Gaby’s Tagebuch – Colorado Plateau – 2. Teil vom 7.10. – 17.10.2022
Gaby’s Tagebuch – Colorado Plateau – 2. Teil vom 7.10. – 17.10.2022

Gaby’s Tagebuch – Colorado Plateau – 2. Teil vom 7.10. – 17.10.2022

7. und 8. Oktober 2022
Orderville

Genießen einfach mal zwei Tage Ruhe. Mit ein bisschen Sport und viel Lesen. Am Abend kümmern wir uns dann um den Blog und ein paar organisatorische Sachen, die auch auf Reisen anfallen.

Ich gehe laufen. Mal eine Runde um den Ort, einem ganz normalen amerikanischen Ort mit kleinen einfachen Häusern und Menschen, die mir zuwinken. Der Supermarkt ist die kommunale Zentrale und da gibt es von Lebensmitteln über Drogerie- und Haushaltswaren bis hin zu Heimwerkerbedarf einfach alles. Was man wissen muss, wenn man in USA am Land joggen gehen will: Feldwege enden fast immer mit dem Hinweis „no trespassing“ oder „private“ oder einem direkten „keep out“. Aber kreuz und quer durch Ortschaften zu laufen hat auch so seinen Reiz.

Tom unternimmt eine kleine Wanderung zu einem Slot Canyon um die Ecke. Sogar der ist spektakulär!

Sitzen vor dem Haus in der Sonne unter alten Laubbäumen an „unserem“ Springbrunnen. Zwischen dem Lesen beobachten wir das Geschehen auf der anderen Straßenseite. Da ist der Sportplatz der Grundschule, wo eigentlich nur Fußball gespielt und trainiert wird. Am Samstag rücken dann noch die Eltern mit Klappstühlen und riesigen Kühlboxen zum Spiel ihrer Sprösslinge an. Daneben befindet sich eine Wellblechhütte mit einem riesigen Pickup daneben. Aus der Tür dieses Hauses kommen immer wieder kleine Kinder, dann auch eine Mama mit einem Baby auf der Hüfte. Die Kinder werden auf den Vordersitz des Autos verfrachtet, Baby drauf und los geht’s. Weit kann man in dem kleinen Ort nicht fahren. Wahrscheinlich sind sie nur die 300 Meter zum Supermarkt gefahren. Bei uns würde ich sagen, das ist eine sehr arme Familie. Aber tatsächlich schauen viele Häuser in der kleinen Ortschaft sehr schäbig aus.

Solche nichtigen Betrachtungen und Beobachtungen tun richtig gut nach den vielen großartigen Eindrücken. Und außerdem wollte ich das „ganz normale Amerika“ kennenlernen.

9. Oktober 2022
Bryce Canyon NP

Nach den zwei Ruhetagen ziehen wir wieder weiter in einen weiteren Nationalpark. Das ist hier auf dem Colorado Plateau mit den Nationalparks ein bisschen wie bei uns mit den Kirchen. Da denkt man sich schon wieder eine Kirche anschauen? Haben doch schon so viele gesehen! Aber dann ist man doch wieder gefesselt, weil eben jede ein bisschen anders ausschaut, denn es war ja immer ein anderer Baumeister zu einer anderen Zeit am Werk.

Und genauso ist das hier auch mit den Nationalparks. Um das zu verstehen ist es ganz gut sich mal mit der geologischen Geschichte des Gebiets zu befassen. Das Colorado Plateau erstreckt sich über die Bundesstaaten Colorado, Utah, Arizona und New Mexico. Es handelt sich um eine riesige tektonische Erdplatte, die sich vor 20 bis 15 Millionen Jahren um ca. 3000 Meter angehoben hat. Zuvor war das Gebiet aber auch mal lange unter Wasser, so dass sich viele Meter dicke Ablagerungen bilden konnten. Nachdem sich nun die ganze Platte gehoben hatte, konnte das Wasser erneut mit seiner Arbeit beginnen. Diesmal aber nicht durch eine komplette Überflutung. Im Grand Canyon Gebiet hat der mächtige Colorado sich tief in das Plateau geschnitten. Im Zion NP formen Flüsse und Regenfälle einen ganzen Irrwald aus tiefen Tälern. Und im Bryce Canyon NP ist v.a. Eis mit seiner Sprengkraft der Formengeber.

