Gaby’s Tagebuch – Tasmanien 6.12. – 18.12.2022
Gaby’s Tagebuch – Tasmanien 6.12. – 18.12.2022

Gaby’s Tagebuch – Tasmanien 6.12. – 18.12.2022

6. Dezember 2022
Flug nach Tasmanien, Treffen mit Felix

6.30 Uhr geht es mit dem Shuttle zum Flughafen. Der Check-In läuft fast zu 100% über Maschinen und geht sehr schnell. Die Sicherheitskontrolle ebenso.

Der Flieger ist zwar nur zur Hälfte besetzt, aber die Reihen und Sitze sind auch bei New Zealand Airways eng gesetzt. Da wir eine 3-er-Reihe für uns haben, ist das nicht weiter schlimm. Und wenigstens gibt es Kaffee und Saft umsonst. Der 4-Stunden-Flug, der auch noch 30 Minuten früher ankommt, ist rasch vorbei.

Sind so schon um 11 Uhr Ortszeit (-2 Stunden für uns) bei Felix! Der ist knapp zwei Stunden vor uns von Sydney aus in Hobart gelandet. Tom und er handeln dann bei der Autovermietung eine Verlängerung der Mietdauer aus. Trinken noch einen Kaffee, bis das Auto bereit ist.

In Sorell kaufen wir bei Woolmart ein und in Port Arthur noch Bier und Wein in einem Bottle-O. Unser kleines Häuschen im Nichts auf einer Farm ist sehr komfortabel und mit Blick auf eine Meeresbucht. Keas im Garten und die kleinen süßen „Willi-Wagtales“ und jede Menge Hasen. Mit einem Walk durch die Bucht erschließen wir uns unsere Umgebung, die sehr abgelegen ist. Die Luft ist herrlich, wenn auch kühl, Jackenwetter. Die Sonne geht erst nach 20.30 Uhr unter und ohne Regen bekommen wir einen Regenbogen über rosa Sonnenuntergangswolken.

7. Dezember 2022
Coal Mine bei Saltwater River

Wir sind alle drei früh wach und der Wetterbericht sagt vorher, dass es am Nachmittag regnen könnte. Am Vormittag aber ist das Wetter mild und sonnig. Also entscheiden wir uns dazu die Coal Mine, die drei Kilometer von unserem Cottage entfernt ist, zu besichtigen.

Anfang 1800 haben Landvermesser auf Tasmanien ein Kohlevorkommen entdeckt. Zu dieser Zeit war Kohle gerade ein wichtiges Gut. Die Arbeit in einer Kohlenmine aber war sehr unangenehm. So hat man kurzerhand die Schwerverbrecher auf diese Insel verschifft. Neben der Arbeit in der Mine, wurden von den Sträflingen auch Häuser gebaut für die Kommandeure und ihre Familien, aber auch ein Backhaus u.ä. Zu den Hochzeiten haben hier bis zu 600 Menschen gelebt. Heute kann man die Überreste der erstaunlich massiven Häuser auf dem weitläufigen Gelände am Meer besichtigen. Gut angelegte Walks mit vielen Erklärtafeln führen uns durch die Geschichte. Bedrückend sind die Zellen für die besonders schwierigen Gefangenen: ein auf zwei Meter fensterlose Räume. Ein Entkommen war unmöglich. Die Schicksale von ein paar Männern werden explizit erzählt. Alles gut gemacht und das ganze Gelände ist frei zugänglich. Tatsächlich hat sich die Mine aber schon nach wenigen Jahrzehnten als nicht erträglich erwiesen. Die Kohle war von minderer Qualität.

Wir sehen unseren ersten Kookaburra und unser erstes Wallaby. Die Sonne brennt intensiv herunter, aber der Wind ist kühl. Also doch Jackenwetter. Felix erzählt uns, dass die Australier mit der Sonneneinstrahlung immer noch sehr vorsichtig sind und sich stets mit Sonnencreme einschmieren, ehe sie das Haus verlassen.

