des Laufes spüre ich gar nichts davon. Also alles gut, bis auf den Kläffer, der seinen Besitzern entwischt und mich ziemlich fies anbellt… Dies ist wieder mal ein Strand, auf dem Autos fahren dürfen bzw. können. Ist aber okay, sind nicht so viele und das obwohl heute Sonntag ist.

Im kleinen Ortskern von Ocean Park gibt es einen Countrymarkt. Der ist super! Da gibt es von der Angelausrüstung über USA-Fahnen in allen Größen bis hin zu warmem Essen einfach alles! Ich dachte sowas gibt’s nur in Romanen oder alten Filmen. Wir nehmen uns ein Mikrowellenessen mit, denn in unserer Teeküche ist das die einzige Möglichkeit an eine warme Mahlzeit zu kommen. Übrigens schaffen es die Amis sogar Röstkartoffeln nach Zucker schmecken zu lassen ☹

In dem zauberhaften Garten unserer Vermieterin trinken wir Tee und lesen in der Sonne. Am Abend fahren wir noch in den historischen Ort „Oysterville“. Wie der Name schon sagt, dreht bzw. drehte sich hier alles um Austern. Noch heute werden hier Austern gefischt und am Wochenende ist auch ein Restaurant dort geöffnet. Da gibt es frittierte Austern! Ein Franzose bekommt bei dieser Speisekarte wahrscheinlich einen Schreikrampf.

Mitte des 19. Jh. haben jene Austern die Gründung des Städtchens ermöglicht. Rasch entstand eine florierende Stadt mit Schule, College, Kirche und einer Zeitung. Aber wie so oft haben es die weißen Siedler übertrieben, sind zu gierig geworden und die Austernbeute ging stark zurück. Dass dann die Bahnstrecke vier Meilen vor dem Ort endete, hat der Stadt den Todesstoß verpasst. Ziemlich schnell haben die Menschen in Massen den Ort verlassen. Übrig geblieben sind ein Dutzend wunderschöne Häuser mit großen gepflegten Gärten. Seit 1976 steht der Ort im Nationalen Register für Historische Plätze. Ich muss gestehen, dass wir uns ein bisschen in den Oysterville verliebt haben. Eigentlich in ganz Long Beach. Wenn ich Amerikaner wäre, würde ich hier meinen Sommerurlaub verbringen.

Haben heute Wäsche waschen können, denn im Studio haben wir unsere eigene Waschmaschine und einen Trockner zur Verfügung. Ich hätte fast das Waschpulver in den Trockner geschüttet. Der Trockner hier hat eine Tür mit Glas und die Waschmaschine ist ein weißer Kubus. Da kann man als Deutsche schon mal durcheinanderkommen! Aber die fehlende Lade für das Waschpulver hat mich dann doch stutzig gemacht. Am Abend telefonieren wir noch mit Justus.

22. Mai 2023
Fahrt über den Strand

Am morgen ruft uns Felix an und gerade als wir telefonieren, erfährt Anna, dass ihr Opa gestorben ist. Die zwei werden also nun ihre Fahrräder in Norwegen unterstellen und mit dem Flugzeug nach Hause fliegen. Arme Anna! Armer Opa!

Heute will die Sonne nicht recht durchkommen. Wir fahren zu einem anderen Strandabschnitt und ich jogge wieder. Anschließend fahre ich am Strand bis nach Ocean Park zurück. Wir haben einen Vierradantrieb und ich wollte schon immer mal wissen, wie es ist über einen Sandstrand zu fahren. Ich muss gestehen, dass es Spaß macht. Dort wo wir den Strand verlassen müssen, wird die Straße gerade von einem Sportwagen blockiert, der meinte so eine Sandpistenfahrt würde sein tiefer gelegtes Vehikel schaffen. Falsch gedacht. Ein langer Schlepper ist gerade dabei ihn rauszuziehen.