Man spricht von einem geologischen Treppenhaus. Dabei liegt der Grand Canyon am tiefsten Punkt, der Zion NP in der Mitte und der Bryce Canyon liegt am höchsten. Im Bryce Canyon hat es bis zu 200 Tage im Jahr Froststunden. Deshalb kann hier das über Nacht gefrorene Wasser seine Sprengkraft entfalten. Wenn es tagsüber schmilzt, formt es auf andere Weise. Im Sommer kommen noch schwere Gewitterschauer hinzu. So ist das Gesicht dieses Canyons geprägt von den sogenannten Hoodoos. Das sind Steinspitzen, die wie Orgelpfeifen massenhaft rumstehen.

Insgesamt ist das gesamte Colorado Plateau ein mega großes geologisches Geschichtsbuch. Kein Gletscher oder Vulkan hat hier die über die Millionen von Jahren entstandenen Gesteinsschichten geschliffen oder überschüttet. Die Schichten liegen sichtbar übereinander.

Wir wagen uns tief hinab zu den Füßen der Hoodoos und haben so ganz besondere Blickwinkel. Gehen im Zick-Zack oder in steilen Serpentinen hinab und auch wieder hinauf. Wenn man sich dieser Anstrengung stellt, ist man weit weg von den Massen an Besuchern, die natürlich auch hier wieder an allen Aussichtspunkten zu treffen sind.

Man kann durch den Bryce Canyon selbst mit dem Auto fahren oder man nimmt den Shuttle Bus und kann so Strecken gehen, ohne wieder zurücklaufen zu müssen. Und vielleicht gibt es ja mehrere Busfahrer wie unseren, der begeistert während der Fahrt über Lautsprecher über seinen Park erzählt.

Der Name des Parks geht auf einen Schotten namens Ebenyzer Bryce zurück, der mit seiner Frau Mary fünf Jahre lang in einem grünen Tal inmitten der Hoodoos gelebt hat. Er hat sein Wissen über das Siedeln noch an viele Pioniere weitergegeben und beim Bau einiger Siedlungen geholfen.

Anschließend fahren wir 200 Kilometer nach Torrey und beziehen eine winzig kleine Cabin auf einem Campingplatz. Die Motels sind hier ziemlich teuer. Außerdem ist morgen ein Feiertag zu Ehren Kolumbus, also ein verlängertes Wochenende.

Gehen am Abend Pizzaessen in einem Lokal, das in unseren Augen so typisch amerikanisch ist mit roten Kunstlederbänken und karierten Tischdecken. Aus einer Jukebox dudelt 50iger und 60iger Jahre Musik. Die Pizza ist dick mit Käse belegt und schmeckt ein bisschen süßlich.

10. Oktober 2022
Capitol Reef NP

Am morgen ein langes Videogespräch mit unserem jungen Ehepaar, die auf Safari in Kenia sind. Unsere Familie befindet sich gerade auf drei verschiedenen Kontinenten!

Der Capitol Reef NP ist nicht ganz so riesig (hat zum Beispiel keine Lodges im Park), aber ist deshalb nicht weniger spektakulär. Der rote Fels ist hier noch ein bisschen röter. Und das besondere ist, dass am Eingang zum Park sich eine historische Stadt befindet: Fruita. Gegründet von Mormonen, die es schafften hier Obstplantagen anzulegen.