Sind dann schon mittags wieder im Cottage. Die Gehzeit des längsten Walks war für 3,5 h angegeben. Aber für eine leichte Steigung von 100 m und 5 km Strecke, kann man doch gar nicht so lange brauchen, auch wenn man unterwegs einiges anzuschauen hat.

So chillen wir den Rest des Tages und ratschen viel 😊 Der vorhergesagte Regen kommt dann erst spät am Abend. Hören immer wieder das „Lachen“ des Kookaburras: klingt ein bisschen wie die Geräusche, die wir mit Schimpansen verbinden.

8. Dezember 2022
Port Arthur

Gestern Abend bin ich noch mit Blick auf den (Fast-) Vollmond eingeschlafen. Aber am Morgen bin ich vom prasselnden Regen geweckt worden.

Als Tom feststellte, dass der Eintrittspreis für Port Arthur, das wir heute besichtigen wollen, mit 35 Euro sehr teuer ist, kam eine kurze Diskussion auf, ob wir dort wirklich hin wollen. Aber Port Arthur ist Weltkulturerbe! Es handelt sich um ein Gefängnisgelände und ich finde das spannend.

Wir betreten das Museumsgelände um 11 Uhr und verlassen es um 16 Uhr. Also ja, der Eintritt ist gerechtfertigt und lohnend!

Für das kleine Museum zu Beginn startet man gleich mit einer netten Idee. An der Kasse bekommt jeder Besucher eine Spielkarte geschenkt. Im Museum gibt es eine Wand mit Holzkästen und dort findet man die Geschichte zu seiner Spielkarte. Meist Fakten zum Verbrechen und zum weiteren Werdegang eines Häftlings.

Weiter mit einer geführten Tour. Port Arthur wurde 1830 gegründet als Holzbeschaffungslager. Für die schwere Arbeit wurden verurteilte Häftlingsarbeiter herangezogen. Ab 1833 wurde der Ort dann für ein Strafgefängnis genutzt für Wiederholungstäter aus den australischen Kolonien. Auch hier hat man versucht durch eine neue Art des Strafvollzugs Straftäter wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Zur Philosophie gehörten: Disziplin, Bestrafung, religiöse und ethische Instruktionen, Klasseneinteilung und Separation, Training und Unterricht.

Auf dem gesamten Gelände lebten zeitweise bis zu 2.000 Verurteilte plus Soldaten und zivile Angestellte mit ihren Familien. 1877 wurde die Strafkolonie aufgelöst. Schon kurz darauf kamen die ersten Touristen. Ende des 19. Jh. wurden bei einem Feuer viele Gebäude zerstört.

Es gibt auf dem Gelände die Reste des großen Gefängnisses zu sehen, das zuvor als Mühle gedient hat. Dort waren bis zu 500 Gefangene untergebracht. Später kam noch ein weiteres Gefangengebäude dazu, in dem das System von Philly seine Anwendung fand. Besonders schwere Verbrecher wurden dort in Einzelhaft gebracht. Sie durften kein Wort sprechen, hatten Hauben auf, die nur die Augen freiließen und hatten keinerlei Kontakt zu Mithäftlingen oder Angestellten. Eine Stunde Freigang allein und am Sonntag eine Messe, der sie in abgetrennten Kabinen folgen konnten. Der Blick wurde nur auf die Kanzel freigegeben. Der Gedanke war die Sträflinge durch die innere Schau zu Einsicht und zurück zu guten Taten zu bringen.

Des Weiteren gab es auch hier ein Krankenhaus und eine halbwegs gute Verpflegung. Wirklich spannend zu sehen, wie sich die Vorstellung und die Ideen zu straffälligen Menschen im Laufe der Jahrhunderte verändert hat und wie unterschiedliche Philosophien ausprobiert wurden.