Wir versorgen uns in dem originellem Countrymarkt mit einem Mikrowellenessen und Kuchen. Heute bleiben wir nicht so lange im Garten sitzen, denn ohne Sonne ist es ein wenig frisch.

Wir lassen den Tag ruhig mit Lesen und Schreiben ausklingen.

23. Mai 2023
Fahrt in den Olympic NP

Für unsere drei Tage Aufenthalt im Nationalpark gehen wir in dem urigen Countrymarkt gleich hier in Ocean Park einkaufen. Der ist nicht teuer und so viel gemütlicher! Würde ja zu gerne eine der gusseisernen Pfannen mitnehmen, aber die sind wirklich sehr schwer.

Dann kommt wieder einmal eine fast fünfstündige Fahrt den Highway 101 weiter nach Norden. Kommen durch einige ärmliche Städtchen: kleine schäbige Häuschen. Picknick-Plätze sind sehr rar und so machen wir neben einer Kirche einen Stopp. Einfach so in einen Waldweg zu fahren, kommt nicht in Frage, dann die Gefahr dabei auf Privatgrund zu landen ist sehr groß.

In Forks, schon im Nationalpark, finden wir einen Laden, der neben Souvenirs und T-Shirts auch Kaffee verkauft und Eis und Kuchen. Was es am Highway oft gibt (nur nicht dann, wenn wir gerade Lust darauf hätten) sind kleine sogenannte „Espresso“-Buden. Da kann man mit dem Auto davor stehen bleiben, bestellen und gleich weiterfahren. Aber bisher haben wir es noch nicht geschafft zur rechten Zeit bei so einer Bude vorbeizukommen.

Der Olympic NP ist kein abgeriegelter Park wie der Yellowstone oder der Yosemite. Es gibt Holzindustrie dort, Ortschaften und Privathäuser und auch privat geführte Motels. Wir aber haben eine Camper-Cabin auf einem Platz der Parkverwaltung gemietet. Kurz gab es heute früh Verwirrung, weil auf deren Webseite der Platz noch als geschlossen steht. Aber als wir hier ankommen, ist klar, dass die es hier nicht so genau nehmen mit ihrer Webseite. Unsere Kabine hat zwei Queensize-Betten, eine Heizung und eine Veranda. Ist eine kleine Holzhütte ohne jeden weiteren Komfort. Die Waschhäuschen sind auch simple, aber wir sind ja anpassungsfähig 😉 Jedenfalls können wir mit unserer Ausrüstung (Wasserkocher, Tassen, Besteck, Taschenmesser und Gläser) uns dennoch gut selbst versorgen. Immerhin sitzen wir auf der Picknickbank mit Blick auf den wunderschönen Lake Crescent. Das ist ein tiefer Gletschersee. Die Betten sind bequem. Was will man mehr? … Ein Badezimmer? Einen Sessel? Ein Sofa?… Uff! Aber die nächsten zwei Tage soll es Sonne pur geben 😊

24. Mai 2023
Olympic NP: Marymere Falls, Solduc Falls, Ancient Grove Nature Walk

Werden morgens um 7 Uhr von Justus Anruf geweckt: nett. Am morgen ist es noch bedeckt, aber wie angekündigt kommt um 10 Uhr die Sonne raus und da schaut die Welt doch gleich viel besser aus. Im See spiegelt sich der umgebende Wald und die Berge! Später kommt ein Wind auf und so wird es kein heißer Tag. Die Temperaturen erreichen max. 20 Grad im Schatten. Angenehmes Wanderwetter.