Wenn man sich von Osten dieser Gegend nähert, scheint es als würde man sich auf eine unüberwindbare Felswand zu bewegen. Aber tatsächlich gibt es einen schmalen Durchlass, der von einem zeitweise fließenden Fluss gebildet wurde. Ende des 19. Jh., als das Automobil die USA eroberte, hat man in einer Kraftanstrengung das Tal erweitert und so konnte man endlich etwas bequemer hierherkommen. Heute kann man diese Straße teilweise mit dem Auto fahren (Schotterpiste) und dann noch ein bisschen weiter zu Fuß in die tiefe Schlucht hineingehen. Haben wir natürlich gemacht 😊

Die Hopi-Indianer haben hier auch ihre Spuren hinterlassen. Auf den Felsenwänden findet man Petroglyphen, also Felsritzungen, die Figuren oder Tiere darstellen. Dieser Indianerstamm hat hier von 300 bis 1300 gelebt.

Ein weiterer Walk hat uns zu einer Felsenbrücke gebracht. Einer Brück also, die die Natur ganz allein gebaut hat.

Am Abend dann ein weiteres Essen in einem mexikanischen Restaurant. Hat auf Google hervorragende Bewertungen. Und zu Recht! Hat uns wieder versöhnt mit mexikanischem Essen in den USA und uns sogar große Lust auf das Land Mexiko gemacht. Aber dafür muss ich erst Spanisch lernen. Also nicht auf dieser Reise.

11. Oktober 2022
Natural Bridges NM

Heute war Brückentag! Nicht im übertragenen Sinne, sondern in der eigentlichen Bedeutung des Wortes Brücke. Entlang des Highways 95 überqueren wir erst den Colorado auf einer alten eisernen Brücke. Der Fluss fließt wie eine träge braune Brühe unter uns hindurch. Treffen dort auf einen Profifotografen, der uns interessante Tipps gibt.

Der Highway windet sich einsam durch ein leeres Felsenmeer in den unterschiedlichsten Farben. Von weiß über grün, hin zu rot und dazwischen liegen auch noch große runde schwarze Steine wie hingeworfen rum. Wenn die Hügel grau werden schaut die Gegend trostlos aus, aber das ist zum Glück nicht oft der Fall. Zwischen all den Steinen wachsen magere Büsche und knorrige Bäume.

Machen einen Stopp bei einem Schrottkünstler, der seine lustigen Objekte einfach so an der Straße ausstellt. Und tanken bei einer Tankstelle, die ihren Laden in den Felsen hineingebaut hat.

Dann das Highlight des Tages: die natürlichen Brücken. Eine Ringstraße führt ca. 15 Meilen entlang an mehreren großen Brücken vorbei, die durch natürliche Kräfte entstanden sind. Zu einer wandern wir hinab. Wenn man unter solch einer Brücke steht, wird einem die Monumentalität der Felsformation erst richtig bewusst.

Auch dieses Gelände ist nur wenig besucht und wir genießen die Weite und Menschenleere.

Heute fährt wieder einmal ein deutsches Auto an uns vorbei. Ein Jeep mit Dachzelt. Der kann wirklich mitten in der weiten Natur sein Nachtlager aufschlagen. Das regt uns an darüber zu diskutieren, ob das was für uns wäre… Nein, wir genießen den Wechsel zwischen Land und Stadt. Und wir genießen es dank airbnb in Häusern zu übernachten, die wir bei unserer Reise mit dem VW-Bus nur von außen sehen konnten.

So auch heute. Wir übernachten in einem alten Westernsaloon! Heute ein B&B, das vom Enkel des Mannes betrieben wird, der einst Requisiten für Westernfilme bereitstellte und sogar als Statist mitgespielt hat. Haben interessante Gespräche mit dem Host und auch mit den anderen Gästen!

12. Oktober 2022
Canyonlands NP, The Needles

Tja, einen Nachteil hat der Saloon: ganz dünne Wände! Zwischen den kleineren Zimmer sind nur Bretterwände ohne Dämmung und leider sind diese Woche alle Zimmer belegt. Aber zum Glück mit wechselnden Gästen. Die Gäste, die uns heute Nacht aufgeweckt haben bleiben zum Glück nur zwei Nächte. Es sind Italiener, die solange sie wach sind, reden. Und leider sind sie bis fast Mitternacht wach und stehen um fünf Uhr wieder auf.