Im Kontrast zu diesen traurigen Geschichten der Verurteilten stehen die Gärten und Häuser der Soldaten und Kommandeure. Die Menschen, die dort arbeiteten, haben versucht sich eine kleine englische Welt fernab ihrer Heimat zu schaffen. Einige der Häuser kann man besichtigen.

Das ganze Gelände ist heute malerisch schön. Viele alte Bäume, ein geschützter Hafen mit kleinen Inseln davor und grünes hügeliges Gelände. Davor zwei interessante Inseln. Eine wurde als Friedhof genutzt. Auf dem leicht erhöhten Teil der kleinen Insel sind die Angestellten und Soldaten mit Grabsteinen begraben. Auf dem niedriger liegenden Teil sind die verstorbenen Verurteilten verscharrt. Auf der zweiten Insel befand sich das Gefängnis für die Jungen. Kinder ab einem Alter von 9 Jahren wurden im alten England zu Gefängnis verurteilt. Normalerweise wurden sie zusammen mit den Erwachsenen eingesperrt. Dort wurden sie dann regelrecht zu Kriminellen erzogen. Um diese Entwicklung zu stoppen, wurden hier zum ersten Mal die jungen Buben separat untergebracht. Sie wurden neben den Arbeiten, die sie zu verrichten hatten, auch geschult. Und 80 % der Jungs wurden nie mehr in ihrem Leben straffällig.

Es war ein sehr informativer und spannender Tag, auch wenn wir froren und ein bisschen nass wurden. Denn leider blieb das Wetter für den ganzen Tag feucht und windig.

9. Dezember 2022
Fahrt nach Scamander mit Blowhole in Bicheno

Am Morgen schüttet es wieder. Aber bis wir um 9.30 Uhr abreisen ist es trocken. Haben heute eine lange Fahrtstrecke vor uns: 280 km / 4 Stunden Fahrtzeit. Die Abkürzung, die wir nehmen wollten, hat sich als ungeteerte Nebenstraße entpuppt und wir sind rasch wieder umgedreht.

Mittags dann ein Stopp in Bicheno. Dort gibt es eine faszinierendes Blowhole. Der Strandabschnitt wird beherrscht von sehr großen Steinblöcken, die mit roten und gelben Flechten überzogen sind. An einer Stelle rauschen die Wellen gegen eine Enge, so dass das Wasser in hohem Bogen noch oben geschleudert wird und sich dann als breite Welle auf die glatten Felsen ergießt. Können uns gar nicht satt sehen! Ist so spannend zu beobachten, wann die nächste große Welle kommt und mit welcher Wucht sie diesmal das Meerwasser durch die Enge gejagt wird.

Am Strand gibt es einen Lobsterladen. Dort kann man Hummer kaufen, um sie selbst zuzubereiten. Pro Stück zahlt man zwischen 50 bis 60 Euro. Den gleichen Preis zahlt man für einen Halben als Mahlzeit vor Ort. Wir entscheiden uns angesichts des Preises für die Billigvariante: einen Lobsterburger. Das Fleisch ist sehr lecker!

Eine Stunde später sind wir in unserem nächsten Cottage. Es ist direkt am Strand des kleinen Orts Scamander und hat große Panoramafenster, so dass wir im kuschlig warmen Wohnzimmer den gigantischen Ausblick genießen können. Leider können wir nicht auf der Veranda sitzen, weil es zu windig ist.

Wenn die Sonne rauskommt und grad mal kein Wind bläst, ist es richtig sommerlich warm. Aber leider ist das im Moment nicht allzu oft der Fall.

10. Dezember 2022
Bay of Fires und St. Helens

Sind heute um sechs Uhr vom Sonnenaufgang geweckt worden. Unser Fenster geht so herrlich auf die Küste raus, dass wir die Vorhänge nicht zuziehen wollten. Tom und Felix schauen sich dann das WM-Spiel Kroatien gegen Argentinien an und ich gehe Joggen. Leider gibt es keinen Weg direkt am Meer entlang, aber durch den ruhigen Ort zu laufen ist auch gut.