Wir fahren auf die andere Uferseite des Lake Crescent und gehen einen der vielen kleinen Walks (die meisten dauern max. 1 Stunde). Unser Ziel ist der Marymere Wasserfall. Der stürz am Ende einer Schlucht (aus der Sicht von uns Wanderern gesehen) so um die 30 Meter in die Tiefe. Danach fahren wir in den geschlossenen Teil des Parks, für den wir wieder mal unseren Jahrespass für NPs brauchen. Die Solduc Wasserfälle sind spektakulärer, weil sie nicht einfach in die Tiefe stürzen. Hier müssen die Wassermassen ein Kurve machen und stürzen dann in drei Strahlen ein paar Meter tosend in eine tiefe enge Schlucht. Durch diese schwarze Schlucht drängen sich die Wassermassen, die kurz vorher noch ein ganzen Flussbett zur Verfügung hatten, durch eine Enge von vielleicht einen Meter.

Alle Wege führen durch einen Wald, der wirklich Wald sein darf. Bäume sterben und bieten neuen Lebensraum für andere Pflanzen. Alles ist in Bewegung, wenn auch nicht wirklich für unsere Augen als Bewegung sichtbar, so doch in einer anderen Form. Nichts wird verschwendet oder zweckendfremdet. Alles Leben und jeder Tod ist ineinander verwoben. Von toten Ästen hängen zottige Flechten, auf gefallenen Bäumen wachsen Farne und Pilze und neue Bäume und dazwischen kriecht und schwirrt es. Der Blick von den gut begehbaren Wanderwegen aus in den „wirklichen“ Wald, gibt uns einen Eindruck, wie es war einen solchen früher zu durchstreifen. So ähnlich wird zu Beginn des Ancient Grove Nature Walks auf einer Tafel für den Wald geworben.

Den Nachmittag genießen wir auf dem ruhigen Areal unserer Log Cabin Lodge am See. Lesen, Yoga auf dem Steg und einfach aufs Wasser schauen. Herrlich!

25. Mai 2023
Olympic NP: Rail Way Trail

Heute scheint die Sonne gleich vom frühen morgen an!

Dieser Nationalpark hat auch wieder verschiedene Zonen: Küste, Wald und Berge / Gletscher. Die Küste des im äußersten Nordwesten von USA gelegenen NP ist ähnlich der Küste in Ocean Park, also ein langer, breiter und fester Sandstrand allerdings mit einer Besonderheit, denn hier gibt es bemerkenswert viel Triebholz. Bei der Fahrt in unsere Lodge haben wir einen kurzen Blick darauf geworfen und gedacht, dass wir einen Ausflug dorthin machen werden. Allerdings wissen wir mittlerweile, dass dies eine einfache Fahrt von 90 Minuten bedeuten würde.

Wir sitzen in USA und auch in Kanada so viel im Auto, dass wir uns heute dagegen entschieden haben. Stattdessen fahren wir ein kurz Stück am See entlang und wandern am nördlichen Ufer des Lake Crescent den sogenannten Rail Way Trail. Den asphaltieren Weg müssen wir uns mit Radfahrern teilen. Aber der Verkehr hält sich in Grenzen und die Rufe der Radfahrer – immer irgendwas mit „left“ – sind sehr nett. Der Weg selbst führt durch zwei unbeleuchtete Tunnel und geht meist eben am Ufer entlang: unspektakulär. Für uns heute aber gerade recht. Nach 18 km und 4 Stunden Gehzeit Hin- und Zurück haben wir am Nachmittag noch viel Zeit zum Entspannen auf dem schönen Lodge Areal.

Ich wage mich auch mal kurz ins 15 Grad kalte Wasser und mache am Steg eine Runde Yoga. Unsere Schüssel mit aufgepeppten Tüten-Ramen-Suppe essen wir direkt am Ufer in einem der bequemen Adirondeckchairs. Ja, die drei Tage hier waren Urlaub!

26. Mai 2023
Dungenous Spit und Fahrt nach Enumclaw

Und wieder scheint gleich am Morgen die Sonne und der See liegt spiegelglatt da. Leider jedoch müssen wir heute dieses kleine Paradies verlassen. Der See erinnert uns an den Hechtsee bei Kufstein, nur dass der Lake Crescent mindestens 10-mal so groß ist und das Areal der Log Lodge sehr sehr großzügig gestaltet ist im Vergleich zum Campingplatz am Hechtsee. Alles ist in USA einfach größer!