So kam es, dass wir heute ein bisschen länger geschlafen haben. Dann haben wir uns auch noch mit dem holländischen Pärchen, das wie wir vier Nächte bleibt, ein bisschen verratscht. Die sind genauso reiseverrückt wie wir.

So sind wir viel zu spät losgefahren in den Canyonlands Park. Der Park ist fast baumlos und es ist fast sommerlich heiß mit 28 Grad. Der Slickrock Trail, für den wir uns entscheiden geht über ein schattenloses Plateau mit schönen Blicken auf raffinierte Felsformationen. Aber so richtig fesseln kann uns hier und heute leider nichts.

Deshalb sind wir schon früh wieder zurück beim Saloon. Ich kann unter einem großen Laubbaum auf einem Rasenstück wunderbar Yoga machen.

Den Abend verbringen wir mit dem – übrigens schwulen – holländischen Ehepaar bei wunderbaren Gesprächen übers Reisen.

13. Oktober 2022
Arches NP

Heute stehen wir um sechs Uhr auf und sind schon eine halbe Stunde später mit dem Auto nach Moab und zum Arches Nationalpark unterwegs. Fahren zum ersten Mal bei Dunkelheit und sind der Gefahr eines Rehs auf der Fahrbahn nur zu bewusst. Haben schließlich schon viel zu oft diese Tiere tot am Straßenrand gesehen.

Wir brechen nicht nur wegen der Erfahrung mit der nachmittäglichen Hitze so früh auf. Sondern auch, weil gestern der Park um 10 Uhr wegen Überfüllung für einige Stunden geschlossen wurde.

Sind zum Sonnenaufgang im Park! Morgens hat es unter 10 Grad und das Licht ist wundervoll weich und warm. Erster Stopp: Windows Section. Dieser Park ist bekannt für seine „Löcher“ im Gestein/Felsen. Man findet hier in den Felswänden große Ausschnitte, die wie ein Fenster wirken. Dann gibt es Brücken, wenn der Ausschnitte bis zum Boden geht. Und schließlich noch Bögen, also ein freistehender Fels mit einem großen Loch.

Der Bogen genannt Delicate Arch ist die Hauptattraktion im Park. Um den zu sehen, muss man aber schon ein bisschen gehen und klettern. Der fünf Kilometer Trail startet bei der Wolfe Ranch. In dieser sehr einsamen Gegend hat sich Anfang des 20 Jh. ein Mann namens Wolfe mit seiner Familie niedergelassen und ein sehr schlichtes Leben geführt. Seine Hütte steht am Beginn des Aufstiegs zum Delicate Arch.  Der Bogen ist wirklich spektakulär!

Beim Devils Garden machen wir dann Picknick und noch einen kleinen Walk zum Landscape Arch. Das ist ein sehr schmaler weiter Bogen. 1991 ist hier ein ähnlicher Bogen eingebrochen. Ehe eine gefährliche Ladung Gestein abgebrochen ist, war ein lautes Krachen und Knacken zu hören. Starke Regenfälle haben den bereits sehr verjüngten Verbindungen den Rest gegeben und zusammen mit dem Gewicht des Wassers gab das Gerüst nach. Zum Glück ist keiner verletzt worden. Deshalb ist heute vor der schmalsten Brücke im Park ein Zaun.

Alle diese interessanten Formen sind entstanden, weil hier der Sandstein vorherrscht. Sandstein bildet sich aus ehemaligen Sanddünen, die über Jahrtausende hinweg zu Gestein verdichtet werden. Ist in dem Sand viel Eisen mit drin, dann bildet sich die hier vorherrschende Farbe im heraus: Rot. Dieses tiefe Rot entsteht, weil das Eisen, wie bei einem Nagel, der draußen rumliegt, rostet. Man sieht aber auch weiße Sprenkel. Das geschieht, wenn das Eisen aus dem Stein herausgewaschen wurde. Schwarze Stellen hingegen entstehen dann, wenn sich ein weiterer Stoff oder Bakterien an dieser Stelle festsetzen und eine chemische Reaktion andere auslösen. Schließlich gibt es noch grüne Stellen. Die sind meistens etwas großflächiger, denn dort hat Wasser die Oxidation verhindert bzw. verändert. All die wunderbaren Farben im Arches sind also allein auf das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein von Eisen zurückzuführen.