Prima, dass wir heute so früh loskommen, denn bis mittags scheint die Sonne. Fahren ca. 30 Km zur Bay of Fires. Das ist ein Küstenabschnitt ganz im Norden von Tasmaniens Ostküste und ein Naturreservat. Ein prächtiges Farbenspiel! Große rundgeschliffene Felsen mit feuerroten Flechten liegen im türkisblauen Meer mit weißem Sandstrand. Einfach nur zum Genießen.

Mittags versuchen wir in dem Örtchen St. Helens ein Pub zu finden. Alles, was wir finden, sind zwei Alkoholverkaufsläden. Der eine von beiden ist so groß wie ein Baumarkt! Wir finden dafür ein hübsches Café, wo zum Leidwesen Felix‘ Countrymusik gespielt wird. Hier wie in USA die Musik der sehr konservativen Weißen. Die Amis nennen ihre Hinterwäldler Hillbillies und die Aussis Bogans, wobei Countrymusik natürlich nicht nur Hinterwäldler hören.

Als wir am frühen Nachmittag zurück im Cottage sind, ist der Himmel wieder bewölkt. Gemütliche Stunden im Wohnzimmer mit Blick auf den Strand und die Wellen. Mit Justi telefonieren wir noch und den Blog kann ich auch füttern, denn in einem Zimmer haben wir WIFI. Das mit der Netzabdeckung und dem WIFI ist in Tasmanien ein bisschen hinterwäldlerisch 😉

11. Dezember 2022
Fahrt nach Ulverstone über Launceston

Die Männer schauen wieder Fußball-WM von 6-8 Uhr, heute ohne Verlängerung. Um 9 Uhr sind wir mit Packen etc. fertig und fahren zwei Stunden nach Launceston. Leider fängt es gerade als wir dort ankommen wieder zu regnen an. Bei Regen schaut beinahe keine Stadt hübsch aus. So auch Launceston, die zweitgrößte Stadt auf Tasmanien. Bummeln durch die Fußgängerzone. Hier haben auch am Sonntag viele Läden geöffnet. Ein hübsches Café finden wir leider nicht. Den City Park schenken wir uns auch bei dem Wetter und hoffen ihn am Ende unserer Tasmanien-Reise, wenn wir in diese Stadt zurückkehren, um von hier aus nach Sydney zu fliegen, anschauen zu können.

So sind wir schon um 14 Uhr in Ulverstone. Insgesamt sind wir heute 250 km gefahren und haben dafür dreieinhalb Stunden gebraucht. Es ging am Anfang gleich mal eine Passstraße durchs Landesinnere. Hohe Berge gibt es im Norden der Insel nicht, aber die Straßen sind eben eng und 300 Höhenmeter sind es dann doch.

Ulverstone ist ein netter kleiner Ort an der Nordküste. Gehen bei Coles einkaufen. Neben Woolmart die andere große Supermarktkette in Australien. Und dann richten wir uns in dem Häuschen ganz im 60iger Jahre Stil ein. Das meiste ist original aus der Zeit und die neueren Möbel sind passend dazu ausgesucht worden. Die Vorratskammer ist mit Essen voll, das zum Teil 2020 abgelaufen ist. Aber alles ist sauber und zum Wohlfühlen. Es gibt sogar einen Trainingsraum in einem Garagenanbau. Den nutzt Felix mit Begeisterung und Tom und ich stellen fest, dass es eine prima Joggingstrecke gibt, gleich hinter den Dünen.

Morgen früh werden wir durch unsere großen Panoramafenster den Schülern und Lehrern zusehen können, die in die hiesige Grundschule kommen, die gleich gegenüber ist.

Beim abendlichen Kartenspielen überlegen wir, ob wir um einen Tag verlängern sollen.