Kommt das, weil hier z.B. die Bäume größer sind? Die Oregonzeder, die im Olympic NP wächst, wächst auch bei uns in Europa, erreicht aber nur die halbe Höhe an Wachstum, wie in USA. Oder ist das „BIG“ eine Erfindung der USA? Dieser Glaube daran, dass ihr Land einfach das Beste und Großartigste ist, ist schier unerschütterlich. Der Optimismus ist schier unerschütterlich. Das führt auch zu einer sehr positiven Eigenschaft der Amerikaner: Sie sind liebenswert freundlich und höflich. Den Small Talk haben sie entweder erfunden oder perfektioniert. Die Kreuzungen mit vier Stoppschildern, an denen sich die Fahrer durch Blickkontakt zu Verstehen geben, wer als nächstes fahren darf, wäre in Europa undenkbar. Und Wörter wie Fu** oder Dam* hören wir nicht, dafür ist in der englischen Sprache der Jugend das Wort „like“ inflationär.

Wir haben nun nur noch zwei Nächte in diesem Land. Meine Intention war dieses Land, das die Weltpolitik und auch die Kultur und Wissenschaft so sehr beeinflusst und auch lenkt, besser zu verstehen. Ich denke, ja ich habe viel verstanden. Ich bin froh, dass wir uns so viel Zeit für die USA genommen haben. Und was ich / wir voll unterstreichen kann ist, dass die Natur in diesem Land tatsächlich großartig ist.

Eigentlich wollten wir heute noch in die Bergregion des Olympic NP, aber das wurde vereitelt. Die Straße hoch ist gesperrt, weil vor zwei Wochen das Visitor Center dort komplett abgebrannt ist und die Ermittlungen der Polizei noch andauern. Dank der Bücher, die im unten gelegenen Besucherzentrum ausliegen, kann Tom rasch eine Alternative finden.

Unser neues Wanderziel ist der Dungeness Spit. Das ist die längste natürliche Sandbank der USA. Sie ist bereits außerhalb des Olympic NP, ist aber auch ein Nature Reserve. Die sehr schmale Sandbank ist 5,5 Meilen lang mit einem Leuchtturm am Ende. Auf dem Mittelstreifen der Sandzunge liegen haufenweise ausgebleichte Baumleichen. Die eine Seite ist für die Wanderer und die andere Seite des Baumleichen-Mittelstreifens wird von den brütenden Vögeln beansprucht. Wir gehen ca. eine Stunde raus, machen Picknick zwischen den Baumleichen und wandern wieder zurück. Der Tag heute ist ein warmer Sommertag, aber dort auf der Sandbank weht der Wind über den kalten Pazifik und kühlt die Luft ziemlich ab.

Der Spit liegt dort, wo auch die Schiffe in den Sund nach Seattle einfahren. Wir sind also vor fast drei Wochen in den frühen Morgenstunden mit der Westerdam genau hier entlanggefahren.

Dann müssen wir nochmal drei Stunden zu unserem nächsten Airbnb fahren. Unterwegs fahren wir eines dieser vielen „Espresso“-Häuschens an. Da passiert es uns zum ersten Mal, dass wir Sachen zu unserer Bestellung gefragt werden, die man sonst nur aus dem Slapstick kennt.

Wir kommen um 17.30 Uhr in Enumclaw an. Unser Airbnb-Host ist eine Asiatin. Wir haben ein kleines Zimmer, sehr basic, mit eigenem Bad außerhalb des Zimmers. Der Wohnraum ist sehr groß und wir dürfen die Küche benutzen. Da wir kein reizvolles Restaurant finden, holen wir uns ein paar Salat vom Supermarkt und essen im Haus. Auf dem Rückweg vom Einkaufen zeigt sich uns der Mount Rainier in seiner ganzen weißen Pracht!