Fahren noch in den Ort Moab. Wollten ja eigentlich dort übernachten, aber wegen der Nähe zum Nationalpark hat sich der Ort ganz dem Tourismus gewidmet und die Preise sind gesalzen! Aber zum Durchbummeln ist es da ganz nett und es gibt ein Café mit eigener Rösterei.

14. Oktober 2022
Canyonlands NP

Wir können es einfach nicht lassen! Ein letzter Nationalpark noch, der Canyonlands. Dort fließen der Green River und der Colorado zusammen. Man steht auf einer weiten Ebene und blickt auf tiefe Einschnitte tief unten. Schaut eben doch wieder toll aus! Wir sind froh auch diesen Wüsten-Nationalpark besucht zu haben.

Allerdings müssen wir am Eingang 30 Minuten Wartezeit in Kauf nehmen. Der Arches hat um 10 Uhr wegen zu vielen Besuchern seine Tore geschlossen. Wir vermuten, dass deshalb viele einfach hierher geflüchtet sind. Am Abend erfahren wir von einer Mitbewohnerin im B&B, die lange Jahre als Rangerin in Colorado gearbeitet hat, dass der Oktober für die Wüsten-NPs die Hochsaison ist. Im Sommer ist es hier viel zu heiß: 40-50 Grad!

Steuern in Moab das Café von gestern an. Heute muss ich richtig lange anstehen. Das Problem ist, dass die modernen Cafés in USA alle Starbucks-Klone sind. Soll heißen es wird nicht einfach ein Kaffee bestellt, sondern ein Frappucino mit Karamell oder was weiß ich nicht alles. Das dauert! Das gute alte Diner, wo man eine Tasse Filterkaffee mit Refill bekommt, ist am Aussterben ☹

Unser schwules holländisches Pärchen werden wir vermissen! Haben am Abend wieder so nett geratscht, aber morgen fahren wir weiter.

15. Oktober 2022 
Zurück nach Colorado, Crawford

Am morgen Videocalls mit Justus und Maus. Schön, dass es das gibt 😊

Dann noch ein letzter Bogen. Der steht am Straßenrand und die letzten Tage sind wir immer dran vorbeigefahren:

Verlassen endlich die karge Wüstenlandschaft. Ist schon schön, aber wir Alpenbewohner sehnen uns nach einer Weile einfach nach hohen Bäumen und Grün. Außerdem ist der Mormonenstaat Utah ein bisschen „verklemmt“. Der Host vom Saloon war sehr redselig und hat uns ein bisschen was über die Mormonen erzählt. Eine recht strenge Religionsgemeinschaft mit auch orthodoxen Teilen. Diese Frauen laufen mit langen lilafarbenen altbackenen Kleidern rum. Gegründet wurden die Mormonen erst in USA in New York. Heute leben sie aber v.a. in Utah. Kurios ist, dass die Männer mehrere Frauen heiraten dürfen. Ist wohl aus der Not heraus entstanden, als es mal einen Frauenüberschuss gab zu einer Zeit da Frauen nur mit einem männlichen Versorger überleben konnten. Aber noch heute wird die Vielehe von orthodoxen Mormonen gelebt und der amerikanische Staat schaut einfach weg. Wir finden, dass es in Utah weniger Lebensfreude gibt. Alles so streng hier. Likörshops gibt es gar nicht. Zu kaufen gibt es nur Light-Bier…

Also auf nach Colorado. Das Land mit den Likör-Shops, den Green-Shops (Marihuana) und den grünen Tälern und Bergen und Flüssen.