12. Dezember 2022
Pinguine in Lillico

Am Morgen machen wir erstmal die Verlängerung hier in Ulverstone klar und stornieren die Buchung in Queenstown. Klappt beides ohne Probleme.

Tom und ich machen einen Walk am Strand entlang. Wenn es nicht so windig wäre, könnte man sich trotz Temperaturen von maximal 16 Grad hier gut zu einem Sonnenbad hinlegen. Die Sonne ist dank oder leider wegen dem Ozonloch sehr intensiv hier in Australien. Die Wetter-App zeigt auch bei Bewölkung einen hohen UV-Index an. Die Sonnencremeindustrie hat sich darauf eingestellt und es gibt 1-Liter-Kanister mit 50iger LSF zu kaufen. Schaut aus wie ein kleiner Ölkanister.

Anschließend gehe ich mit Felix in den Ort. Viel los ist in einem tasmanischen Ort nicht. Eine Ladenzeile mit überdachtem Fußweg davor, ein paar kleine Cafés, ein bis zwei Pubs. Drum herum kleine Häuser in großen Gärten. Die Fenster sind auch hier, so nah an der Antarktis oft nur einglasig. Zentralheizung scheint es eher nicht zu geben. Die Bäder sind unbeheizt. Anscheinend wird viel mit Radiatoren gearbeitet.

Genießen einen ruhigen Nachmittag mit Lesen und dösen. Nach dem Abendessen fahren wir nach Lillico. Das ist ein Strandabschnitt ca. 20 Fahrminuten entfernt. Dort lebt eine Pinguin-Kolonie. Um diese Jahreszeit ist der Nachwuchs gerade geschlüpft, so dass die Eltern tagsüber im Ozean unterwegs sind, um die Kleinen am Abend zu füttern. Die Kleinen verstecken sich tagsüber im Unterholz oder kleinen Höhlen. Das Land ist gefährlich für diese Tiere, denn sie sind eine leichte Beute für Raubvögel und Vierbeiner. Deshalb auch kommen die Eltern erst nach Einbruch der Dunkelheit an Land. Im Wasser bewegen sie sich schnell und elegant. Aber an Land sind es richtige Tollpatsche mit ihren kurzen Stummelbeinchen. Sie verlassen das Wasser in Gruppen, das bringt mehr Sicherheit. Trocknen sich dann, sobald sie den offenen Strand hinter sich gebracht haben. Und vielleicht auch, um ein bisschen zu verschnaufen, ehe sie sich ihrer hungrigen Brut widmen.

Wir könnten die Tiere nicht beobachten, wenn nicht Rotlichtlampen installiert wären und zwei freiwillige Helfer mit Rotlicht-Taschenlampen weit über den Strand leuchten würden. Als wir ankamen, dachten wir hier leben nur ein paar der kleinen Pinguine. Aber tatsächlich ist es eine Kolonie mit bis zu 150 Tieren. Es sind die „Little Pinguins“ oder auch bekannt unter dem Namen „Fairy Pinguins“. Es handelt sich um die kleinste Pinguinart der Welt. Sie legen in der Regel zwei Eier, die sie dann zwei Wochen lang ausbrüten. Sind die Jungen geschlüpft, gehen die Eltern den ganzen Tag zum Jagen und Futter besorgen ins Meer. Nach acht Wochen sind die Kleinen soweit ihren Eltern ins Wasser zu folgen. Bis zur nächsten Brutzeit sind die Tiere dann Tag und Nacht im Ozean.

Es war ein sternenklare Nacht und deshalb entsprechend kalt. Wir sind ordentlich durchgefroren! Aber Pinguine sind das wert!

13. Dezember 2022
Nature Reserve und Burnie

Fahren heute 30 km in einen Ort namens Burnie. In der Nähe davon gibt es ein Naturreservat. Dort machen wir einen einstündigen Walk entlang eines Flusses, in dem Schnabeltiere leben. Das sind diese nur in Australien lebenden Tiere, die ein wenig wie ein kleiner Biber aussehen mit einem Schnabel als Maul. Außerdem legen sie Eier und stillen die Kleinen dann. Also recht skurrile Lebewesen, aber leider haben wir keine gesehen.