27. Mai 2023
Mount Rainier NP: Carbon River und Wilkeson

Wir haben in unserem schlichten Zimmer prima geschlafen. Dass gestern Abend der Nachbar so schöne Beatlessongs gespielt hat, war nett und pünktlich um 22 Uhr war Ruhe. Gut, dass wir gestern Abend auch so einen freien Blick auf den Mount Rainier hatten, denn heute ist es zunächst komplett bedeckt und später teilweise bewölkt. Weniger Glück haben wir mit dem Datum unseres Aufenthalts hier, denn am Montag ist Memorial Day. Das ist ein wichtiger Feiertag der Amis und gleichzeitig auch eine wichtige Ferienwoche hier. Hatten das gestern schon auf den Straßen gesehen. In Richtung des Olympic NP war viel los und teilweise auch stockender Verkehr. Aus diesem Grund streichen wir die klassische Runde, die wir im Mount Rainier NP geplant hatten. Tom hat Bilder gesehen, wie verstopft die Straßen im Nationalpark am Memorial Day Weekend sind. Die Strecke wäre eh schon heftig für einen Tag (280 km) gewesen und mit Stau praktisch unvorstellbar. Den Blick auf den Vulkanberg hatten wir zum Glück ja gestern Abend 😊

Also fahren wir zum Nordwest-Eingang des Parks. Das ist nur eine gut halbstündige Fahrt. Dort gehen wir wieder, aber immer wieder beeindruckend, in dem kalten Regenwald wandern. Wir können uns eigentlich nicht sattsehen an dem Leben und Sterben in diesem Wald. Heute krabbelt aus einem abgestorbenen Baum ein kleines braunes Eichhörnchen und schaut mich neugierig an.

Außerdem machen wir einen Halt im alten Minenort Wilkeson. Herrliches Wild-West-Flair und ein sehr guter Soda-Shop. Dort hätte am Abend eine Band mit Banjo und Fiddel gespielt, aber wir wollen nicht eine Stunde warten und nochmal hinfahren ist uns auch zu anstrengend. Also holen wir uns vom QFC (ein Supermarkt, der mal nicht zu den ganz großen Ketten gehört und eine sagenhafte Auswahl hat) eine Flasche Wein und nochmal Pulled Pork. Den Rest des Abends verbummeln wir im Airbnb, der Host kommt erst 21 Uhr zurück, so dass wir das Haus für uns haben.

Wir wundern uns ein bisschen, dass eine Person so ein großes Haus bewohnt. Aber die Dimensionen in USA sind eben ein bisschen anders. Das tolle am Airbnb-Reisen ist auch, dass man in so viele verschiedene Privathäuser kommt. Die Architektur amerikanischer Häuser ist definitiv anders als in Europa. Der Gemeinschaftsbereich ist oft sehr großzügig. Die Schlafzimmer können auch mal richtig klein sein. Und zwei Bäder für ein Haus ist wohl der Mindeststandard.

Im Supermarkt heute ist mir aufgefallen, dass es im Staat des ersten Starbucks eine wahren Kaffeekult gibt. In keinem anderen Supermarkt in USA habe ich so viele verschiedene Kaffeesorten von so vielen verschiedenen Anbietern gesehen, wie hier.  In anderen Staaten waren im Kaffeeregal v.a. Kapselkaffees, hier v.a. gemahlener Kaffee. Und dazu passen natürlich auch die vielen Espresso-Hütten an den Highways, wo man im Drive-Thru-Verfahren sich seinen Lieblingskaffee holen kann.

So und das war’s dann mit USA. In Seattle geben wir unseren Mietwagen zurück, fahren mit dem Bus rüber nach Vancouver und erkunden auf unseren letzten Wochen unserer Weltreise 2.0 KANADA!

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