Fahren durch viele kleine Ortschaften mit interessanten Blicken auf verfallene Hütten, verrostete Autos und Trailer (bewohnte!), verlassene Läden aber auch hübsche Dörfer und Kleinstädte. Alles in herbstliche Sonne getaucht. Richtig malerisch. Malerisch ist auch ein Flusstal, das wir durchfahren: buntes Herbstlaub und ein schillernd plätschernder Gebirgsfluss. Essen in einem kleinen Ort einen richtig guten Burger, saftig und würzig. Im Farmers Market, wo es nur Bioware gibt, allerdings kaufen wir dann doch nicht ein. Da ist es uns viel zu teuer! Walmart ist gerade so unsere Preisklasse. Nur schräg, dass die überall gleich eingerichtet sind.

Wir stellen fest, dass es in jedem kleinen Ort eine Post gibt. Bei uns verschwinden die Postämter doch immer mehr. Hier nicht! Die Öffnungszeiten sind zwar nicht üppig, aber dennoch vorhanden und anscheinend wird nicht mehr Service angeboten als Postfächer, Briefmarken und Pakete. Bekommen die ihre Rechnungen immer noch mit der Post zugestellt und stellen dann Schecks aus?

Um 17 Uhr erreichen wir die Ranch, wo wir heute übernachten. Eine Rinderfarm, die ziemlich groß ist. Auch das Wohnhaus ist groß und im Wohnzimmer hängen viele ausgestopfte Tiere an der Wand. Colorado entspricht absolut dem, was wir uns unter einem Cowboy-Land vorstellen.

16. Oktober 2022
Fahrt nach Cañon City

Kommen erst spät los, weil wir noch ganz lange einen Video-Call mit Felix & Anna in Kenia haben. Sehr spannend, wenn vier Familienmitglieder so viel zu erzählen haben über ihr jeweiliges Land.

Dann noch ein kurzes Gespräch mit dem Sohn des Host. Der war als Neunjähriger mit seinem Vater in Namibia zum Jagen. Tatsächlich hat er in diesem jungen Alter dort schon Tiere erlegt! Einige der vielen ausgestopfte Exemplare im großen Wohnzimmer der Familie gehen auf seine Kappe. Er meinte in Namibia jagen schon Zweijährige. Eben, sobald sie mit dem Finger den Abzug durchdrücken können. Die Einstellung zum Jagen ist in USA einfach SO anders. Hier wird schließlich auch mit Pfeil und Bogen gejagt, denn dann muss man sich nicht an die Jagd-Sperr-Zeiten halten und kann also das ganze Jahr zur Jagd gehen. Das würde ich tatsächlich gerne sehen, wenn hier jemand mit Pfeil und Bogen unterwegs auf Pirsch ist!

Wir haben einen ruhigen Fahrtag durch herbstliche Landschaft. Heute mit teilweise wolkigem Himmel (seit bestimmt 2 Wochen keine Wolke mehr gesehen). Sehen einen weiteren Stausee, der stark geschrumpft ist. Der Wasserspiegel ist bestimmt um zehn Meter gesunken über die letzten Jahre. Fahren auch über einen Pass: 11.500 Feet – 3.500 Meter.

Heute kommt uns eine Idee, warum so viele Grundstücke aussehen wie Schrottplätze. Vielleicht sind Mülldeponien einfach zu weit von diesen entlegenen Orten entfernt. Und da Platz kein Problem ist bei den weitläufigen Grundstücken, wird alles Gerümpel eben dort abgestellt.

Kommen am späten Nachmittag in Cañon City an und als wir sehen, dass es hier einen schönen Fußweg an einem Fluss entlang gibt, schmeißen wir uns gleich in unsere Laufklamotten 😊

Zum Abendessen Take-Away vom Chinesen, Essen in diesen typischen Boxen, wie wir sie aus unzähligen TV-Serien kennen. Die Portionen sind sehr groß! Also eine günstige Möglichkeit, sich mit schmackhaften und halbwegs gesunden Essen zu versorgen und das auch noch zu einem guten Preis. Gut zu wissen für Kalifornien, denn dort leben besonders viele Asiaten.