Das Wetter ist heute leider wieder sehr regnerisch. Aber auch ohne Regen trifft man hier auf den Wanderwegen meist keine Menschen. Die meisten gehen maximal bis zur nächsten Aussichtsplattform. Nur an den giftigen Schlangen kann das nicht liegen, denn gegen die könnte man sich durch das Tragen von Gamaschen gut schützen.

In Burnie sind wir dann um 14 Uhr. Eine blöde Zeit, weil zwischen 14 und 17 Uhr die hübschen Cafés gerade schließen. Müssen uns also mit einer Ketten-Bäckerei begnügen.

Den Abend verbringen wir wieder mit Kartenspielen. Ins Pub werden wir in Hobart gehen.

14. Dezember 2022
Sporttag

Felix und Tom haben einen Berg gefunden, den sie besteigen wollen. 400 Meter soll es hoch gehen. Aber der Weg auf diesen „hohe“ Gipfel ist leider nicht zu finden. Also gehen sie auf den Berg daneben. Auch hier treffen sie nur auf eine weitere Wanderin und der Weg ist in schlechtem Zustand.

Ich gehe Joggen und anschließend springe ich kurz in die Meeresfluten. So nahe an der Antarktis werde ich wohl nie mehr in meinem Leben ins Meer gehen. War mit 15 Grad schon so an meiner Grenze. Aber wenigstens hat von oben die Sonne gewärmt.

Am Abend müssen wir dann ein paar leidige organisatorische Aufgaben erledigen. Haben auch mit Monica telefoniert. Monica und Claus hatten wir damals auf unserer VW-Bus-Reise kennengelernt. Er ist mit 20 Jahren von Hamburg nach Australien ausgewandert, um dem Wehrdienst zu entgehen. Als wir ihn kennenlernten, war er so um die 50. Wir haben all die Jahre losen Kontakt gehalten. Sie mit Felix und Justus besucht, als sie wieder eine Farm bewirtschafteten. Er hat uns zwei Mal in Deutschland besucht. Felix war vor drei Jahren bei Ihnen. Jetzt sind sie schon über 80. Beide sind im Moment zu sehr mit Todesfällen beschäftigt. Vor kurzem ist ihr Sohn mit 44 Jahren gestorben und dann noch ein paar Freunde. Wir werden sie also nicht besuchen.

15. Dezember 2022
Fahrt nach Ellendale

Grad heute, da im Norden den ganzen Tag die Sonne scheinen soll, verlassen wir Ulverstone und fahren in den Süden. In Launceston tauschen wir unser Auto, das ein paar komische Geräusche macht, gegen ein anderes aus. Mussten da eh hin, weil wir die Versicherung für die zweitägige Verlängerung der Mietdauer noch klären mussten.

Wegen des Umwegs fällt der Stopp bei dem Schnabeltier-Reservat aus. Unterwegs bleiben wir in Campbelltown stehen, um im Supermarkt noch ein paar Dinge einzukaufen und einen kleinen Lunch einzunehmen. Es ist ein kleiner Ort mit einem Supermarkt, der irgendwie alles im Angebot hat und sogar eine Poststelle. Manche Häuser sind kurz vor dem Zusammenbrechen, aber der Alkoholladen „BWS“ schaut top intakt aus.

Fahren anschließend gefühlt ins „Nichts“. Rein in die höheren Berge Tasmaniens oder Tassis, wie es von den Einheimischen liebevoll genannt wird. Immerhin zählt der höchste Gipfel im Süden der Insel 1600 Meter. Die letzten 2 km geht es noch über eine Schotterstraße zu unserem Ziel, dem „Sassafras Springs“-Retreat. Und es macht seinem Namen alle Ehren. Auf einem großen Grundstück sind mehrere Blockhütten verstreut, eine Yoga-Plattform, ein Gemüsegarten und Hühnerstall (bei beidem kann man sich bedienen) und einige Spiel- und Picknickplätze. Aber am fantastischsten ist der angelegte Walk durch den Märchenwald. Alles wirkt auf den 3 km wie verzaubert.

Es ist ein kühler feuchter Sommer in Tassi bislang, aber wir haben ein warmes Holzfeuer im Ofen brennen und es ist wunderbar kuschelig in unserer Hütte.

16. Dezember 2022
Ellendale

Verbringen einen unglaublich ruhigen und gemütlichen Tag auf dem Retreat-Gelände. Zum Frühstück gibt es frisch gelegte Eier, die wir zu einem Omelette mit selbst geernteten Frühlingszwiebeln verarbeiten.

Beim Yoga am Morgen vor der Hütte werde ich knapp von zwei Kookaburras überflogen und anschließend von den beiden, die auf einer Stange vor mir sitzen bleiben, ausgelacht. Die Töne dieser großen Eisvögel mit pelzigem Aussehen sind nicht als Hintergrund-Naturgeräusche zur Meditation geeignet 😉

Beim Rumwandern übers Gelände entdecken wir einen Schnabel-Igel. Der ist bestimmt drei Mal so groß wie unser Igel! Einen Teich mit einem Schnabeltier gibt es auch, aber das versteckt sich vor uns.

Die Natur Tasmaniens hat schon so ihre Besonderheiten. Es soll auf Tasmanien gefährlich giftige Spinnen geben. Vor Schlangen wurden wir Eingehens gewarnt. Das Gehen durch hohes Gras ohne spezielle Gamaschen um die Unterschenkel könnte rasch zu einem giftigen Schlangenbiss führen. Aber vor Brennnesseln hat uns niemand gewarnt. Tom hatte Kontakt mit einer. Bei der Berührung verspürte er einen Schmerz, als hätte sich ein Dorn durch seinen Finger gebohrt. Drei Tage lang hat es schmerzvoll gebrannt! Die Pflanze heißt „Gympie“ und kann sogar zu einem anaphylaktischen Schock führen.

17. Dezember 2022
Hobart

Müssen das kleine Paradies schon wieder verlassen. Ab in die Hauptstadt Tasmaniens: Hobart.

Felix setzt uns beim Hotel ab und bringt das Auto zum Flughafen. Tom und ich streunen schon mal zum Piergelände: ein bunter Mix aus Segelbooten, kleinen Motorbooten und einem Kreuzfahrschiff auf dem Wasser. Der Cruiser ist das Schwesterschiff der Queen Mary, die Queen Elisabeth – Erinnerungen! Auch an Land kein Schicki-Micki-Flair. Alles herrlich maritim und bunt und studentisch. Zudem gibt es zwei Universitäten direkt im Hafengelände. Hobart gefällt uns richtig gut. Der bunte Mix setzt sich auch in den Straßen fort: alte Häuser, kleine Häuser, Bürokomplexe, kleine Läden, moderne Foodstores… alles unaufgeregt nebeneinander. Zum Wohlfühlen!

Bummeln durch das „Tasmanien Museum“, freier Eintritt und viel Aborigines-Geschichte. Die Aborigines auf Tasmanien wurden von den Weißen ja regelrecht abgeschlachtet, hingerichtet und ausgehungert. Traurig!

Das Museum ist aber museumspädagogisch nicht so gut gemacht. V.a. die Ausstellung zur tasmanischen Flora und Fauna ist spärlich und schlecht beschildert, fast antiquiert.

Am Abend dann unser erster Pub-Besuch auf der Insel. Zum klassischen Pubessen gibt es auch leckere und sogar raffinierte Gemüsegerichte.