Und während ich hier schreibe, bucht Tom unsere Transpazifikpassage mit der „Voledam“. Klingt holländisch, war es auch mal, aber seit 50 Jahren gehört das Schiff einer amerikanischen Reederei in Seattle. Wir haben davon erfahren auf unserer Fahrt mit der Queen Mary. So kamen wir auf die Idee auch den Pazifik von Japan nach USA mit dem Schiff zu durchqueren. Diese Fahrt wird 13 Tage – vom 24. April bis zum 7. Mai 2023 – dauern mit Landgängen in Japan und Alaska!

17. Oktober 2022
Colorado Springs

Unsere letzte Station auf dem Colorado Plateau ist Colorado Springs. Eine echt hübsche Großstadt mit sehr viel Grün und vielen Bergen.

Zuerst besichtigen wir das Cliff-Dwellings-Museum. Hier erfahren und erleben wir alles, was wir in Mesa Verde mangels Führung und geschlossenem Parkmuseum verpasst haben. Die Felsenhäuser der Pueblo-Indianer hier sind genauso gebaut, wie die in Mesa Verde. Es sind natürlich Nachbauten und deshalb kann man in die Häuser reingehen. Wobei das mit dem Reingehen so eine Sache ist, denn die Türen sind so klein und auch noch auf Kniehöhe, dass sie bei uns nicht mal als richtige Fenster durchgehen würden. Die Fenster wiederum sind nur kleine Gucklöcher. Wir vermuten, dass die Indianer wesentlich kleiner waren als wir heute. Das Museum ist eine wertvolle Ergänzung zu Mesa Verde. Zumal uns jemand, der in Mesa Verde eine Führung mitgemacht hat, gesagt hat, dass man dort nicht in die Häuser rein kann wegen Einsturzgefahr.

Finden ein schönes Café in der Innenstadt und merken, wie sehr wir das Stadtleben doch vermisst haben. Haben uns aus der Visitor Information eine Broschüre geholt und stellen fest, dass man in Colorado Springs eine Menge unternehmen kann. Und, dass es eine Old Town gibt. Da fahren wir dann auch noch hin. Wunderschöne alte Häuser und hübsche Geschäfte. Down Town ist aber woanders. Seltsam für uns.

Dann checken wir in unser B&B ein und sind eine ganze Weile mit den Reisevorbereitungen und Wäsche waschen beschäftigt. Müssen schließlich alles wieder in die Rucksäcke verstauen, damit wir morgen nach Memphis fliegen können.

2 Kommentare

  1. Martina

    Hallo ihr beiden. Wenn ich mitten in der Nacht im Bett, noch stundenlang lesen kann ohne dass ich merke dass mir die Augen wehtun dann will das echt was heißen! Die Wege auf denen ihr unterwegs wart entstehen mir bildlich vor meinem geistigen Auge ! Gabi joggend und winkend durch den Ort – chineese takeaway stilecht aus der Box 🤗 wunderbar ! Und wie jetzt, Japan als Landgang einer Schiffspassage? Ich bin gespannt! Lasst es euch gut gehen. Bussi aus der Heimat (nicht vergessen!) Maus
    Und Axel murmelt Grüße auch von ihm und ich soll endlich das Licht ausmachen😇

    1. Titschi Mayer 2.0

      Das sind aber ganz schöne Lorbeeren, danke.
      Japan machen wir schon vorher, aber gehen dann in Tokyo an Bord des Kreuzfahrschiffs. Landgang gibt es dann nur noch einen auf der Nordinsel von Japan. Aber das wichtigste: 3 Landgänge in Alaska! Und dann geht es ja an der Küste von Kanada bis Seattle runter. Hoffen dabei öfter Wale zu sehen.
      Vielen lieben Dank, dass du den Blog so perfekt eingerichtet hast, denn ohne dich gäbe es den ja gar nicht!!!
      Liebe Grüße an dich und Axel

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