18. Dezember 2022
Botanischer Garten Hobart, Farmgate-Market, Launceston

Am Morgen gehen wir zum Botanischen Garten in Hobart, der immerhin schon sein 200-jähriges Bestehen feiert. Richtig alte Sache in Tasmanien. Es herrscht eine angenehme Stimmung dort am Sonntag, denn viele Menschen treffen sich in kleiner oder großer Runde, um etwas zu feiern. Das Gelände ist sehr hübsch angelegt und viele kleine Ecken laden zum Verweilen ein. Ich bin besonders fasziniert von einer riesigen Korkeiche und ihrer gigantischen Ausladung. Im Schatten der Krone könnten mehrere Schulklassen sich ausruhen. Einziger Minuspunkt ist das Hintergrundrauschen der nahen Schnellstraße.

Anschließend noch zum Farmgate-Market. Dort verkaufen tatsächlich Farmer ihre Produkte und offensichtlich kaufen auch Einheimische hier ihr Obst und Gemüse. Es gibt auch leckere Foodtrucks, bei denen wir uns vegetarische Burger holen.

Um 14.35 Uhr fährt unser Bus, die „Redline“ , ab. Davor holen wir noch unser Gepäck aus dem Hotel. Die Busfahrt nach Launceston ist erstaunlich angenehm! Unser Hotel ist anscheinend historisch mit vielen Erweiterungen. Eigentlich gehört auch ein Restaurant dazu, das am Sonntag, also heute, leider geschlossen ist. Es ist vieles geschlossen in Launceston an einem Sonntag! Die Straßen sind wie leergefegt und wir haben Schwierigkeiten ein offenes Lokal zu finden. Es wird dann ein Italiener – Heimatgefühle! Bei einer Bar genehmigen wir uns noch ein Glas Wein. Heute scheint in der Stadt die Sonne und wir entdecken doch einige hübsche Straßenzüge, die uns vor einer Woche bei Regen entgangen sind. Es gibt ein paar Art-Deco-Gebäude und ein paar alte Kirchen.

Morgen geht es nach Sydney!

4 Kommentare

  1. Monika

    Hallo ihr Lieben,

    es ist doch immer wieder schön, euren Blog zu lesen. Vielen lieben Dank.
    Nun seid ihr ja anscheinend in Sydney. Feiert ihr hier Weihnachten?
    Wir wünschen euch bei sommerlichen Temperaturen ein ganz frohes Weihnachtsfest.
    Lasst es euch gut gehen.

    Herzliche Grüße
    Monika

    1. Titschi Mayer 2.0

      Liebe Monika,
      ja, Weihnachten feiern wir in Sydney mit der Familie von Felix Freund. Felix Frau Anna kommt auch noch dazu. Sie reist aus Johannesburg an. Weihnachten wird hier erst am 25.12. gefeiert. Wir werden am Morgen mit in den Gottesdienst gehen und ab dem frühen Nachmittag kommen dann die Gäste von außerhalb und es gibt BBQ bei sommerlichen 27 Grad 🙂 Sind schon sehr gespannt!
      Euch ein frohes Weihnachtsfest (leider kein Schnee, aber wenigstens gab es den in der Adventszeit)
      Freuen uns schon darauf nächstes Jahr mit euch zusammen auf den Aiblinger Christkindlmarkt im Kurpark zu gehen
      Herzlichst
      Gaby & Tom

  2. Hannes Pawlak

    Liebe Gaby,
    ein schönes Neues Jahr wünsche ich Euch beiden. Ich bin ganz schön neidisch, wenn ich lese, was Ihr für schöne Orte seht. Und dass Ihr so vor Euch hintritscheln könnt. Träume auch schon von…
    Grüße,
    Hannes

    1. Titschi Mayer 2.0

      Lieber Hannes,
      vielen Dank für die Wünsche zum Neuen Jahr!
      Freut mich, dass wir dich zum Träumen bringen und dass du digital mit uns mitreist 🙂
      Viele liebe Grüße an zuhause
      Gaby & Tom

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